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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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seinen entstellten Lippen hervor, aber im selben Moment packten Graals Hände Elias’ Arm, drehten ihn kraftvoll herum, so dass die Sehnen rissen. Der Canker wurde zur Seite geworfen, rollte ein Stück herum und nutzte dann den Schwung der Gegenbewegung aus, sprang mit einem wilden Knurren auf Graals Rücken, begrub ihn unter sich und hämmerte den General in den Schlamm.
    Kell ging zu seiner Axt Ilanna und packte sie mit seinen großen Händen. Dann hob er den Kopf und betrachtete die Albino-Soldaten, die unsicher mit gezogenen Schwertern dastanden. Er griff an, schnell wie ein Schemen, und mit jedem Schlag teilte er einen Körper in zwei Teile. Schließlich trat er grunzend zurück, von frischem Blut bedeckt, Teile von Eingeweiden, Herz und Knochenstücken auf seiner Felljacke, und starrte verbittert auf die Leichenteile.
    Saark packte seinen Arm. »Wir müssen verschwinden!«, sagte er leise. »Sofort, Soldat!« Saark streckte die Hand aus. Im Hauptlager sammelten sich weitere Feinde, bewaffneten sich mit Schwert und Rüstung. Kell nickte und rannte los, Saark an seiner Seite.
    Plötzlich blieb Saark stehen. Drehte sich um. Er wollte der pervertierten, vollkommen entstellten Hülle von Elias danken; sie verdankten ihm ihr Leben. Aber der Kampf zwischen den beiden Monstrositäten war ein Wirbel aus wilden Schlägen und zerfetztem Fleisch.
    Sie rannten weiter.
    Zwischen Zelten hindurch und an Pferdekoppeln vorbei. Saark zeigte darauf, sie öffneten ein Gitter, schnappten sich zwei große Füchse, Wallache, und sprangen auf ihre nackten Rücken. Dann rammten sie ihnen die Hacken in die Seiten, hielten sich an den Mähnen fest, ritten aus der Koppel und galoppierten durch das Lager zu den verfallenen Mauern von Alt-Skulkra … die sich vor ihnen erhoben, riesig, uralt und bedrohlich.
    Angeblich war Alt-Skulkra verflucht. Es war eine der ältesten Städte von Falanor – vor über tausend Jahren errichtet worden. Sie bestand aus einer majestätischen Reihe von gigantischen architektonischen Wundern, von gewaltigen Türmen und Brücken, von Kirchturmspitzen und Tempeln, Kuppeln und Zinnen. Viele davon waren aus schwarzem Marmor erbaut worden, den man aus dem fernen Osten über tückische Marschen und Moore herangeschifft hatte. Es war einmal eine befestigte Stadt gewesen mit gewaltigen Mauern, die leicht gegen Feinde zu verteidigen gewesen war. Jede dieser Mauern war fast fünfzehn Meter dick. Sie hatte gigantische Maschinenhäuser und Fabriken, in denen einst riesige Maschinen gestanden hatten, die, jedenfalls behaupteten das die Gelehrten, in der Lage waren, sehr komplizierte Aufgaben zu erfüllen. Jetzt jedoch waren sie nur mehr riesige, stumme, verrostete eiserne Hüllen, durchtränkt von Bösem, von schwarzem Öl, Hebeln, Kolben und Reglern, die sich nie wieder bewegen würden. Die Stadt war mittlerweile seit Hunderten von Jahren verlassen, ihre Geheimnisse waren mit der Zeit verloren gegangen, und ihr Ruf war so schlecht, dass er alle bis auf die furchtlosesten Abenteurer fernhielt. Man munkelte, die Stadt hege tief in ihrem Herzen eine schreckliche Seuche, und jeder, der durch diese Stadt ging, würde in nur wenigen Tagen davon getötet. Man sagte, Geister würden sich in den nebelverhangenen Straßen herumtreiben, und angeblich lebten dunkle Blutöl-Kreaturen in den verlassenen Maschinen und warteten auf frische Beute.
    Kell und Saark jedoch hatten wenig Alternativen. Entweder ritten sie durch ein Lager mit zehntausend Soldaten, von denen jeder einzelne sie auslöschen wollte, oder aber sie stellten sich den verlassenen Straßen von Alt-Skulkra. Da fiel die Wahl leicht.
    Sie durchquerten die fünfzehn Meter dicken Verteidigungsmauern, deren Ecken und gewaltige Pfeiler unter dem erbarmungslosen Zahn der Zeit zerbröselten. Riesige, grüne und graue Streifen überzogen die einst elegant gemeißelten Säulen.
    Obwohl sie auf der Flucht waren, sah sich Saark staunend um. »Bei allen Göttern, diese Stadt ist gigantisch.«
    »Und gefährlich«, knurrte Kell.
    »Bist du schon einmal hier gewesen?«
    »Nicht freiwillig«, antwortete Kell und beließ es dabei.
    Sie ritten über eine breite Allee, von geschwärzten, verkümmerten Bäumen gesäumt, die ihre kahlen, riesigen Äste in den Himmel reckten. Dahinter lagen gewaltige Paläste und riesige Tempel, deren Mauern Risse hatten und geborsten waren. Selbst die Steine auf den Wegen waren gesprungen und uneben, so als hätten ein brutales Erdbeben und ebenso heftige

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