Keine E-Mail fuer Dich
Problemen sehen, Fremdzuweisungen vermeiden, den inneren Dialog positiv gestalten, so entsteht Selbstachtung, Selbstfürsorglichkeit und ein gutes Verhältnis zu sich selbst. Probleme aktiv lösen, Perfektionismus reduzieren, Optimismus, Humor, Gemeinschaft und soziale Bindungen sollten ganz oben auf der To-do-Liste von Menschen mit PC -Problemen stehen. Lieben und geliebt zu werden ist das größte Geschenk. Das Vermeiden zu vermeiden muss gelernt werden, nur so werden positive Erfahrungen gemacht und Ängste ablegt. Abwehr und Vermeidung zementieren das Problem. Es braucht Zeit und Raum für Erholung, Entspannung hat jeder verdient. Die Fähigkeit, arbeiten zu können, Interessen zu entwickeln und an einer Sache dranzubleiben, auch das macht psychische Gesundheit aus.
Es ist wichtig zu entdecken, was uns gut tut, wie und wo wir Kraft und Erholung finden. Was, wer und wo sind unsere Ressourcen? Energieräuber wie den Computer braucht man nicht. Es geht um genussvolles Erleben außerhalb der Internetwelt. Die Reize der Realität wiederentdecken und die Sinne trainieren, mit offenen Augen, Ohren und der Nase durch die Welt gehen und die Wunder des Alltags neu wahrnehmen ist eine wunderbare Erfahrung. Riechen Sie an einer Blume, schärfen Sie den Blick für den Überfluss unserer wunderbaren Welt und die Wunder des Alltags. Auch das kann man wieder lernen, indem man sich Zeit dafür nimmt. Die Stille ist ein Geschenk, und Genuss ist eine angeborene Fähigkeit. Tabus, Verbote und Ängste hemmen Genuss. Genuss braucht Aufmerksamkeit und Konzentration. Genuss bedeutet, das Außergewöhnliche des Alltags zu erkennen. Genießen geht nicht nebenher. Man erinnere sich an die »Raffaello«-Werbung: Eine Blondine schiebt sich dieses weiße Pralinchen in den Mund, schließt dabei die Augen, konzentriert sich einzig und allein auf den Geschmack, und dann ein »Mmmmh«. Genuss-Experte werden in allen Lebenslagen, sich entschleunigen und treiben lassen, das ist die beste Therapie.
NACHWORT
I ch habe angefangen, dieses Buch zu schreiben, weil ich das Gefühl habe, dass Aufklärung nottut. Immer mehr Menschen kommen in meine Praxis, weil sie mit den Möglichkeiten, die die Neuen Medien schaffen, überfordert sind. Mir scheint, dass es sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem handelt, bei dem zunehmend neue Formen von Beziehungs- und Kommunikationsstörungen auftreten. Zwar sind wir über »das böse Internet und das datenfressende Facebook« ausgiebig informiert, aber dennoch sind wir unfähig, es gut in unser Leben zu integrieren.
An meinem Küchentisch hatte ich im Januar 2010 ein heftiges Wortgefecht mit meiner Großcousine über Google ausgetragen. Sie meinte, ich solle nicht alles so schwarz und negativ sehen, schließlich biete das Internet – und auch Smartphones – mit all seinem technischen Know-how neue Möglichkeiten, unser Leben einfacher und besser zu gestalten.
Das stimmt zum Teil, aber ich will trotzdem keine sozialen Netzwerke mit meinen Daten füttern und benutze bis heute keine Apps. Ich weigere mich, von so einem kleinen Gerät herumkommandiert zu werden.
Mich macht es traurig, dass wir uns durch die Neuen Medien immer mehr voneinander entfernen. Wie wird es wohl mit der Menschlichkeit im Jahr 2030 oder 2050 aussehen? Haben wir unsere Emotionen dann alle »ausgeknipst«? Hier und da noch ein kleines »Flackern«?
Kann man sich die Zukunft tatsächlich à la Raumschiff Enterprise vorstellen? Werden wir eher mit Computern sprechen, als mit echten Menschen? Das iPhone mit seinem Spracherkennungsprogramm Siri lässt Schlimmes erahnen. Werden wir uns bald nur noch mit unserem Handy unterhalten?
Laut Online-Todestest, den ich aus Neugierde dann doch mal ausprobiert habe, werde ich am 25. 01. 2056 sterben. Dann bin ich 79 Jahre alt, und bis dahin werden noch einige Digital Immigrants mit ihren Problemen in meiner Praxis sitzen. Den technischen Fortschritt kann ich nicht aufhalten, dennoch ist es mir ein Bedürfnis, den Menschen weiterhin zuzuhören und auch »leibhaftig« für sie da zu sein. Vielleicht schlafe ich dann ganz friedlich ein, in meinem Sessel unterm Berliner Fernsehturm, am 25. 01. 2056.
DANK
E in großes Danke an Frank Schirrmacher und Michael Hanfeld von der FAZ dafür, mich schreiben zu lassen, meiner Literaturagentin Hanna Leitgeb, die mich dadurch gefunden hat, für ihren Glauben an mich und ihre wundervolle Unterstützung und Motivation, und meiner engagierten Lektorin Katja Gosse vom
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