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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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In ungeduldigem Ton sprach er: »Das wäre dann alles.«
    Sie zuckte zusammen, als hätte sie vergessen, dass vor ihr der Hausherr saß, den sie zu fürchten und dem sie zu gehorchen hatte. Sie warf ihm einen rätselhaften Blick zu, sank in einen anmutigen Knicks und wich einen Schritt zurück, doch ihre Augen lösten sich nicht von dem Weinglas.
    Er räusperte sich.
    Sie sah ihn an, und er glaubte, bittere Ablehnung in ihren Augen aufblitzen zu sehen.
    Dann, mit einer kecken Kopfbewegung, wandte sie sich ab und eilte zurück durch den Garten.
    Eigenartigerweise ging sie nicht zum Landhaus zurück, sondern hielt auf den Strand zu. Ihr Gang hatte etwas von dem selbstbewussten Schritt einer Dame, die es gewohnt war, Befehle zu erteilen. Jermyn nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit mit dem Butler über diese neue Angestellte zu sprechen. Sie musste lernen, sich augenblicklich wieder ihren Pflichten zuzuwenden und ihrem Herrn mit dem ihm gebührenden Respekt zu begegnen.
    Als sie aus seinem Blickfeld verschwunden war, trank er aus dem Glas und verschluckte sich beinahe. Verdutzt hob er das Glas hoch und betrachtete die rubinrote Farbe des Weins. Er schmeckte bitter! Wie lange mochte die Flasche schon im Keller gelegen haben?
    Offenbar war der Butler in Jermyns Abwesenheit nachlässig geworden, hatte unverfrorene Dienstmädchen eingestellt und servierte nun minderwertige Weine. Jermyn sah sich in seinem Beschluss bestärkt, ein Wörtchen mit dem Butler zu reden, und wandte sich wieder seinem Buch zu.
    Er blinzelte, als die Wörter unscharf wurden. Die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen.
    Er schaute auf und blinzelte wieder. Die Sonne ging unter, und der Nebel legte sich langsam über das Land. Die dünnen Schwaden brachten die Düsternis mit, die sich schier endlos über die Winterabende in Devon legte.
    Wie eigenartig, dass die Erinnerungen aus Kindheitstagen so ganz anders waren: Lebhaft standen ihm lange Tage voller Sonnenschein vor Augen. Mit seinem Vater war er über das Anwesen gegangen oder hatte mit seinen Freunden, die zu Besuch kamen, herumgetollt. Er entsann sich, wie aufgeregt er als Kind war, wenn sich der heulende Wind und die tosende Brandung in die starken Unwetter mischten. Er erinnerte sich genau an den Duft der Frühlingsblüher und wusste noch, wie das Gras roch, das er niederdrückte, wenn er einen Abhang hinunterrollte.
    Versonnen schüttelte er den Kopf. Diese Bilder und Eindrücke gehörten zu der schwärmerischen Erinnerung an längst vergangene Kindheitstage.
    Der bittere Geschmack des Weins machte ihn durstig, und eher widerwillig nahm er noch einen Schluck. Der Wein schmeckte abgestanden, und angewidert schüttete Jermyn den Rest in die Rhododendren, die den Pavillon an einer Seite umgaben.
    Er spürte, dass ihm der Schweiß ausbrach. Hatte die erste Wärme des Frühlings den Garten erreicht? Rasch holte er sein Taschentuch hervor, tupfte sich das Gesicht ab und schlüpfte hastig aus seinem Mantel, den er halb über Arm-und Rückenlehne hängte.
    Sowie er sich wieder der Lektüre zuwandte, stellte er fest, dass die Buchstaben noch immer tanzten. Das Licht nahm schneller ab, als er vermutet hatte, denn sonst wäre die Seite nicht so verschwommen gewesen.
    Er versuchte, das Buch zuzuschlagen, doch es glitt ihm aus den plötzlich steifen Fingern. Seine Zunge kam ihm mit einem Mal geschwollen vor. Er hob den Kopf, um den Blick durch den Garten schweifen zu lassen, doch allein diese kleine Bewegung schien endlos zu dauern. Der Nebel stieg bereits vom Boden auf und raubte ihm die Sicht.
    Oder lag es am Wein, dass die Welt um ihn herum so unscharfe Konturen annahm?
    Der Wein...
    Die plötzliche Erkenntnis erschreckte ihn. Mühsam erhob er sich und schwankte leicht hin und her. Jemand hat den Wein vergiftet.
    Ich sterbe , schoss es ihm durch den Kopf.
    Als die Kutsche zwischen London und Brighton ein Rad verlor und am Wegesrand zusammenbrach, hatte er den eigenen Tod vor Augen gehabt. Aber dies ... war heimtückischer ...
    Der Boden schwankte bedrohlich unter seinen Füßen. Jermyn verlor den Halt, stürzte schwer auf die Holzbohlen und spürte den stechenden Schmerz in seinem verletzten Bein. »Hilfe!«, versuchte er zu rufen. Undeutlich hörte er Stimmen und Schritte ...
    Man eilte ihm zu Hilfe.
    Hoch über ihm ließ sich die Stimme eines Mannes vernehmen, der mit dem charakteristischen Akzent von Devon sprach. »Das ist uns gelungen, Miss Rosabel.«
    Jermyn riss die Augen auf. Ein Paar

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