Keine E-Mail fuer Dich
die nicht wissen, was sie zu tun haben. Manche wissen, was sie zu tun hätten, sind aber unfähig, ihr Verhalten dahingehend zu verändern. Trotz unserer vielen digitalen Geräte und der unendlich vielen Möglichkeiten, miteinander in Kontakt zu treten und sich auszutauschen, verarmt die Kommunikation in Beziehungen immer mehr, und alle wundern sich, warum das so ist.
ZUKUNFTSVISIONEN
U m unseren Zustand und unsere Abhängigkeit von der virtuellen Welt zu veranschaulichen, bietet sich das Szenario einer South Park -Folge mit dem schönen Titel Keine Verbindung (Staffel 12/Folge 6) perfekt an, denn es bringt das Thema Internet und was es mit uns macht in einer makabren Weise ziemlich gut auf den Punkt: Als die South Park -Bewohner eines Morgens aufwachen, ist nichts mehr wie vorher, denn das Internet geht nicht mehr! Erste Entzugserscheinungen treten auf, und Panik droht auszubrechen. Berichte besagen, dass es in Kalifornien noch Internet geben soll, und so macht sich die Familie auf den Weg dorthin. Sie landen in einem Camp für Flüchtlinge, doch dort stehen für jeden nur 40 Sekunden Internet pro Tag zur Verfügung.
Am Abend vorher, als das Internet noch funktioniert, geht die Mutter in das Zimmer ihres Sohnes und fordert ihn auf, das Internet zu verlassen, denn es sei Schlafenszeit. Der Sohn ist genervt und weigert sich, denn er müsse noch ein paar Dinge online erledigen. Die Mutter fordert ihn nochmals zum Abschalten auf, denn schließlich sei das Internet ja morgen auch noch da. Dann geht die Mutter ins Zimmer der Tochter und fordert sie ebenfalls auf, den Rechner runterzufahren. Die Tochter chattet allerdings gerade mit ihrem »Freund« aus Montana. Die Mutter geht ins Arbeitszimmer zum Ehemann und fordert ihn ebenfalls auf, endlich offline zu gehen. Auch der Ehemann weigert sich, denn er hätte noch einiges zu tun, z. B. Geld überweisen, eine E-Mail schreiben und Urlaubsfotos ansehen. Seine Ehefrau erlaubt ihm noch »eine Sache«. Er ruft eine Pornoseite auf und masturbiert.
South Park zeigt eine für die heutige Zeit ganz typische Familie: Jeder sitzt in seinem Zimmer vor seinem Rechner, jeder ist Einzelkämpfer, es gibt kein Miteinander. Die beschriebene Szene ist in westlichen Industrieländern ganz normal. Schriftliche Kommunikation, Online-Banking, Musik runterladen, Fotos sortieren. So bleibt jeder für sich, jeder kann für sich allein sein in allen Lebensbereichen.
Am nächsten Morgen klingelt der Wecker. Der Sohn eilt im Schlafanzug zum Computerschreibtisch und macht den Rechner an, doch das Internet funktioniert nicht. Der Vater stürmt unrasiert in Unterhose und Bademantel ins Kinderzimmer, um den Rechner seines Sohnes zu benutzen, da sein Internet auch nicht geht. Auch die Tochter kommt rein und beschwert sich, dass das Internet nicht funktioniere. Für die Tochter ist es wichtig, vor der Schule noch mit »ihrem Süßen« zu chatten. Die Mutter kommt ins Kinderzimmer und verkündet, sie könne ihre E-Mails nicht abrufen. Der Vater schreit, es mögen sich doch jetzt alle wieder beruhigen und sie würden eine Lösung finden, man dürfe nur nicht in Panik geraten. Die Familie rennt in Bademantel und Pyjama auf die Straße und klingelt beim Nachbarn. Der Nachbar lässt die Familie in sein Haus und bietet ihr »als Retter in der Not« sein Internet an. Der Sohn rennt ins Kinderzimmer des Nachbarsjungen und möchte, so schnell es geht, dessen Internet benutzen. Doch auch dort funktioniert nichts. Der Nachbar und der Rest der Familie stürzen ebenfalls ins Kinderzimmer und sind fassungslos. Der Sohn betont, dass er vor der Schule unbedingt online gehen muss und schlägt vor, dass sich alle gemeinsam auf den Weg zu Starbucks machen sollten, denn dort gebe es schließlich immer Internet. Auf der Straße steht ein anderer Nachbar und fragt bei den anderen nach, ob das Internet ginge. Man hört einen verzweifelten Schrei von der anderen Straßenseite: »Was geht hier nur vor?«
Vor Starbucks angekommen, gibt’s Riesentumulte und Geschrei. Die verzweifelte Menschenmenge hält ihre aufgeklappten Laptops in die Höhe. Es ist nicht zu fassen, die ganze Gegend scheint betroffen. Der Starbucks-Junge versucht, die schreienden Massen zu beruhigen, da es auch dort kein Internet gibt. Der Vater kommt auf die Idee, zum Apple-Shop zu fahren. Ein Passant macht ihn darauf aufmerksam, dass es auch dort kein Internet gebe, denn er sei gerade da gewesen. Der Vater ist verzweifelt und fragt sich, was die Nachrichten
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