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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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„Dieses Land haben die Juden und Christen für die Zivilisation gebaut, und sieh‘ dir's an, wo wir gelandet sind. Was ist das für eine Freiheit, wo jeder frei eine Waffe tragen darf, aber keiner sich frei auf die Straße wagt, weil er Angst hat? Vor dreißig Jahren, als ich noch ganz jung war, ging ich jeden Abend mit meinen Freunden ins Kino. Wir trieben uns bis spät in die Nacht auf den Straßen herum. Ohne Angst, ohne Probleme!“ ...
    Aber Billy fliegt im Handumdrehen in irgendeinen entfernten Speicher meines Hirnes,
     
denn New York City ist viel zu schnell,
    dass ein Fremder fünf Minuten lang ungestört auf der Straße seine Gedanken sortieren könnte. Ein Schwarzer Typ steht vor mir: „Ich habe es!“
    Hää?? Ich bin ganz ve rdutzt. „Was hast du denn?“
    „Na, was du suchst! Kokain, Marihuana, Hasch, was du willst!“
    „Aber, ... Ich suche nichts.“
    „ Ach, du willst keinen Stoff? Dann brauchst du eine Frau? Das iss klar! Komm ich geb' dir ne wunnderhübsche – das Wunn ganz nach oben biegend betont – Frau!“
    Er packt mit einer hilfsbereiten Bewegung meinen linken Arm und versucht ganz sanft, aber bestimmt, mich in eine Richtung zu führen.
    „Ich brauche aber nichts. Danke.“
    „Was heißt hier ‚nichts‘? Irgendwas braucht man immer!“ Er streift mich mit seinen Röntgenaugen kurz von oben bis unten und versucht mich zu durchleuchten, um eine Diagnose über meine Schwächen zu erstellen. In seinem ausgefuchsten Blick lässt er mich seine Gedanken lesen. In riesigen grellen Buchstaben steht geschrieben: „SIEHST DU MEIN FREUND, WIE GUT DIESE STADT ZU DIR IST. ICH WILL DIR HELFEN, DAMIT DU DICH WOHL FÜHLST HIER BEI UNS.“
    Viel zu kitschig, dass ich es glauben könnte. Darunter fast unlesbar: „losverratemir duvogel wieichandeinekneterankomme“
    „ Hör mal, das einzige was ich brauche, aber dringend: GELD!“ Sage ich ihm im ernsthaftesten Tonfall, den ich überhaupt drauf habe.
    „Moment ... Was meinste Geld?“ Er ist ‘n bissel ausm Konzept.
    „Ich meine, Geld: wofür ich Essen kaufen kann. Ich habe schon Hunger, aber nur so wenig Münzen hier“ und lasse, um den Effekt zu heben, das wenige Wechselgeld in meiner Hosentasche klingeln. Er schaut mich zunehmend fassungsloser an. Also ich zücke meine Mundharmonika: „Tuu-yiip-taap-tudap, - siehste, damit verdiene ich mein Mittagessen, - Tup-tidu-dadap.“
    „Waas? ... Mensch, du machst Musik? Großartig! Oooh, da kannste Piepen machen! Die Fifth Avenue ist für dich die Richtige.“ Seine Skepsis schwappt in Begeisterung über.
    „Jaa, du meinst, das ist der beste Platz?“ Ich fühle mich schon im Sattel. Er steigert sich sogar, und gibt mir die „garantiert besten Ratschläge in dieser Stadt“ als Wegzehrung. Ich bin selber von meinem Auftritt so angetan, dass ich mir sogar einbilde, ich werde meinen Unterhalt tatsächlich mit Musizieren verdienen. Nur eins habe ich vergessen: Ich bin ein chaotischer Dilettant, und hab noch nie auf der Straße gespielt. Tup-tidu-dadap ...
    Es fällt mir wieder der Tag vor zwei Wochen ein, an dem ich mit meinen Freunden schon mal in New York City war. Wir hatten einige touristische Dinger abgeklappert. Hörten Straßenmusik, waren auf dem Dach des World Trade Center. Vierhundertzwölf Meter! Rauf und runter auf dem Broadway, ein Spaziergang auf der Fifth Avenue. Sahen die Dealer und Zuhälter auf der Zweiundvierzigsten ... Aber jetzt kommt mir alles neu vor. Meine Perspektive hat sich geändert. Ich bin jetzt nicht mehr der unbeleckte Tourist, den seine Freunde, deren Auto in einem Parkhaus, in Sicherheit wartet, händchenhaltend durch die Stadt führen. Nein! Ich bin alleine, bereit diese Stadt ohne Vorurteile, ohne Legenden kennen zu lernen. Eigenes Bild, eigene Abenteuer und eigene Erfahrungen machen. Fühlen, wie die Stadt fühlt, aber ohne mich zu verpflichten, wie die Leute die hier wohnen. Ich fühle mich frei, stelle einen Wachposten in mein Hirn, und beginne zu vagabundieren.
    In der Zweiundvierzigsten unterhalte ich mich selbst damit, dass ich versuche auf den ersten Blick herauszukriegen, wer hier Dealer ist. Mann! Bin ich stolz auf mich! Dermaßen! Bis ich begreife; Die Typen scheren sich einen Dreck um ‚inkognit(schew)o‘. Die fangen an, mich auf Schritt und Tritt zu umkreisen, wie Fliegen das Häufchen. Nach einer Weile fühle ich mich auch so. Erst umkreisen und summen, dann setzen sie sich auf mich. Junge, Junge! Es ist schwer, sie los zu werden. Es hilft kein

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