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Kid & Co - V3

Titel: Kid & Co - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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ist der andere Sack?« bluffte ihn Kid.
    »Den habe ich aufgegessen«, lautete die zweifellos aufrichtige Antwort. »Nur dieser Sack ist übriggeblieben. Geben Sie mir doch ein paar... Sie können den ganzen Rest behalten.«
    »Du hast sie aufgegessen?« brüllte Kurz. »Einen ganzen Sack voll! Und die armen Schlucker da drüben sterben, weil sie keine haben! Da hast du... und hier... und hier... und da... Du verfluchtes Dreckschwein... du Lausebengel!«
    Der erste Hieb riß Wentworth von Kids Beinen fort, die er noch immer umklammert hielt. Der nächste schlug ihn in den Schnee. Aber Kurz hieb immer wieder auf ihn los.
    »Nimm deine Zehen in acht«, war das einzige, was Kid sagte.
    »Ich brauche ja auch nur die Absätze«, antwortete Kurz.
    »Hol' mich der Teufel... Ich schlage ihm den Kopf in den Bauch hinein, daß er zwischen den eigenen Rippen herausguckt und glaubt, er sitze hinter schwedischen Gardinen. Ich schlage ihn zu Spinat... Da... und da... Nur schade, daß ich Mokassins und keine Stiefel anhabe. Du stinkiges Mistschwein!«

    Diese Nacht wurde im Lager wenig geschlafen. Stunde um Stunde machten Kid und Kurz die Runde und gossen den lebenserneuernden Kartoffelsaft in die kranken Schlünde der Bevölkerung. Jedesmal wurde nur ein viertel Löffel voll gegeben. Und den ganzen folgenden Tag setzten sie diese Arbeit fort, doch wechselten sie jetzt miteinander ab, um auch selbst etwas Schlaf zu bekommen.
    Todesfälle gab es nicht mehr. Selbst die am schwersten Angegriffenen begannen, sich zu erholen, und zwar kam die Besserung so plötzlich, daß man staunen mußte. Am dritten Tage waren Männer, die viele Wochen lang nicht das Bett verlassen hatten, imstande, aufzustehen und herumzugehen, wenn auch nur auf Krücken. Und an diesem Tag war die Sonne, die schon seit zwei Monaten auf dem Anmarsch war, so liebenswürdige zum ersten Male einen freundlichen Blick über den Rand der Schlucht zu werfen.
    »Nicht so viel Kartoffeln wie auf meiner bloßen Hand«, sagte Kurz zu dem wimmernden und flehenden Wentworth. »Sie haben ja gar keinen Skorbut. Sie haben einen ganzen Sack voll aufgefressen und sind also gegen Skorbut für die ersten zwanzig Jahre gefeit. Jetzt, nachdem ich Sie kennengelernt habe, verstehe ich erst den lieben Gott. Ich konnte nie begreifen, warum er den Teufel am Leben ließ. Jetzt weiß ich aber, warum. Er ließ ihn am Leben, genau wie ich Sie am Leben lasse. Aber es ist eigentlich ein Mordsskandal.«
    »Nur einen freundschaftlichen Rat«, flüsterte Kid Wentworth zu. »Die Leute werden jetzt schnell gesund sein. Und Kurz und ich können nur noch eine Woche hierbleiben - dann gibt es keinen mehr, der Sie beschützen kann, wenn die Leute sich für Sie interessieren sollten. Dort geht der Weg! Nach Dawson sind es nur achtzehn Tage...«
    »Ja, machen Sie sich lieber dünne«, stimmte Kurz ihm bei, »sonst befürchte ich, daß das, was ich Ihnen so freundlich gegeben habe, nur ein bescheidener Vorgeschmack von dem sein wird, was Ihnen die andern Herren hier zuteilen werden.«
    »Meine Herren, ich bitte Sie, schenken Sie mir doch Gehör«, heulte Wentworth. »Ich bin ja ganz fremd in diesem schrecklichen Land. Ich weiß nicht einmal den Weg! Ich kenne die Sitten hier nicht! Lassen Sie mich mit Ihnen gehen! Ich gebe Ihnen tausend Dollar, wenn Sie mich mit Ihnen reisen lassen.«
    »Glaub' ich ja gern«, grinste Kid boshaft. »Aber meinetwegen, wenn Kurz nichts dagegen hat.«
    »Wer? Ich?« Kurz erstarrte wie in einer ungeheuren Anspannung. »Ich? Ich bin ein Herr Garnichts. Ich bin nur ein Wurm, eine Made, ein bescheidener Bruder der kleinsten Kröte, das jüngste Kind von einem Brummer... ich fürchte freilich weder, was kreucht noch was fleucht... und bin auch sonst nicht sehr schüchtern. Aber mit einer solchen Mißgeburt reisen... geh weg, Mann... daß ich nicht kotze!«
    Und Arnos Wentworth mußte allein abreisen. Und allein mußte er seinen Schlitten ziehen, der mit genügend Proviant für die Fahrt nach Dawson beladen war. Eine Meile von dem Lager entfernt wurde er von Kurz eingeholt.
    »Du... komm mal her«, lautete Kurz' Gruß... »Komm mal her... ein bißchen fix! Her mit der Pinke!«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, erklärte Wentworth zitternd, denn er hatte die beiden Portionen Prügel noch nicht vergessen, die Kurz ihm gegeben hatte.
    »Ich meine die tausend Dollar, verstanden, mein Herr?... Die tausend Dollar, die Kid Ihnen als Bezahlung für die lausige kleine Kartoffel gegeben

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