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Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Titel: Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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    Endlich setzte sich der Zug in Bewegung. Susy drückte ihren roten Haarschopf gegen die Fensterscheibe und sah zum Bahnsteig zurück, auf dem ihre Eltern und Ted standen. Die Gestalten der Zurückbleibenden wurden kleiner und kleiner. Susys energischer Mund bebte ein wenig, und ihre Augen verschleierten sich.
    Plötzlich begann Ted dem Zug nachzulaufen. Seine ersten langen Hosen flatterten ihm um die Beine. Als er Susys Abteil erreicht hatte, legte er die Hände an den Mund und rief: »Mutter sagt ...« Das Weitere ging im Rattern des Zuges unter.
    »Was?« Susy formte die Frage mit den Lippen, ohne sie laut auszusprechen.
    »Mutter sagt ... Gummischuhe vergessen ... neue kaufen«, verstand sie nun.
    Susy lachte. Sie hatte ihre Gummischuhe nicht vergessen, sondern absichtlich zu Hause gelassen. Ted grinste ihr verständnisvoll zu und blieb zurück.
    Bald fuhr der Zug in voller Fahrt dahin. Susy lehnte ihren Kopf an das staubige Polster und sah mit trüben Augen aus dem Fenster. Allmählich ließ der Druck in ihrer Kehle nach. Das Rattern des Zuges formte sich ihr zu Worten, die sie vergeblich zu überhören versuchte.
    »Du hast Angst, du hast Angst!« tönte es unaufhörlich in ihren Ohren.
    Susy hatte wirklich Angst - ein bißchen wenigstens. Dies war der große Augenblick, den die Schulleiterin bei der Abschiedsfeier meinte, als sie vom »Hinaustreten ins Leben« gesprochen hatte. Susy redete sich ein, nichts Besonderes zu empfinden. Sie fuhr mit dem Zug in eine fremde Stadt, das war alles.
    Solange Susy zurückdenken konnte, hatte sie sich gewünscht, Krankenschwester zu werden. Ihr Vater, der Arzt war, hatte volles Verständnis dafür, aber alle anderen Menschen, die ihr nahestanden, hatten stets versucht, ihr den Gedanken auszureden. Sie sprachen immer von dem harten Leben einer Krankenschwester, obwohl sie niemals genau zu sagen wußten, was dieses Leben so hart machte. Ihrer Meinung nach war eine Krankenschwester lebenslänglich dazu verdammt, bei Wasser und Brot Fußböden zu scheuern, sobald sich die Pforten des Krankenhauses hinter ihr geschlossen hatten.
    »Das glaube ich nicht«, hatte Susy zu ihrem Bruder Ted gesagt. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß dreihundert Mädels, die zusammen leben, nicht auch ihren Spaß haben. Und wer soll sich um die
    Kranken kümmern, wenn sie immer nur Fußböden scheuern? Vielleicht die Heinzelmännchen?«
    Susy starrte auf die Telegrafendrähte, wie sie sich kreuzten, zusammenliefen und sich dann wieder trennten. Es machte sie ein wenig schwindlig, dieses ewige Wechselspiel zu beobachten, und sie schloß müde die Augen. Endlich näherte sich der Zug einer großen Stadt. Langsam trudelte er durch ausgedehnte Vororte mit kleinen Häusern, bis er schließlich auf einem großen Bahnhof hielt. Das Abteil verdunkelte sich. Die Türen wurden aufgerissen, und der Lärm der Großstadt schlug den Reisenden entgegen. »Alles aussteigen!«
    Susy ergriff ihr Gepäck, eilte durch die verräucherte Bahnhofshalle und rief nach einem Taxi. Sie nannte dem Fahrer die Adresse des Krankenhauses in einem so grimmigen Ton, daß er sie ganz verwundert ansah. Ihr wurde ein wenig unbehaglich zumute. Ob er sie für eine Patientin hielt?
    Nachdem das Auto den Bahnhof hinter sich gelassen hatte, wand es sich mit einiger Mühe durch einen Schwarm von schmuddeligen, ärmlich gekleideten Kindern, die auf der Straße spielten und lärmten. Vor hundert Jahren, als das Krankenhaus gebaut worden war, hatte es sich noch außerhalb der Stadt befunden. Aber im Laufe der Zeit war es mehr und mehr von Häusern eingekreist worden, und nun lag es mitten im Armenviertel.
    Das Taxi holperte um eine Ecke und kroch dann einen steilen Berg hinunter. Susys Herz stockte. Dort unten, am Fuße des Berges, lag das Krankenhaus. Es war eine Stadt für sich, von einer roten Ziegelmauer umgeben. In der Mitte des ausgedehnten Geländes erstreckte sich eine rechteckige grüne Rasenfläche, auf die große Ulmen ihren Schatten warfen. Sie war auf drei Seiten von kleineren und größeren Bauten aus roten Ziegelsteinen und grauem Granit umgeben.
    An der vierten Seite des Rasens erhob sich ein wuchtiges graues Gebäude. Es hatte drei Stockwerke, war aber so langgestreckt, daß es niedriger wirkte. Mit Efeu umrankte Säulen rahmten eine breite Steintreppe ein und ragten in den Schatten einer gewaltigen Kuppel hinauf. Der schöne alte Bau erweckte im Besucher den Eindruck einer wohltuenden Harmonie.
    »Oh!« hauchte Susy

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