KGI: Dunkle Stunde (German Edition)
brauchst.«
Ethan fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und zwang sich, nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. »Ich brauche die Hilfe von KGI .«
Garrett stellte die Füße auf den Boden und setzte sich aufrecht hin. »Was ist los? Hast du irgendwelchen Ärger?«
Er war sofort in Alarmbereitschaft. Auch wenn Sam der Älteste war, hatte Garrett einen übermächtigen Beschützerinstinkt, wenn es um die Familie ging. Er würde durchdrehen, wenn er die Sache mit Rachel erfuhr. Vor allem, weil er ihr so nahegestanden hatte.
Ethan blickte auf den dicken Umschlag in seiner Hand. Plötzlich befielen ihn Zweifel. Das war doch verrückt. Wie konnte er seine Brüder überzeugen, wenn er selbst kaum daran glaubte? Aber wenn es stimmte … wenn es auch nur eine hauchdünne Chance gab, dass sie noch lebte, musste er Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sie zu finden. Es gab keine Alternative.
Der Klumpen in seinem Magen wurde immer größer, und so schleuderte er den Umschlag schließlich in Garretts Richtung. Sam schoss von der Couch hoch, schnappte ihn Garrett vor der Nase weg und riss ihn auf. Donovan und Garrett stellten sich hinter Sam und schauten ihm über die Schulter.
»Was soll das alles?«, fragte Sam, während er die Diagramme, Karten und GPS -Daten überflog. Sein Blick wurde immer grimmiger. Er starrte Ethan an. »Wo hast du das her?«
»Es kam gestern mit der Post, zusammen mit einer Nachricht, dass Rachel noch lebt.« Ethan zeigte auf die Unterlagen und die Fotos, die Sam in Händen hielt. »Das da ist der Beweis.«
Er wunderte sich, wie ruhig er klang. Wie gefasst. Als wäre die Nachricht völlig alltäglich, dass seine Frau, die er für tot gehalten hatte, noch am Leben war.
Garrett fluchte wie ein Kesselflicker, und Donovan … er schaute Ethan aus traurigen, verständnisvollen Augen an. Ethan hasste diesen Blick. Der kam gleich nach einem Tätscheln des Kopfes und der Empfehlung, sich einen guten Therapeuten zu suchen.
Sam studierte immer noch konzentriert die Fotos.
»Sie sieht aus wie Rachel«, sagte er langsam, als würde es ihm Schmerzen bereiten, das zu bestätigen und somit zuzugeben, dass Ethan möglicherweise nicht reif für die Klapsmühle war.
»Das ist Rachel«, sagte Ethan. Die Ungeduld war ihm anzusehen. »Glaubt mir, ich bin alles durchgegangen. Die ganze Nacht habe ich mich gequält und mir gesagt, das müsse ein schlechter Scherz sein. Aber was, wenn nicht? Kann ich so tun, als hätte ich all das nie bekommen? Mein Gott, wenn sie noch lebt … und wenn sie über ein Jahr in so einer Hölle … «
Er sprach den Satz nicht zu Ende. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Er versuchte, sich wieder zu beruhigen. Immer wieder ballte er die Hände zu Fäusten. Immer wieder ging ihm der gleiche entsetzliche Gedanke durch den Kopf. Rachel. Lebend. Gefangen gehalten und Gott weiß welchen Qualen ausgesetzt.
»Sam, du musst mir helfen. Für diese Sache brauche ich KGI . Zu wem soll ich denn sonst gehen? Kein anderer würde mir glauben. Du wolltest doch immer, dass ich bei euch mitarbeite. Tu es für mich! Hilf mir! Dann bin ich dabei.«
Sam fluchte und schüttelte den Kopf. Garrett blickte finster drein. Donovan verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen.
»Hier geht’s nicht darum, ob du bei uns einsteigst«, sagte Sam. »Ich würde dich nie auf diese Art unter Druck setzen. Mann, ich versuche momentan, das Ganze zu kapieren. Hast du eine Ahnung, wie weit hergeholt sich das anhört, dass Rachel nach so langer Zeit noch am Leben sein soll? Doch, das weißt du genau, Ethan, habe ich recht? Du bist selbst nicht davon überzeugt, dass sie noch lebt, oder?«
Ethan bemühte sich um eine möglichst neutrale Miene. Am liebsten hätte er die Zähne gefletscht, getobt, auf der Stelle etwas unternommen. Am liebsten wäre er aus der Haut gefahren. Wie konnten sich seine Brüder so ruhig vor ihn hinstellen, so vernünftig , wenn sie längst Rachels Befreiung hätten planen sollen?
»Meine Güte, du bist also doch davon überzeugt«, murmelte Garrett.
»Ethan«, begann Donovan mit seiner sachlichen Stimme. »Dir muss doch klar sein, dass es sich wahrscheinlich nur um einen üblen Scherz handelt. Von irgendeinem Irren. Vielleicht sogar von jemandem, der noch eine Rechnung mit KGI offen hat. Es gäbe kaum eine bessere Methode, uns in die Schusslinie zu bringen, als uns Rachel auf diese Art und Weise vor die Nase zu halten.«
Sam nickte entschlossen. »Wir müssen definitiv
Weitere Kostenlose Bücher