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Brüllbeton - Kriminalroman

Brüllbeton - Kriminalroman

Titel: Brüllbeton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Vorspiel
    Diese verdammten Nadelstiche – Als ob man mir den Unterleib abtrennt – Die Schmerzen rauben mir den Atem, benebeln mich – Ich muss dagegen ankämpfen – Die Faust ballen, tief Luft holen – Es riecht nach feuchtem Moos – Die Wolken rücken näher – Ich reite ihnen entgegen.
    Ich wollte endlich ein besseres Leben führen – Nach all den Jahren des Verzichts – Jetzt hat man mir den Unterleib aufgebohrt – Doch ich werde es schaffen – Ich werde wieder lernen, zu fliegen – Wie die Drachen, die ich als Kind am Ufer steigen ließ.
    Nicht so nahe ans Wasser, der Wassermann könnte dich holen! – Ach Mutter, du hast mir mit deinen Geschichten oft Angst eingejagt – Du wolltest mich beschützen, aber du hast es nicht geschafft – Jetzt bin ich gestrandet – Liege in diesem verdammten Straßengraben und darf nicht um Hilfe rufen.
    Denn dann würde herauskommen, was ich geschluckt habe – Dann wäre all die Mühe vergeblich gewesen – Dann würden sie mir den Lohn verweigern – Mich werden sie bestrafen, weil ich jetzt hier liege und das Zeugs nicht ordentlich abgeliefert habe.
    Wieder so eine Welle – Die Schmerzen ziehen nach oben in die Brust, als würde jemand einen Reißverschluss in mir öffnen – Ich darf nicht daran denken – Ich muss jetzt versuchen, hochzukommen – Mist, die Beine spüre ich nicht mehr – Ich werde einen Drachen steigen lassen, der wird mich emporheben, mich den Wolken näher bringen – Hauptsache, der Wassermann findet mich nicht.
    Mirja, Schwesterherz, warum kommst du nicht? Ich weiß, dass du in der Nähe bist – Hol mich hier raus – Ich verspreche dir, dass es die letzte Tour war – Du hast es schon lang geahnt, nicht wahr? – Du hast mit mir nie darüber gesprochen, du machtest mir nie Vorwürfe – Du wusstest, dass ich das Geld brauche.
    Mirja – Du bist mir von allen die Liebste – Wie wir unter der Bettdecke verbotene Bücher lasen – Wie wir uns im Stall mit Stroh bewarfen – Wie wir uns gegenseitig die Jungs ausspannten.
    Ilja, du Schurke – Die Nächte in Petersburg – Wild und grenzenlos in der Liebe – Warte, ich werde auch das hier überwinden – Ich komme bald wieder, und dann werden wir ein Paar.
    Die Nadelstiche haben sich in ein Meer von Messerhieben verwandelt – Aber jetzt spüre ich sie nicht mehr – Die Schmerzen lassen plötzlich nach – Ich habe das Gefühl, als würde ich von der Schwere meines Körpers befreit werden – Der Drachen steigt auf – Die Wellen umringen mich – Es riecht nach Kirschblüten, wie in meiner Jugend, in den Ferien zusammen mit Mirja auf dem Bauernhof – Tief einatmen – Halte die Leine fest in der Faust – Eine riesige Welle kommt auf mich zu – Über den Schaumkronen glitzert ein Gesicht – Das Antlitz des Wassermanns – Er lächelt – Er macht mir keine Angst mehr – Seine himmelblauen Augen sind weit geöffnet und betörend schön.

    *

    Der Mann mit der Schiebermütze reichte einem seiner Kumpel ein Seziermesser. »Hier, habe ich mir aus dem Uniklinikum besorgt. Nimm das und schneid’ ihr den Bauch auf!«
    Â»Aber Boss«, stotterte der andere verlegen. »Wir können doch nicht einfach einer Toten …«
    Â»Quatsch nicht herum, tu, was ich dir sage. Warst doch noch nie zimperlich, wenn es einem an den Kragen ging.« Der Mützenmann spuckte verächtlich ins Gras, das rings um den Straßengraben wucherte, in dem die tote Frau lag.
    Â»Die ist tot. Mausetot. Die wird das wohl kaum noch merken. Eigentlich schade um die Schlampe. Viel zu schön, um zu sterben. Als Lebendige hätte sie uns noch so manchen Spaß bereitet. Aber an Toten vergeht man sich nicht.« Wieder spuckte er ins Gras. »Man hat ja schließlich seine Berufsehre.«
    Eine der beiden anderen Gestalten, die breitbeinig danebenstanden, lachte zynisch auf. »Na los, gib ihr Zucker, Bruder!«
    Â»Aber vorsichtig, Mann«, mahnte der Boss. »Die heilen Päckchen dürfen nicht beschädigt werden. Das ist unser Kapital.« Er kramte aus seiner Manteltasche ein Bündel Plastikhandschuhe

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