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Blumenstrauss

Blumenstrauss

Titel: Blumenstrauss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashan Delon
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Tag 1
     
    Der Himmel hatte sich mit dicken, schwarzgrauen Wolken zugezogen, als hätte die Sonne an diesem Sommertag keine Lust aus ihren warmen, weichen Federn zu kriechen.
    Kühler Wind strich um die Häuser und die Leute umschlangen ihre Körper mit den Armen, in der Hoffnung, etwas von der Wärme, die noch aus den letzten Tagen in ihnen wohnte, festzuhalten. Eigentlich sollte es brütend heiß sein und die Sonne von einem strahlend blauen Himmel herunterknallen, sodass man unter der Hitze stöhnen wollte. Doch seit zwei Tagen machte der Sommer eine Pause und ließ die Menschen unter kühlen Winden, Gewittern und Regenschauern frösteln.
    Auch Simon weigerte sich, eine Jacke anzuziehen. Es war Anfang August und Hochsommer. Allein schon aus Protest gegen das kühle Wetter trug er kurzärmelige T-Shirts und weite, dünne Baumwollhosen. Kurze Hosen konnte er bei der Arbeit nicht tragen. Auch wenn er vor Hitze verging, so war er davon überzeugt, dass seine Kundschaft, wenn sie inmitten der Blütenpracht standen und eine Augenweide für die Liebste oder die Dekoration des Esszimmertisches aussuchten, nicht gerade über nackte Männerbeine entzückt sein würde.
    Als Simon die Tür zu seinem Blumenladen erreichte, war er froh, gleich ins schützende Innere schlüpfen zu können. Gerade als er sich bemühte den Schlüssel ins Schloss zu stecken, wehte ein frischer Wind um die Häuser und er beeilte sich noch mehr. Seine Finger waren so klamm, dass er einen weiteren Anlauf brauchte, um den schmalen Schlüssel in das winzige Loch zu stecken. Mit einem Seufzen drehte er ihn endlich um und flüchtete regelrecht in den Ladenraum.
    Der betörende, schier betäubende Geruch von Hunderten von verschiedenen Blumen nahm ihn augenblicklich ein. Er liebte diesen Duft, dessen berauschende Wirkung und blieb einen Moment stehen, schloss die Augen und sog diesen Wohlgeruch tief in seine Lungen.
    Ja, das war sein Leben.
    Seine Blumen, seine Pflanzen.
    Als Florist aus Passion gehörte es dazu, dass er jedes Gewächs als gleichwertiges Lebewesen liebte. Deshalb sandte er im Geiste einen Willkommensgruß durch den Laden zu all den dort auf ihn warteten großen und kleinen Pflänzchen.
    „Brrrr!“, machte es plötzlich hinter ihm, zeitgleich mit dem Schellen der Türglocke, sodass er leicht zusammenzuckte. „Saukalt heute. Ich dachte, wir haben Hochsommer.“ Britta, seine Angestellte, schlüpfte hinter ihm in den Laden und schüttelte sich.
    Er drehte sich um und lächelte sie an. Immer wenn er sie sah, musste er unwillkürlich lachen. Britta war eine kleine verrückte Nudel, gerade erst zwanzig geworden, mit leuchtend violetten Haaren, kleinen, silbernen Ringen in Unterlippe und rechter Augenbraue sowie klobigen, schwarzen Stiefeln mit dicken Absätzen, die die zierliche Ein-Meter-fünfzig-Frau ein ganz klein wenig größer erscheinen lassen sollten. Sie war in ihrer kompletten Erscheinung das krasse Gegenteil von ihm. Mit seinen hochgeschossenen Eins Zweiundachzig konnte er sich auf ihrem Kopf abstützen. Auch wenn er schlank war und sein Gewicht mit Joggen und Radfahren weitestgehend im Gleichwicht hielt, so wirkte er gegen sie wie eine massige Schrankwand. Sie waren wie Schwester und Bruder. Trotzdem er der Meinung war, dass sie sich auch mal vorteilhafter als in ihre obligatorischen schwarzen Gothic-Klamotten hüllen konnte, mochte er die junge Frau. Selbst die Kundschaft schien nichts gegen ihre nicht ganz alltägliche Erscheinung zu haben und sie so zu akzeptieren, wie sie war. Sie hatte etwas an sich, das er schon fast mit mysteriös und schicksalhaft verglich. Seit sie bei ihm arbeitete, florierte sein Laden. Noch vor einem Jahr, bevor sie eines Tages einfach in seinem Laden gestanden und ihm lächelnd eröffnet hatte, dass sie gerne hier arbeiten würde, hatte er trotz der Nähe zum Bahnhof um seine Existenz gekämpft. Er wusste selbst nicht, woran das gelegen hatte. Ob die Tatsache, dass er homosexuell war, der Grund dafür sein konnte, dass kaum Kunden in seinen Laden fanden, oder dass er ohne Brittas ausgeflippte Gestaltungs- und Marketingideen nicht gewusst hatte, wie man seinen bunten Blumenladen optisch und werbewirksam besser in Szene setzen konnte. Er wusste es nicht zu sagen. Jedenfalls verdankte er Britta viel, und die quirlige junge Frau sprudelte förmlich über vor neuen Ideen. Erst kürzlich hatte sie für ihn eine Internetseite ins Netz gestellt, auf welcher man sich bequem online Blumensträuße bestellen und

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