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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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mich zu retten. Gar nichts. Du wolltest mich lieber vergessen.«
    »Ich … ich … was hätte ich tun können? Ich stand allein da, allein gegen alle.«
    »Nein. Du hast mich verlassen. Ich hatte mich für dich entschieden.«
    Marietto spürte, wie ihm die ersten Tränen über das Gesicht rannen. »Ich bitte dich, verzeih mir! Verzeih mir!«
    »Es ist zu spät. Man hat mich gefunden. Ich gehöre nun einem anderen. Und deine Zeit ist fast abgelaufen.«
    |29| »Nein!«, schrie er. »Es ist noch nicht zu spät. Ich werde dich retten. Warte auf mich. Ich werde kommen und dich retten.«
    Das Gesicht der Frau verschwamm.
    »Nein! Geh nicht weg, nein!«
    Plötzlich fasste ihn jemand am Arm. Die Faschisten. Wütend riss er sich los. Er tastete nach der Pistole in seinem Gürtel,
     aber er war wie in einem Netz gefangen, nein, in einem Sack, der ihn daran hinderte, die Beine zu bewegen.
    »Marietto! Marietto, ich bin’s!«
    Mühsam öffnete er die Augen und bedachte Gaetano, der ihn erschrocken ansah, mit einem hasserfüllten Blick. Auch er hatte
     ihn am Ende verraten.
    »Du hast geträumt, Marietto. Du hast geschrien.«
    Geträumt? Er schaute sich um. Das Zimmer war dunkel, bis auf das blassblaue Notlämpchen, das stets in einer Ecke leuchtete.
     Er war im Altersheim. In seinem Bett. Stimmt, er hatte geträumt, auch wenn er wohl noch nie einen so realistischen Traum gehabt
     hatte. Plötzlich hatte er einen Kloß im Hals und brach in Tränen aus. Das war kein Traum gewesen, das war ein Zeichen. Sie
     rief ihn, die Vergangenheit war wieder da und verlangte ihren Blutzoll. Für das Blut der Gefährten, die im Kampf gefallen,
     die gefoltert und verleumdet worden waren, die sich im Gefängnis umgebracht hatten und nun nach Sühne schrien.

|30| Sechs
    Luciani
    Genua, heute
     
    Um sieben Uhr vierzig, als die Wohnung unter den ersten Hammerschlägen der Bauarbeiter erbebte, stieß Commissario Luciani
     einen furchtbaren Fluch aus und setzte sich in seinem Bett auf. Gegen elf war er eingeschlafen, aber um Mitternacht hatte
     ihn schon wieder das Gelächter der Restaurantbesucher unter seiner Wohnung geweckt, die sich offensichtlich darüber freuten,
     dass sie für vier Würfel rohen Fisch fünfzig Euro ausgegeben hatten. Die Metallrollos besagten Lokals hatten ihn um eins ein
     weiteres Mal geweckt, das übliche Motorrad ohne Vergaser um halb drei. Um drei war der LKW der Müllabfuhr in die Gasse gerumpelt,
     um Viertel vor sechs der mit den Zeitungen. Kurz vor sieben waren die Lieferungen für den Milchmann und für die Metzgerei
     gekommen.
    Und nun standen die Bauarbeiter auf der Matte, um das Haus zu renovieren. Bauarbeiter. Eine Horde von Neandertalern, die sich
     in verlassenen Appartements zusammenrotteten und den lieben langen Tag damit verbrachten, aus Kieselsteinen Pfeilspitzen zu
     hauen.
    Als seine Füße den kalten Boden berührten, wurde er endgültig wach. Er wollte gar nicht nachrechnen, wie viele Stunden er
     unterm Strich geschlafen hatte. Wenn er seine Gereiztheit nicht den ganzen Tag mit sich herumtragen wollte, dann musste er
     sich irgendwie abreagieren. Er ging ins Bad und machte sich fertig, zog T-Shirt, kurze Hose und Joggingschuhe an, stürzte
     zwei Glas Wasser hinunter und verließ die Wohnung, um einen kurzen Lauf auf den Kais hinzulegen. Die Dezemberluft war eisig,
     und Marco |31| Luciani bereute, dass er nicht auch die Jacke übergezogen hatte, aber sein Trainingsplan sah heute Tempoläufe vor – da würde
     ihm schnell warm werden. Wie jeden Morgen hatte er Kopfschmerzen, aber das war wohl normal, bei seinem Schlafdefizit. Wenn
     ich um halb neun zurückkomme, dachte er, dann erwische ich vielleicht das Zeitfenster, in dem der Bauleiter mit seinem Kontrollgang
     durch ist und die Maurer frühstücken gehen, und krieg womöglich noch eine Mütze Schlaf.
    Er schaute auf die Uhr, überschlug schnell, wie viel Zeit ihm blieb, und nahm sich vor, acht Kilometer in 36 Minuten zu laufen,
     vier Kilometer in je 4 Minuten 15 und vier Kilometer in je 4:45, immer abwechselnd. Er kam an die Baumwolllager, drückte die
     Stoppuhr für den ersten Kilometer und zog das Tempo merklich an. Er passierte die Kilometermarke bei 4:22 und schaltete einen
     Gang runter, aber da er Angst hatte, hinter seiner Marschtabelle zurückzubleiben, lief er auch die Lockerungsrunde in 4:35.
     Er hatte die Zeit wettgemacht, nicht jedoch die Sauerstoffschuld, und kam immer mehr aus der Puste. Auch ohne Pulsuhr spürte
     er, dass

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