WoW 12 - Die Nacht des Drachen
PROLOG
Er war gefangen.
Gefangen!
Die Dunkelheit seines Kerkers umgab ihn. Er konnte weder atmen noch sich bewegen. Wie um alles in der Welt hatte es so weit kommen können? Und was für abscheuliche Kreaturen hatten ihm das angetan? Antun
können!
Seit wann vermochte Ungeziefer einen Giganten zu bezwingen?
Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Aber es war geschehen.
Er wollte brüllen, doch selbst das blieb ihm versagt. An dem Ort, wo er war, gab es keinerlei Geräusch. Und eben diese Stille machte ihn verrückt.
Er musste sich befreien. Es
musste
einen Ausweg geben...
Blendend helles, smaragdfarbenes Licht umhüllte ihn plötzlich. Er schrie auf, als er seinem Gefängnis schmerzhaft entrissen wurde.
Doch rasch verwandelte sich sein Schrei in dröhnendes Gebrüll voller Erleichterung, aber auch Wut. Er breitete seine prachtvollen Schwingen aus. Seine riesige blaugrüne Gestalt füllte den Ort fast aus, an dem er sich nun befand.
Entlang seines Rückgrats und Kopfes bildeten sich schartige, kristallin anmutende Auswüchse, auf denen eine beeindruckende Krone ruhte, die an den Helm eines Kriegsherrn erinnerte. Glitzernde weiße Kugeln – mehr Perlen denn Augen – beobachteten die riesige Höhle mit den tückischen Vorsprüngen, die sowohl von der Decke hingen als auch vom Boden aufragten.
Und dann fiel sein unheilvoller Blick auf den Abschaum, der es gewagt hatte, wahrhaftig gewagt, einen Mächtigen wie ihn zu reizen. Einzufangen. Wie genau das gelungen war, entzog sich noch immer seinem Begreifen. Aber das hinderte ihn nicht, seinen gerechten Zorn hinauszubrüllen und sich dabei in eine magentarote Aura zu hüllen.
»Widerliches Gewürm.' Stinkende Kobolde! Ihr wagt es, Zzeraku wie eine beliebige Kreatur zu knechten? «
Während Zzeraku schrie, wurde sein ohnehin schon ätherischer Körper noch durchscheinender. Er konzentrierte sich auf eine Gruppe seiner Fänger. Es waren hässliche kleine Dinger, die sich wie ausgedörrte Draenei bewegten. Allerdings hatten sie an einigen Stellen Schuppen, während an anderen Pelz prangte. Ihre boshaften Münder waren voller tückischer Zähne, außerdem trugen die Wesen gepanzerte Rüstungen. Ihre Augen waren rot wie geschmolzener Stein, und trotz der Gefahr, die er repräsentierte, erweckten sie nicht den Eindruck, wirklich eingeschüchtert zu sein.
Damit war klar, wie beschränkt ihr Wissen über Netherdrachen war.
»
Widerliches Gewürm! Stinkende Kobolde!«,
wiederholte er. Energie knisterte über seinen Körper; sie hatte dieselbe Farbe wie er.
Er streckte seine Klauen aus, als wolle er die Kreaturen hinwegwischen, stattdessen zuckten jedoch Blitze daraus hervor.
Die ersten verfehlten merkwürdigerweise ihr Ziel, weil sie unmittelbar vor den Kreaturen jäh
abdrehten.
Im selben Moment leuchtete auf der Stirn eines jeden dieser Wesen kurz eine merkwürdige Rune auf.
Ohne zu zögern wirkte der gefangene Netherdrache einen weiteren Zauber. Doch diesmal schlug der Blitz in den Boden rings um seine Folterer ein. Stein explodierte, Staub wirbelte auf. Die fauchenden kleinen Bestien wurden davon mitgerissen. Ihre Körper zerstoben zu Zzerakus Freude in der Luft. »
Widerliches Gewürm! Zzeraku zermalmt euch alle!«
Er verstärkte seine Anstrengungen. Ein dunkelblaues Adergeflecht überzog plötzlich seine Brust. Ein Blitz knisterte bedrohlich. Von irgendwoher seitlich legte sich ein langer kräftiger, silbriger Strang um sein linkes Vorderbein und umschloss es schmerzhaft.
Erschreckt vergaß Zzeraku seinen geplanten Angriff. Der Netherdrache war ein Wesen aus purer Energie. Der Strang hätte eigentlich durch ihn hindurchgleiten müssen.
Der Drache schnappte danach und wurde sofort von einem Blitz an den Zähnen getroffen. Sein Bein war plötzlich all seiner Kraft beraubt und knickte ein. Im selben Augenblick wurde sein anderer Vorderfuß auf dieselbe Art überwältigt.
Zzeraku zerrte vergebens an der Fessel. Doch der dünne magische Strang gab nicht nach.
Der Körper des Netherdrachen blähte sich auf, und die blauen Energiestränge, die Zzeraku merklich zusetzten, waren jetzt fast schwarz.
Er wurde noch durchscheinender, als wolle er sich in Nebel auflösen. Die silbernen Stränge loderten. Zzeraku stieß einen Schmerzensschrei aus und fiel vorneüber. Der Netherdrache krachte auf den Boden der Höhle, als bestünde er aus Fleisch und Blut. Risse bildeten sich im Stein. Ein tiefer Spalt öffnete sich und verschlang zwei der Kreaturen.
Die anderen
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