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1029 - Evitas Folterkammer

1029 - Evitas Folterkammer

Titel: 1029 - Evitas Folterkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Am schlimmsten waren nicht die körperlichen Schmerzen und auch nicht der Druck der Metallreifen um seine Handgelenke. Selbst das Klirren der Ketten störte Bruder Victor nicht. Es war mehr die seelische Pein, die ihn quälte, diese absolute Hilflosigkeit, verbunden mit der tiefen Dunkelheit, und auch das Wissen um den Ort, an dem er gefangengehalten wurde. Tief unter der Erde. Allein gelassen in einer Folterkammer, in der es nach Blut und Tod roch, den zahlreiche Menschen hier erlitten hatten.
    Hinzu gesellte sich noch etwas völlig Natürliches. Es war der Durst. Die Sucht nach Wasser, die den an Ketten hängenden Gefangenen schwächte. Bruder Victor hätte sich gern auf den Boden gesetzt, um seinen steif gewordenen Gelenken Ruhe zu gönnen. Das war nicht möglich, die Ketten hielten ihn auf halber Strecke fest. Er konnte einfach nur stehen und nichts anderes.
    Das Zeitgefühl hatte er längst verloren. War es Tag, war es Nacht?
    Er wußte es nicht. Eine schreckliche Monotonie hielt ihn umklammert, die nur dann unterbrochen wurde, wenn sie erschien.
    Ja, sie – eine Frau!
    Bruder Victor hatte sie nie zuvor in seinem Leben gesehen. Sie war ihm völlig fremd gewesen, dann aber war sie in seiner Nähe erschienen und hatte zugeschlagen.
    Brutal, ohne Rücksicht zu nehmen. Sie hatte ihn erwischt, nachdem er in der Nacht einen kranken Freund verlassen hatte, dessen Leben sich dem Ende neigte. Bruder Victor hatte ihm noch Trost zugesprochen und sich mit dem Versprechen verabschiedet, ihn wieder zu besuchen.
    Dazu war es nicht gekommen. Urplötzlich war diese Frau dagewesen. Sie hatte ihn angefallen wie eine Raubkatze und ihm dabei ein Tuch vor den Mund gepreßt, das mit einem schnell wirkenden Betäubungsmittel getränkt worden war.
    Bruder Victor hatte keine Chance gehabt. Innerhalb weniger Sekunden war er aus dem Verkehr gezogen worden und erst viel später angekettet in diesem Folterkeller erwacht.
    Er war jetzt ein Gefangener. Einer, auf den die Folter wartete, wie ihm die Frau prophezeit hatte. Ein kleines Rad im Getriebe der Rache, das war ihm ebenfalls noch gesagt worden.
    Andere Gründe kannte er nicht. Alles lief nicht mehr in den normalen Bahnen. Victor hatte in sich hineingehorcht und sich verzweifelt gefragt, was er falsch gemacht haben könnte, doch er war zu keinem Resultat gelangt.
    Die Frau war ihm unbekannt. Er hatte in seinem Leben keinem anderen Menschen etwas getan, was diesen zu einem derartigen Haß hätte treiben können.
    Und doch war es geschehen. Er war Gefangener einer Frau, die sich Evita nannte.
    Auch damit hatte Victor nichts anfangen können. Er kannte einige Frauen, aber keine, die auf den Namen Evita hörte. Da war diese Folterfrau einmalig.
    Dabei hatte sie ihm in der Zeit seiner Gefangennahme nicht viel getan. Okay, sie hatte ihn angekettet, und sie hatte auch von der Folter gesprochen, diese aber nicht durchgeführt. Victor war körperlich nicht gequält worden. Nur wollte er darauf nicht bauen, denn seine Gefangenschaft war noch nicht beendet.
    Nur verschlechterte sich sein Zustand immer mehr. Er hatte einfach das Gefühl, nicht mehr normal zu leben, sondern nur dahinzusiechen. Wie sein kranker Freund, der ebenfalls auf sein Ende wartete. Möglicherweise ging es bei ihm sogar schneller.
    Ständig allein ließ Evita ihn nicht. Sie kehrte zwischendurch immer wieder zurück, um nach ihm zu schauen und ihm Dinge zu versprechen, die einfach Angst machen mußten. Fanatisch redete sie von einer Rache und von ihm als Mittel zum Zweck. Konkret geworden war sie nie, obwohl Victor es sich gewünscht hätte.
    Er hatte zwar nie die Zeit festhalten können, wann Evita erschien, da ging er immer seinem Gefühl nach, und das funktionierte auch jetzt, obwohl er sich körperlich down fühlte. Es war durchaus möglich, daß sie in den nachten Minuten erscheinen würde. Der Gefangene wünschte es sich sogar. Es ging im nicht um die Person, sondern um das Wasser, das sie bei ihren Besuchen mitbrachte.
    Es hielt ihn am Leben. Feste Nahrung bekam er so gut wie keine.
    Ab und zu ein paar Kekse, das war alles. Sie konnten ihm die Schwäche aus den Beinen nicht nehmen. Von Stunde zu Stunde schien sein Körper schwerer geworden zu sein. Steine klemmten in seinen Hüften fest, und innerhalb der verfluchten Ketten sank er immer öfter zusammen.
    Wenn diese Evita zumindest eine Andeutung darüber gemacht hätte, weshalb er in dem Folterkeller dahinsiechen mußte. Doch das hatte sie nicht getan. Sie hatte auf seine

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