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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Neffen ging! »Was sollen wir jetzt machen?«
    »Wir lassen Seine Lordschaft frei.« Miss Victorine saß am Küchentisch und hatte die Hände im Schoß gefaltet. Wie es schien, hatte die alte Dame damit gerechnet, dass Mr. Edmondson sich erneut weigern würde, das Lösegeld zu zahlen.
    Allerdings war auch Amy nicht allzu erstaunt. Das erste Mal war sie schockiert und sprachlos gewesen. Inzwischen hatte sie drei Tage der Ankunft des zweiten Schreibens entgegengefiebert und sah nun keine andere Möglichkeit, als die Flucht nach vorn zu wagen. Viel zu laut sagte sie: »Wir werden Lord Northcliff nicht freilassen!« In etwas ruhigerem Ton fügte sie hinzu: »Das können wir nicht. Wir würden am Galgen enden.«
    »Mich würde er nicht hängen.« Miss Victorine klang sehr überzeugt.
    »Aber mich.« Da war Amy sich sicher.
    Die Tür zum Keller stand einen Spalt breit offen. Unten machte sich Northcliff bemerkbar und rief in scheinbar gelassenem Ton: »Miss Amy, könnte ich Sie einen Moment sprechen?«
    »Wie macht er das?«, platzte es aus Amy heraus. »Woher weiß er, dass ich hier bin?«
    »Mir hat er gesagt, dass er an dem Knarren der Dielen hört, wer oben in der Küche ist.« Miss Victorine erhob sich, nahm den Kater, wiegte ihn auf dem Arm und meinte: »Zeit für ein Schläfchen. Wecken Sie mich, wenn Sie fertig sind.« Damit meinte sie offenbar, dass Amy nun dafür verantwortlich sei, sich mit dem ungeduldigen Marquess abzugeben, der immer noch unten im Keller eingesperrt war. Vielleicht hatte die alte Dame recht, denn immerhin hatte Amy die anderen in diese Geschichte hineingezogen.
    Aber trotzdem war sie mit ihrer Pflicht alles andere als zufrieden. »Ich werde es ihm ausrichten.« Sie warf den Brief auf den Tisch. »Aber diesmal werde ich kein Geschirr mit nach unten nehmen.«
    »Ein guter Plan. Ich habe nämlich nicht mehr viel Porzellan.« Miss Victorine humpelte in ihr Schlafzimmer, als gäbe es nichts auf der Welt, über das sie sich Sorgen zu machen bräuchte.
    Amy blieb zunächst unschlüssig stehen. Dann strich sie ihren Rock glatt und überprüfte ihr Mieder, um sicherzugehen, dass der Kragen so verlief, dass der Marquess keinen Blick auf ihren Ausschnitt erhaschen konnte.
    Natürlich war sie züchtig genug gekleidet. Dies war eines der alten Kleider von Miss Victorine, doch selbst ein hochgeschlossenes Mieder konnte nachgeben und mehr Reize zeigen, als einer Dame lieb war. Sie griff nach ihrem langen Tuch, legte es sich um die Schultern und band es auf Taillenhöhe fest. Während der letzten beiden Tage hatte sie diese Angewohnheit entwickelt, denn obwohl Northcliff und sie sich nicht mehr auf anzügliche Gespräche eingelassen hatten und der Marquess seine lasterhaften Ansichten für sich behielt, fühlte sie sich in seiner Gegenwart ... immer noch unwohl. Etwas an seiner Art ließ sie ... vorsichtig werden.
    Löste diese Rastlosigkeit in ihr aus.
    Raubte ihr den Schlaf.
    Machte sie atemlos.
    Er sprach nicht länger über sein Verlangen, aber ihr Gespür verriet ihr, dass er es noch immer empfand. Widerwillig gestand sie sich ein, dass auch sie sich eigenartig fühlte. Bisweilen war ihr unbehaglich zumute, als leide sie unter Magendruck. Oft ertappte sie sich dabei, wie sie den Marquess aus den Augenwinkeln beobachtete, und immer sah sie, dass sein Blick auf ihr ruhte. Sie mochte den Klang seiner Stimme. Wenn er sie ansprach, kam sie sich oft wie ein junges, schwärmerisches Schulmädchen vor. Das alles war höchst eigenartig, und Amy hasste es, sonderbare Gefühle zu verspüren. Es behagte ihr gar nicht, irgendetwas für diesen Mann zu empfinden.
    Als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, war ihr nichts wichtiger gewesen, als ihn zu entführen, das Lösegeld zu erhalten und mit Miss Victorine das Weite zu suchen. Für sie war er nur Mittel zum Zweck, und keinen Augenblick hatte sie in ihm etwas anderes gesehen.
    Jetzt indes dachte sie pausenlos an ihn.
    Es würde ihr bestimmt nicht gelingen, sich seiner zu entledigen.
    Selbst wenn ihr dies gelänge, so fürchtete sie, den Marquess nie vergessen zu können.
    Das Leben war so einfach verlaufen, ehe sie Jermyn Edmondson begegnet war.
    Als sie die erste Weigerung, das Lösegeld zu zahlen, erhalten hatte, war sie unsicher in den Keller gegangen.
    Diesmal ging sie die Stufen trotzig und entschlossen hinunter. Northcliff hatte sich zwei Kissen in den Rücken geschoben und gab vor, in ein Buch vertieft zu sein, aber Amy wusste, dass ihm keine Bewegung entging,

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