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Kid & Co - V3

Titel: Kid & Co - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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aber, wie er wußte, mehr als fünf Meilen entfernt - konnte er den kleinen Fichtenhain und die Hütte sehen. Er spähte noch einmal, um seiner Sache sicher zu sein, hinüber und sah ganz deutlich Rauch aus dem Schornstein aufsteigen.
    Er überlegte sich, daß irgend jemand offenbar ganz unerwartet den See gefunden haben mußte. Dann wandte er sich ab, um die südliche Wand zu erklettern.
    Von deren Gipfel gelangte er in ein kleines Tal, das von bunten Blumen und dem schläfrigen Summen der Bienen erfüllt war. Dieses Tälchen benahm sich ganz wie andere Täler, jedenfalls insofern, als es in traditioneller Weise nach dem See führte. Aber doch stimmte seine Länge nicht, denn es war kaum hundert Schritt lang. Es begann an einer Felswand, die mindestens tausend Fuß hoch war und von der ein Bach sich wie ein Nebelschleier ins Tal stürzte.
    Und wieder sah er hier Rauch. Diesmal stieg er jedoch irgendwo hinter einem vorspringenden Felsblock träge durch den warmen Sonnenschein. Als Kid um den Felsen bog, hörte er das metallische Geräusch von Hammerschlägen und ein heiteres Pfeifen, das den Takt markierte. Dann sah er einen kleinen Mann, der einen Schuh mit der Sohle nach oben zwischen den Knien hielt und große Bergsteigernägel hineinschlug.
    »Donnerwetter«, lautete der Gruß des Fremden, und sofort schloß Kid den kleinen Mann in sein Herz. »Sie kommen gerade rechtzeitig, um einen Happen mitzuessen. Hier ist Kaffee genug im Topf, ein paar kalte Pfannkuchen und ein bißchen Pemmikan.«
    »Ich wäre ein Esel, wenn ich ein so freundliches Angebot ablehnen würde«, erklärte Kid und nahm Platz. »Bei den letzten Mahlzeiten habe ich ein bißchen sparen müssen. Aber sonst haben wir Lebensmittel genug in der Hütte drüben.«
    »Auf der andern Seite des Sees? Da wollte ich ja eben hin.«
    »Es sieht so aus, als sei der Überraschungssee plötzlich volkstümlich geworden«, klagte Kid, während er die Kaffeekanne leerte.
    »Der Überraschungssee?... Na hören Sie mal, Sie machen doch Spaß, nicht wahr?« sagte der Mann, und auf seinem Gesicht malte sich Erstaunen.
    Kid lachte. »Ja, so wirkt der See auf alle. Sehen Sie die Felsterrasse drüben? Von dort habe ich den See zum erstenmal gesehen. Ganz unverhofft. Auf einmal sah ich den ganzen See vor mir liegen. Und ich hatte es damals schon aufgegeben, ihn überhaupt je zu finden.«
    »So ging es mir auch«, stimmte der andere ihm bei. »Ich wollte gerade umkehren und hatte gedacht, heute abend den Stewart zu erreichen, als ich plötzlich den See entdeckte. Aber wenn das da der Überraschungssee ist, wo zum Teufel ist dann der Stewart? Und wo bin ich die ganze Zeit gewesen? Und wie sind Sie hierhergekommen? Und wie heißen Sie eigentlich?«
    »Bellew... Kid Bellew.«
    »Oh, dann kenne ich Sie ja.« Die Augen und das ganze Gesicht des kleinen Mannes leuchteten vor heller Freude, und er reichte Kid eifrig die Hand. »Ich habe schon allerlei von Ihnen gehört.«
    »Sie lesen vermutlich die Polizeinachrichten?« fragte Kid bescheiden.
    »Nee, doch nicht«, lachte der Mann und schüttelte den Kopf. »Nur die Tagesgeschichte von Klondike. Ich hätte Sie ja gleich erkannt, wenn Sie glattrasiert gewesen wären. Ich war mit dabei und habe Sie gesehen, als Sie das ganze Spielergesindel mit der Roulette im Elch zum besten hielten. Ich heiße Carson - Andy Carson. Und ich kann gar nicht sagen, wie ich mich freue, daß ich Sie getroffen habe.«
    Er war ein kleiner schlanker Mann, hatte aber Muskeln wie Stahl, lebhafte blaue Augen und eine anziehende, kameradschaftliche Art.
    »Und das hier ist also wirklich der Überraschungssee?« murmelte er ungläubig.
    »Ganz gewiß.«
    »Und sein Boden ist mit Gold gepflastert?«
    »Vollkommen richtig. Hier sehen Sie ein paar von den Pflastersteinen.« Kid steckte die Hand in die Hosentasche und zog ein halbes Dutzend Goldklumpen heraus. »So sehen die Dinger aus. Sie brauchen also nur zu tauchen - einfach ins Blinde - und können eine ganze Handvoll sammeln. Dann müssen Sie freilich nachher eine halbe Meile laufen, um den Blutumlauf wieder in Ordnung zu bringen.«
    »Hol' mich der Teufel, da sind Sie mir also zuvorgekommen«, fluchte Carson launig, aber er war ganz offensichtlich sehr enttäuscht. »Und ich bildete mir schon ein, daß ich die ganze Goldmühle für mich allein haben sollte. Na, ich habe ja jedenfalls das Vergnügen gehabt, den Weg hierher zu finden.«
    »Das Vergnügen?« rief Kid. »Wenn es uns gelingt, alles Gold, das dort

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