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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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wenig befriedigend. Die Abwanderung der Intelligenz zieht auch das nach sich, dachte er, neben den begabtesten
     Freiberuflern, Kreativen und Wissenschaftlern zogen auch die besten Mörder aus der Stadt weg. Vor einigen Monaten zum Beispiel
     hatte ein in Mailand wohnender Genueser seine Verlobte mit einem astreinen Plan kaltgemacht, so astrein, dass die Kollegen,
     obwohl sie sicher wussten, dass er es gewesen war, keine Beweise fanden und ihn nicht festnageln konnten. Ein faszinierender
     Fall, der auch einem Giampieri Laune gemacht hätte, denn es ging dabei unter anderem um Computer und Handys. Marco Luciani
     spürte, dass sie diesen Fall gemeinsam hätten lösen können, und wieder setzte sich ein Gran Schuldgefühl in seinem Zwerchfell
     fest und beschleunigte seinen Herzschlag. 1
     
    Nach einer guten Stunde stand sein Vize erneut auf der Türschwelle. »’tschuldige, Marco, du bist nicht zufällig dazu gekommen
     …«
    »Nein! Ich bin nicht dazu gekommen, Livasi. Du musst |21| schon ein bisschen Geduld haben, aber warum schickst du mir die Sachen eigentlich per E-Mail? Du sitzt nebenan, meine Tür
     steht immer offen, wenn du mir etwas zu sagen hast, kannst du es mir nicht einfach sagen, und damit hat sich’s?«
    »Nein, das ist, weil … Es geht um die Versammlungen. Ich hab da mal eine Anregung skizziert …«
    »Aber ist die denn so kompliziert, dass du sie mir nicht mündlich erklären kannst?«
    »Nein … doch … das heißt, ich krieg das schriftlich besser hin.«
    Marco Luciani verfluchte zum hundertsten Mal Polizeichef Iaquinta, der ihm diesen neuen Vize zur Seite gestellt hatte. Das
     war volle Absicht gewesen, keine Frage, ein Racheakt nach ihren letzten Gefechten. Er wollte ihm das Leben zur Hölle machen.
     Nicht, dass Livasi unfähig gewesen wäre, aber er hatte genau die Schwäche, die der Kommissar am allerwenigsten ertragen konnte:
     Er war ein Arschkriecher, der sich immerzu in den Vordergrund spielen musste. Ende Oktober nach Genua gekommen, hatte er schon
     nach wenigen Tagen der Akklimatisierung angefangen, ihn mit E-Mails und wöchentlichen Thesenpapieren zu belegen, wie man Organisation
     und Effizienz des Büros verbessern, Schichten und Ferien sinnvoller einteilen und neue Vernehmungsmethoden einführen könnte,
     die in Skandinavien zu einer Steigerung der Geständnisrate um dreizehn Prozent geführt hätten. Der Kommissar betrachtete Livasis
     perfekt rasierte Wangen, das geschniegelte Haar und die ebenso gespannte wie zutrauliche Miene, die stark an einen Apportierhund
     erinnerte.
    »Livasi, du bist seit über einem Monat hier. Habe ich je auf eine deiner Mails geantwortet?«
    »Nein, Chef.«
    »Und, sagt dir das gar nichts?«
    |22| »…«
    »Ich lese keine E-Mails, Livasi. Ich lese sie grundsätzlich nicht. Ich habe einen Account von der Dienststelle, aber ich nutze
     ihn nicht.«
    »Soll ich lieber an eine andere Adresse mailen?«
    »Nein! Du sollst mir lieber sagen, was du mir zu sagen hast, und damit basta!«
    »Ja … aber … Ich möchte gern, dass auf jeden Fall etwas schriftlich festgehalten wird. Ich könnte das vielleicht grob in zwei
     Sätzen formulieren und dir schicken.«
    Na bitte. Am Ende hatte er ihn aus der Deckung gelockt. Vorschläge zur Verbesserung der Effizienz der Abteilung. Und wenn
     er einen davon umsetzen würde, würde Livasi mit seiner hübschen schriftlichen Eingabe zum Polizeichef rennen, um nachzuweisen,
     dass die Idee von ihm stammte. Es ging ihm nicht darum, allen die Arbeit zu erleichtern, sondern nur darum, sich selbst ins
     beste Licht zu rücken.
    »Ja, hervorragend, schreib mir zwei Sätze. Mit Kohlepapier. Mindestens zwei Durchschläge.«
    Sein Gegenüber verstand nach ein paar Sekunden, errötete und schloss beleidigt die Tür. Für den Rest des Tages ward er nicht
     mehr gesehen.

|23| Vier
    Ranieri
    Assisi, sechzehn Monate zuvor
     
    »Freitagnacht verstarb in Assisi Settimo Ranieri, einundneunzig Jahre, Vater von Ludovico, dem stellvertretenden Rektor der
     Universität von M. Settimo Ranieri war ein leidenschaftlicher und kundiger Sammler …«
     
    Ludovico schlug die Zeitung zu. Er hatte keine Lust, den soundsovielten lobhudelnden Nachruf auf seinen Vater zu lesen, zwanzig
     Zeilen, ein geklitterter Abklatsch der Pressekommuniqués, die von der Universität an die Zeitungsredaktionen gegangen waren.
     Vorbildlicher Vater und Ehemann, Gelehrter, raffinierter Kunstkenner, hatte er seinem Sohn die Leidenschaft für sein Fach
    

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