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0030 - Der Höllenlord

0030 - Der Höllenlord

Titel: 0030 - Der Höllenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Der Sturm nahm an Stärke zu, peitschte die karge Natur und ließ den Mantelsaum des Mädchens knatternd flattern. Gespenstischen Fabelwesen gleich standen von Wind und Wetter zu bizarren Gestalten verformte Felsblöcke, wie von einer Riesenfaust in das Tal geschleudert. Das Mädchen versuchte verzweifelt, den Pfad nicht zu verlieren und wußte doch, daß es sich bereits hoffnungslos verlaufen hatte.
    Noch wollte Elenore das nicht wahrhaben. Keuchend stolperte sie weiter, heraus aus der Senke. Der Boden schmatzte gierig unter ihren Füßen.
    Plötzlich sah sie das wild gischtende Meer vor sich. Fauchend wie ein Untier warf sich die Brandung gegen die steinige, steil abfallende Küste der Insel, die Elenore zusammen mit drei Studienkollegen als Wochenendziel auserkoren hatte. Schon längst bedauerte sie es, das warme und gemütliche Gasthaus verlassen zu haben, um noch einen Abendspaziergang zu machen.
    Das Stück der Küste, das vor ihr lag, hatte sie noch nie gesehen.
    Hier war sie mit Sicherheit noch nie gewesen. Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befand. Der kleine Quell der Hoffnung versiegte wieder, so schnell er aus den Tiefen ihres Unterbewußtseins gedrungen war und machte um so stärkeren Zweifeln und Bedenken Platz, zu denen sich mit zunehmender Dunkelheit die Angst gesellte.
    Die Angst vor dem Unbekannten und der Aura des Unheimlichen, die dieser Landschaft zur Natur geworden war.
    Sagen und Legenden fielen ihr ein, die gestern abend am gemütlich prasselnden Kaminfeuer die Runde gemacht hatten. Die Geschichte von der Weißen Frau und die neuere Geschichte vom buckeligen Mörder, der sich nachts seine Opfer aus dem Moor holt, um sie in die Tiefen der Grotten und Höhlen zu verschleppen, aus denen es keine Wiederkehr mehr gibt.
    Ludewig Hightower, ihr Freund, hatte noch seine Witze darüber gerissen, nachdem der Wirt ihres Gasthofes den Raum für einen Augenblick verlassen hatte. Denn auch der Wirt hatte einen Buckel, der ihn gekrümmt gehen ließ und ihm ein Aussehen gab, als wäre er der Bilderseite eines alten Märchenbuches entsprungen, in dem noch von Kobolden, Zwergen, Nachtmahren und Monstern erzählt wird.
    Es gab viele im Dorf, die den buckligen Mörder nachts schon einmal gesehen haben wollten, und einige der Gäste hatten sich bekreuzigt, als die jungen Leute sich über die Gespenster auf der Insel am Rande der Highlands lustig machten.
    Elenore Lughton war stehen geblieben. Kalt kroch es ihren Rücken hoch.
    Und die Dunkelheit nahm zu. Der grünliche Schimmer des Himmels war einem dreckigen Dunkelgrau gewichen.
    Die Schaumkronen der Brandung leckten gierig an der felsigen Küste, wuschen gespensterhafte Gebilde aus dem Stein. Elenore sah einen grinsenden Totenschädel mit leer starrenden Augenhöhlen, in denen Möwen nisteten. Die Vögel hatten sich in den Schutz der Höhlung zurückgezogen. Ihre durchdringenden Schreie gingen auf im Tosen des Sturms.
    Ratlos sah das Mädchen sich um. Der Pfad, dem es bisher gefolgt war, verlor sich auf den Steinplatten vor einem winzigen, halbmondförmigen, mit Kieselsteinen übersäten Strand, über der sich die auslaufende Brandung wie eine lüsterne Zunge ausbreitete und nur widerwillig wieder zurückfloß.
    Das Mädchen fröstelte. Panik drohte in ihr aufzukommen, als sie immer noch keinen Punkt ausmachte, der ihr bekannt vorkam.
    Da zuckte der erste Blitz herab.
    Wirr verästelt wie eine knorrige Eiche fuhr er weit draußen in die gischtenden Wellenkämme. Sekunden später folgte der Donner. Die Wolkendecke, die wie ein Alptraum bleiern schwer über dem melancholischen Land lastete, riß für Sekunden auf.
    Elenore Lughton sah ganz kurz die schloßähnliche Burg mit den trutzigen Mauern.
    Endlich wußte sie, wo sie sich befand. Das konnte nur Dunvegan Castle sein, die Burg fast auf der anderen Seite der kleinen Insel Skye. Dort würde man ihr bestimmt weiterhelfen. Ganz bestimmt sogar. Der Name Lughton hatte einen guten Klang in Schottland. Ihr Vater war einer der erfolgreichsten Kaufleute des Landes. Sein Handelshaus in Edinburgh unterhielt Geschäftsverbindungen über den ganzen Erdball.
    Elenore eilte den steinigen Pfad hinauf, der sich vor ihren Füßen in Serpentinen den Hang hinaufwand. Ein Absatz des rechten Schuhs rutschte weg. Das Mädchen achtete nicht darauf. Nur weg von hier.
    Dort oben warteten Sicherheit und Geborgenheit auf sie.
    Sie knöpfte ihren Mantel auf, um schneller voran zu kommen. Der Sturm erfaßte ihren gelben Seidenschal und

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