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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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»Machen Sie es bis hier noch einmal auf. Und dann machen Sie ruhig so weiter.«
    »Sehen Sie?«, murmelte Amy trotzig.
    Er gab einen Laut des Unmuts von sich, machte den Stoff auf und unternahm erneut den anstrengenden Versuch, Spitzen mit kleinen Perlen zu verzieren.
    An diesem Abend waren Amy und Jermyn auffallend zurückhaltend; sie sprachen ruhig und höflich miteinander und mieden jeglichen Blickkontakt. Für ihn war es einfacher, wenn er sie nicht ansah. Auf diese Weise gelang es ihm, sein Verlangen und seinen Zorn zu zügeln.
    »Sie kann sich keine neuen Augengläser leisten«, sagte Amy. »Die wird sie sich erst kaufen, wenn wir das Lösegeld haben.«
    »Onkel Harrison will die Summe aber nicht zahlen.« Jermyn hatte Schwierigkeiten, sich in seiner Verärgerung zurückzuhalten. »Schon vergessen?«
    »Heute habe ich einen zweiten Brief an Mr. Edmondson geschrieben. Wir haben die Lösegeldforderung herabgesetzt.« Amy lächelte, als wäre sie mit ihrer Vorgehens weise äußerst zufrieden. »Jetzt wird er zahlen.«
    »Sie haben die Forderung herabgesetzt?«, fragte er.
    »Ja, warum nicht?« Amy kam mit ihrer Perlstickerei schnell voran. »Vor wenigen Stunden habe ich den Brief zu Ihrem Anwesen gebracht und an einer Stelle hinterlegt, wo der Butler ihn nicht übersehen kann. Dann sah ich, dass ein Bote zu Mr. Edmondsons Haus ritt...«
    »Sie haben die Forderung herabgesetzt? Als wäre ich ein Hut , den keiner haben will? Oder ein alter Jagdhund? Oder ein fleckiges Taschentuch?«
    »Dann schon eher der alte Jagdhund, wenn überhaupt«, erwiderte Amy keck.
    Er verspannte sich, bereit, der Stichelei etwas Passendes zu entgegnen.
    »Amy!«, tadelte Miss Victorine sie. »Sie haben mir etwas versprochen!«
    »Tut mir leid«, murmelte Amy.
    »Nein, kein Hut, Mylord.« Die alte Dame schob den Kater auf ihrem Schoß ein wenig nach vorne. »Nichts derart Unbedeutendes. Wir haben in unserer Forderung nur ein paar kleine Veränderungen vorgenommen, damit Ihr Onkel das Geld aufbringen kann.«
    »Onkel Harrison braucht das Geld nicht aufzubringen «, kam es höhnisch von Jermyn. »Ich habe ihn ermächtigt, das Vermögen der Northcliffs zu verwalten.«
    »Wir glauben, dass er das ganze Geld in Manufakturen investiert hat und jetzt knapp bei Kasse ist«, sagte Amy in ruhigem Tonfall, der ihm verriet, dass sie sich wieder unter Kontrolle hatte.
    »Lächerlich!«, entgegnete Jermyn.
    »Warum hat er dann das Lösegeld nicht gezahlt?«, fragte Amy in übertrieben geduldigem Ton.
    Darauf wusste Jermyn auch keine Antwort. Den Brief hatte er gelesen. Er verstand weder Onkel Harrisons beinahe brüsken Ton noch die überhastete Weigerung, der Todesandrohung nachzugeben.
    Jermyn hatte sich schon gefragt, ob er die Welt überhaupt noch verstand.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Mylord.« Amy bedachte ihn mit falschem Trost. »In weniger als drei Tagen sind Sie frei.«

10. Kapitel
    H arrison Edmondson bedeutete dem Boten mit herrschaftlicher Geste, das Arbeitszimmer zu verlassen. Erst dann öffnete er den zweiten Brief mit wachsender Neugier. Rasch überflog er die Zeilen, und das erwartungsvolle Leuchten in seinen Augen erlosch wie die Flamme einer Kerze im kalten Luftzug. »Warum bin ich ständig von Stümpern umgeben? Warum ist es so schwer, einen einfachen, kleinen Mord zu begehen?« Er holte ein neues Blatt Papier aus einer Schublade, nahm den Verschluss von dem Tintenfässchen und verfasste ein Antwortschreiben, mit dem er die Entführer seines Neffen in Wut zu versetzen gedachte.
    Sie sollten endlich die Arbeit verrichten, die sie versprochen hatten.
    Amy las die Zeilen und ließ den Brief verzweifelt sinken. »Er wird das Lösegeld nicht zahlen.«
    Pom schien schon damit gerechnet zu haben und nickte ernst. »Also, dann werde ich mal zur Schenke gehen.« Er schlüpfte in seinen noch feuchten Wollmantel und setzte seine Mütze auf. »Meine Frau arbeitet dort, und ich brauche etwas Warmes zum Abendessen.« Er verließ Miss Victorines Küche und trat hinaus in die neblige Abendluft unter tief hängenden Wolken.
    Amy blickte ihm entgeistert nach. Der Fischer hatte die Nachricht gleichgültig auf genommen, während sie am liebsten laut geschrien und mit den Fäusten auf den Küchentisch getrommelt hätte. Was dachte dieser Mr. Edmondson sich eigentlich dabei? Amy kam nicht darüber hinweg, dass dieser Mann dem Schicksal eines nicht unbedeutenden Adligen mit kalter Gleichgültigkeit gegenüberstand - zumal es um Mr. Edmondsons eigenen

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