Kein Öl, Moses
Bankreihen befindet.
Ich weiß aus Erfahrung, wovon ich spreche, denn im Zusammenhang mit irgendeinem Arrangement hatte ich kurz nach meiner Ankunft irgend etwas zu arrangieren und hatte es beinahe schon arrangiert. Alles, was ich noch brauchte, war Spiegels Unterschrift. Sobald Spiegel unterschrieben hätte, wäre die Sache, so sagte man mir, in spätestens einer Woche unter Dach und Fach.
Ich begann systematisch zu überlegen. Meine erste Überlegung lautete: Wer kennt Spiegel? Meine zweite: Kenne ich jemanden, der Spiegel kennt?
Nach einiger Zeit hatte ich etwas Wichtiges in Erfahrung gebracht: Wenn ich Spiegels Unterschrift brauchte, dann sollte ich mir eine Verbindung zu Salzmann schaffen, der jeden Freitag mit Spiegel Karten spielt.
Ich sah mich also nach Bekannten von Salzmann um, fand jedoch keine. Wieso, weiß ich nicht, aber es schien im weiten Umkreis niemanden zu geben, der meinen Anforderungen entsprochen hätte.
Ich war verzweifelt.
Auf dem Höhepunkt meiner Verzweiflung lächelte mir das Glück und führte mich mit Birnbaum zusammen, dem ich sofort mein Leid klagte. Birnbaum erkundigte sich, ob der von mir gesuchte Salzmann mit dem Inhaber der RegenschirmReparaturwerkstatt Salzmann identisch sei. Als ich bejahte, ging ein Leuchten über Birnbaums Gesicht:
»Ich habe eine Verbindung zu Salzmann! Keine direkte, aber eine vielversprechende. Meine Schwägerin arbeitet im Frauenkomitee gegen Umweltverschmutzung mit Frau Bar-Hon, und die wohnt im selben Haus wie -«
»Wie Salzmann!« rief ich aus. »Wunderbar!«
»Nicht wie Salzmann. Wie Klinger. Und Klinger stammt aus demselben Kibbuz wie der Inspektor der Freiwilligen Feuerwehr von Petach Tikwah. Dieser Inspektor aber ist niemand anderer als -«
»Als Salzmann!«
»Nein, als Bialazurkewitsch, dessen älteste Tochter mit Rosners Cousin verheiratet ist. Und Rosners Cousin hat einen sehr guten Posten im Büro von -«
»Salzmann!«
»Seien Sie doch nicht so ungeduldig. Im Büro von Dov Golani. Import-Export. Jetzt werden Sie gleich sehen, worauf ich hinaus will. Dovs Sekretärin ist nämlich meine Frau. Und der Gatte meiner Frau -«
»Ist Salzmann!«
»Warten Sie ... nein ... der Gatte meiner Frau... lassen Sie mich nachdenken... das bin doch ich?!« Birnbaum war sichtlich verwirrt und schüttelte den Kopf. »Hm. Dann taugt die ganze Verbindung nichts. Lassen Sie mich etwas anderes versuchen. Sie hören von mir.«
Ich dankte ihm im voraus für seine Hilfe und verabschiedete mich.
Aber wie komme ich an Salzmann heran? Halt! Vielleicht durch Spiegel... Wer kennt Spiegel?
Wie werde ich wohnhaft?
Die Tatsache, daß gleichzeitig mit mir noch 600000 andere Einwanderer ins Land kamen, bereitete den für ihre Unterbringung verantwortlichen Behörden großes Kopfzerbrechen. Es gab nämlich insgesamt nur 14 Wohnungen, die man unter den Neuankömmlingen verteilen konnte, und für drei von diesen vierzehn Wohnungen waren bereits fixe Anwärter vorgemerkt (sie standen in Verbindung mit Salzmann). Die Regierung ergriff unverzüglich energische Maßnahmen, um die Situation zu verschlimmern; sie unterdrückte 1. alle auf Profit abzielenden Versuche, Wohnungen oder Teile davon zu vermieten, und holte 2. ein uraltes Gesetz hervor, demzufolge jedermann, der sich in einer freistehenden Wohnung einmal eingenistet hat, von dort nie wieder ausgewiesen werden kann, sondern in dieser Wohnung verbleiben darf samt Weib und Kind und sämtlichen Nachkommen bis zum Jüngsten Tag.
Das nur nebenbei.
Ich für meine Person hatte Glück. Gerade als ich weder aus noch ein wußte, begegnete ich meinem Freund und einstigen Schulkollegen Julius Botoni, der seine Wohnung in Tel Aviv für ein Jahr um 50 Pfund monatlich vermieten wollte, weil er ein einjähriges Stipendium nach Italien bekommen hatte, um dort einen Bridgekurs für Fortgeschrittene abzuhalten. Es traf sich also für uns beide ganz hervorragend. Wir besiegelten unser Abkommen durch einen freundschaftlichen Händedruck und trennten uns mit frohem Winken.
Botoni kam mir nachgeeilt: »Es ist nicht Mißtrauen«, sagte er. »Aber vielleicht sollten wir die Angelegenheit durch einen Rechtsanwalt formell bestätigen lassen. Nur um etwa möglichen Schwierigkeiten vorzubeugen. Man kann nie wissen. Du verstehst.«
Ich verstand, und wir vereinbarten für den folgenden Tag eine Zusammenkunft bei Botonis Anwalt, Herrn Dr. Avigdor Wachsmann.
Als ich die Kanzlei des Anwalts betrat, war mir sofort klar, daß er bereits alles
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