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Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition)

Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition)

Titel: Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Sedlacek
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sich nur beschränkt erklären zu können. Ich hätte ihm gern vermittelt, was mit seinen Stöcken passiert, wenn er weiterhin andere Leute damit piekst. Vielleicht war es auch besser, kein Spanisch zu können. Wir erhalten alle die Urkunden und können unsere Rucksäcke in der Herberge bis zum Abend lagern.
    Wir haben gestern eine nette Bar gesehen und entscheiden uns, dort einen Kaffee zu trinken. Lena, ihr Begleiter und meine Wenigkeit müssen noch Infos der letzten Wochen austauschen. Nikki und Annina wollen Karten schreiben und Alex geht in ein Internetcafé, um die Verbindungen für seine anschließende Europareise zu buchen. Das alles klappt bis 14:00 Uhr. Eike und Simone, die sich übrigens zwei Tage zuvor im Sonnenuntergang am Kap verlobt haben, wollen zu uns stoßen. Doch wir haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht – Siesta, Ole ole! Sie kommen gar nicht mehr in die Bar rein und wir registrieren, dass wir raus müssen. So suchen wir uns eine Kneipe im Hafen. Auf dem Weg kommen wir an Alex Internetcafé vorbei – geschlossen! Auch seinRucksack in der Herberge ist weg. Uns schwant Übles. Ein Telefonat bringt Gewissheit, er hat sich entschieden, ohne uns nach Santiago zu gehen, ohne Abschied, ohne ein Wort. Der Treffer sitzt in der Magengrube. Die Stimmung ist gedrückt. Selbst, wenn Annina und ich ihn heute Abend im Hostel sehen sollten – ich habe Zweifel daran – so kann zumindest Nikki nicht auf Wiedersehen sagen. Ihm war alles zu viel, so erklärt er später. „I was crazy!“ Alle Geschäfte haben zugemacht, er mag keine Abschiede und anscheinend hat er einen ähnlichen Wutausbruch wie ich auf unserer letzten Etappe gehabt. Dann kam der Bus, er hat Catia noch gesehen und ist eingestiegen. Fünf Minuten später im Bus hat er seine Entscheidung bereut. 10 weitere Minuten später bekommt er die Quittung – ihm wird schlecht und er entledigt sich in eine Plastiktüte. Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort … Wir stehen also vor vollendeten Tatsachen in Finisterre und machen das Beste daraus. Wir setzen uns in eine der wenigen offenen Bars am Hafen, Catia und Jacqueline gesellen sich zu uns und wir quatschen und quatschen. Die Mädels wollen irgendwann noch einkaufen. Ich habe mich entschieden, nichts zu tun, bis der Bus kommt. Catia leistet mir Gesellschaft bis um 18:30 Uhr. Dann gehe ich hoch meinen Rucksack holen und packe noch einmal ein paar Dinge um. Um 18:45 Uhr stehen wir (Catia, Bea, Nikki, Jacqueline, Walter, eine Bekannte von Annina, Annina und ich) an der Busstation, machen Fotos und fangen an, uns zu verabschieden. Ein trauriger Moment. Es tut weh. Es kullern Tränen. Als der Bus kommt, geht alles ganz schnell. Die Busfahrerin mahnt zur Eile … Annina und ich stürzen wie zu Schulzeiten in die letzte Reihe zum Heckfenster und setzen uns auf die „coolen“ Plätze. Wir gucken nach hinten aus der Heckscheibe, als die sechs Verbliebenen dem anfahrenden Bus zuwinken. Bei mir brechen alle Dämme. Es ist schlimm, die Menschen gehen lassen zu müssen, in der Gewissheit, sie unter Umständen nie wieder zu sehen. Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Rückwirkend gesehen ist es auch Wochen später noch ein Gefühl des Verlustes. Ich erinneremich an ein Zitat einer Bekannten aus einem sozialen Netzwerk: Wenn Dir einer sagt „Zeit heilt alle Wunden“ … hau ihm auf‘s … und sag „warte, wird gleich besser“. Es wird nicht besser werden. Die Trennung war, ist und bleibt schade. Allerdings holt mich mein Alltag wieder ein und andere Dinge überwiegen. Doch vergessen werde ich dieses Gefühl nie, genau wie all die schönen Momente des Weges. Hier ist es wie mit dem Weg selbst, es gibt nicht nur schöne Teilstrecken, sondern auch das ein oder andere Hässliche, Nervige oder sonst Negative.
    Aber auch hier gilt für mich: Das Schöne wirklich genießen kann man nur, wenn man auch den Rest kennt. So fahren Annina und ich Richtung Santiago – die Busfahrt wird drei Stunden dauern. Entlang der Küste fahrend, schlafen wir trotz der schönen Ausblicke nach kurzer Zeit ein. Nicht wissend, aber hoffend, dass wir Alex noch einmal Wiedersehen. Um 22:00 Uhr kommen wir in Santiago am Busbahnhof gegenüber der Feuerwache an. Alles klar, ein weiterer Programmpunkt für morgen nach Tagebuch, Postkarten und Tasche kaufen ist gesetzt: Feuerwehr besichtigen! So unspektakulär der erste „Einmarsch“ nach Santiago war, so grandios ist er heute. Die Stadt ist um fünf nach zehn, kurz vor dem

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