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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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Argument, keine Geduld, nur eins; und es dauert eine Weile bis ich es richtig drauf habe: „Ich habe kein Geld!“ Wenn ich es perfekt vortrage, hauen sie gleich ab. Manchmal habe ich den Bogen so gut raus, dass ich die Dealer mit einem Kopfschütteln, oder sogar mit einer lockeren, aus dem Handgelenk geworfenen Bewegung erledige.
    Ich spüre, wie die aus den Schaufenstern grölenden phosphorgrünen und grellgelben Preisschilder mit den aggressiven rot-orange Neonreklamen den Rhythmus dieser Stadt beschleunigen.
    „Guten Tag! Was kostet so’n Walkman“ frag‘ ich den Mexikaner-Typ in so einem Elektroladen. Der nimmt ein Gerät aus einer Glasvitrine. Hält es so, dass ich den Preis sehr gut sehen kann: etwas mit 127,32 $, oder so. Er schaut mich an: „Für dich mein Freund achtzig Dollar.“ Er ist wirklich ein netter Kerl. Für mich ist es billiger, nur weil ich Akzent und einen roten Rucksack habe.
    „Danke, ist viel zu teuer“ und ich gehe schon Richtung Tür.
    „Warte! Du hast heute einen guten Tag. Hier, nimm’s für fünfundsechzig.“
    Ich bleibe eisern, und habe schon die Türklinke in der Hand.
    „Halt! Renne nicht weg!“ Er tritt hinter dem Tresen hervor. „Hier, mein absolut letztes Angebot: Lege einen Fünfziger auf den Tisch, und es gehört dir.“ Damit reißt er die Plasteverpackung auf, als ob ich schon gekauft hätte. Aber ich:
    „Nein, Nein danke. Mir ist es immer noch zu teuer.“
    „Gut, dann habe ich genau für dich hier einen anderen Apparat.“ Er holt ein anderes, ein größeres Stück hervor. „Das kannst du für fünfundvierzig haben.“
    „Oh nein, dafür soviel?“ ...
    „Moment mal! Wie viel willst du denn überhaupt ausgeben?“
    „Vielleicht zwanzig“ sage ich nachdenklich.
    „Hm, Zwanzig! Bist du dir überhaupt im Klaren, was die hier kosten Mensch? Ich biete sie dir schon unterm Preis an!“
    Er tut mir wirklich leid. Das sage ich ihm auch, und mit einem Bein bin ich schon auf der Straße. Da spurtet er hinter mir her: „O.K. Mann, warte!“ Er greift einen kofferradiogroßen Walkman. “Den geb ich dir für dreißig.“
    „Aber, der kann nicht mal aufnehmen, nur abspielen. N ein, ich will einen zum aufnehmen“ sage ich ganz kategorisch.
    „Na klar“ er ist total empört, „für dreißig Dollar muss er noch fliegen können ... und dein Frühstück machen. Sag mal, mein Herr! Du Kommst nicht zufällig aus Tel Aviv?“
    „Nein. Du meinst, wegen meinem Bart, oder meinem Akzent?“
    „Nö, nö ... Dein Stil.“
    Ich trete auf die Straße, aber er kommt bis in die offene Tür, und ruft:
    „Okay, gut. Gib mir deine zwanzig Dollar. Sollst einen guten Tag haben!“
    Ich aber gehe, ohne stehen zu bleiben weiter. Nur den Kopf drehe ich um, um „nö, nö“ zu sagen.
    Nun, es ist genug aus der Zweiundvierzigsten. Viel lieber
     
    runter zum Central Park
    Ich verlasse di e mit Fressbuden-Nutten-Dealern-Zuhältern-Ganoven-Fotoapparaten vollgestopfte Straße, mit ihren nach Stoff und Muff speienden eleganten und ausgebrannten Kunden. Vor den Nasen der zu auffällig gelassenen Politessen biege ich auf die Fünfte Avenue ein. Vor der „New York Public Library“ spielt eine Jazz-Rock Band. Harter Bass und Schlagzeug unterstützen die weich vibrierende Gitarre. Die beiden Saxophone spielen nur die Refrains, um dem Querflötisten mehr Raum zu lassen. Der spielt aber so zurückhaltend, dass er, als er, wie eine erschrockene Mickymaus, auch noch zu singen anfängt, meine Magensäure hochsteigen lässt. Au weier! schüchtern ist der Bursche. Ich muss weiter. Aber die ganze Fifth Avenue geht mir irgendwie auf den Keks: verlogene sterile Exotik, was dieser Sonntag mit den Touristen treibt. Schwarze Händler bieten auf leere Pappkartons gereihte gefälschte goldene Armbanduhren feil. An der Ecke steht ein Trompeter, und er ist nicht mein Peter. Er bläst Käse mit Schmalz und die Touristen schmelzen dahin. Ein Schwarzer Typ mit Turban und braun-weiß gestreiftem Umhang breitet seine Silber-Messing Schmuckkollektion auf einer karierten Decke aus. Sein ebenfalls muslimisch wirkender Kumpel will mir Duftöle andrehen.
    „Hey, Mann! Was ist dein Body-Öl?“
    „Ich benutze keins.“             
    „Iijj ...“ (Nasen runzeln.) „Waas, kein Öl?“ Er schnuppert in meine Richtung. Sein Gesicht würde in dem Loch eines bedrängten Stinktiers nicht entsetzter wirken können.
    „Wieso, findest du, dass ich stinke?“ Frage ich beleidigt. Aber er lacht:
    „Nimm es

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