Kein Kerl zum Verlieben
Fahrer brachte sie zur Lodge zurück, wo sie den späten Nachmittag und den Abend verbrachten. Er kümmerte sich um den Van, Eyleen zog sich in ihren Bungalow zurück, sie behauptete, müde zu sein und schlafen zu wollen.
Da die Sonne hinter Wolken verschwunden war und nicht mehr heiß vom Himmel brannte, schlug Ricarda vor, spazieren zu gehen. „Hier gibt es aber keine Schlangen, oder?“
„Nein, so nah an der Zivilisation gibt es keine, sie sind scheu und haben sich in die Wildnis verzogen.“
„Wärst du bei mir im Krankenhaus geblieben, wenn die Schlange mich statt John erwischt hätte?“, fragte Ricarda.
„Natürlich“, beteuerte Oliver und wollte fragen, ob sie auch geblieben wäre, wenn er das Opfer gewesen wäre, kam sich aber kindisch dabei vor und sprach es nicht aus.
Als hätte sie seine Gedanken gehört oder erraten, sagte Ricky: „Ja, ich wäre auch bei dir geblieben.“
Sie lächelten beide und gingen weiter, nun Hand in Hand.
„Das auf der Hängebrücke heute war sehr riskant“, wechselte Oliver das Thema. „Ich bewundere auch deinen Mut, aber findest du nicht, dass es eigentlich unnötig und viel zu gefährlich war? Was, wenn du nun abgestürzt wärst?“
„Ohne Risiko ist das Leben langweilig, wer hat das gesagt? Keine Ahnung.“ Ricarda schaute Oliver an, der die Schultern hob und etwas erwidern wollte. Schnell sprach sie weiter. „Ja, es war gefährlich, aber nicht so, wie es den Anschein hatte. Sicher gehen jeden Tage Leute über die Brücke und es passiert nie etwas. Es war vielleicht für uns unnötig, aber es war gut für mein Selbstvertrauen!“, sagte sie stolz.
„Okay, ich bin auch stolz auf dich. Aber in Zukunft überlegen wir uns solche Aktionen genauer, ja. Besonders, wenn wir erst Kinder haben.“
„Kinder?“, staunte Ricarda und verschluckte sich beinahe.
„Da kommen schon welche“, scherzte Oliver und zeigte nach vorn.
Zur Lodge gehörte ein großes Stück Land mit Bungalows, Beeten, Nebengebäuden, Wohnhäusern der wenigen Angestellten. Zwei Mädchen und ein Junge kamen aus dem Bereich der Wohnhäuser auf sie zugelaufen. Sie mochten fünf oder sechs Jahre alt sein und gerade davor stehen, in die Schule zu kommen oder sie waren Erstklässler, falls es diesen Begriff in Thailand auch gab. Neugierig schauten sie Ricarda und Oliver an. Besonders sein blondes Haar hatte es ihnen angetan. Sie lachten das Paar an, plapperten in Thai und wollten ganz ungeniert Olivers Haar berühren.
„Siehst du, sogar hier bist du schon ein Model“, lachte Ricarda. „Nun mach ihnen schon die Freude und geh in die Knie.“
Er tat ihnen den Gefallen und strubbelte seinerseits das dicke dichte Kurzhaar der Kinder. Ein Mann und eine Frau, beide noch jung, kamen heran. Sie sprachen auf Thai, mischten nur wenige englische Wörter mit hinein. Ricarda verstand nichts, doch Oliver hörte zu, nickte und bedankte sich mit: „Khob khun khab.“
„Du hast sie verstanden?“, fragte Ricarda.
„Das meiste. Sie laden uns zum Essen ein, magst du?“
Ricky sah auf die Uhr, es war schon nach fünf und die Sonne, soweit sie zu erahnen war, senkte sich dem Horizont entgegen. Eyleen und der Fahrer konnten für sich selbst sorgen, sie waren groß genug. „Warum nicht?“
Zu siebent liefen sie zu einem der Häuser, jeweils eine Hand von Ricarda und Oliver hatten sich eins der Kids geschnappt und lachten und redeten durcheinander. Ricky sagte halblaut zu Oliver: „Ab Montag werde ich intensiv die Sprache lernen. Es nervt mich total, wenn ich nichts verstehe und ich finde es auch unhöflich und arrogant, sich in einem Land aufzuhalten und nicht die Sprache sprechen zu können.“
„Wenn du meinst? Viel Spaß.“
Sie hatten ein interessantes Essen, einen noch interessanteren Abend und verstanden sich mit Händen und Füßen, englischen und thailändischen Brocken, ganz gut mit ihren Gastgebern. Ricarda brachte den Kindern einige deutsche Wörter bei, die sie erstaunlich schnell lernten.
Im Dunkeln tappten sie zu ihrem Bungalow zurück und machten sich fertig zum Schlafen. „Das war echt ein schöner Abend“, Ricarda wechselte im Dämmerlicht einer Kerze das Shirt. Es störte sie nicht, ob Oliver sie im BH sah oder nicht. „Der ganze Tag, nein, der ganze Ausflug hierher hätte ein tolles Erlebnis werden können, wenn nicht die Sache mit John passiert wäre.“
„Also ich finde, es war ein toller Trip. Solche Dinge passieren nun mal, Thailand ist nicht Deutschland und gerade, wenn man
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