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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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und seine Dollars öffneten Türen, die Außenstehenden verschlossen blieben. Fast beiläufig gelangte er auf diese Weise an Informationen, die andere sich teuer erkaufen mussten.
    Rafiq schätzte den luxuriösen Lebensstil, der Teil seiner Tarnung war. Er genoss ohne Reue und das verlieh seinem Auftreten Wahrhaftigkeit. Entspannt lächelte er sein Spiegelbild an. Ein blauschwarzer Bartschatten bedeckte Kinn und Wangen. Er wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser, drehte sich um und öffnete die Hähne der Badewanne. Er hatte heute keine Verpflichtungen, seine Arbeit begann erst am frühen Abend.
    Sein Handy klingelte. Er spielte mit dem Gedanken, es zu ignorieren. Als der Anrufer es aber hartnäckig wieder und wieder versuchte, nahm er ab.
    „Guten Morgen“, sagte eine vertraute Stimme am anderen Ende. „Wir müssen uns treffen.“
    Augenblicklich fiel die Entspannung von ihm ab. „Wann?“
    „So schnell wie möglich.“
    „Einverstanden.“ Er warf einen Blick auf die Uhr.
    „Es ist ein Ticket reserviert, morgen früh sieben Uhr zwanzig, Air France“, sagte der Mann am Telefon.
    Nach kurzem Zögern nickte Rafiq, auch wenn der andere das nicht sehen konnte. „Gut“, sagte er und legte auf.
     
    *
     
    Carmen knöpfte ihre Jacke zu, während sie die Treppen der U-Bahn-Station Rosenheimer Platz in München hinauf stieg. Sie bog in die Fußgängerzone, die zum Orleansplatz und weiter bis zum Ostbahnhof führte. Ohne Eile betrachtete sie die Schaufensterauslagen. Sie kaufte sich zwei Paar Schuhe und einen leichten Pullover. Die Rechnungen zahlte sie mit ihrer Kreditkarte, die auf den Namen Barbara Niedermeyer ausgestellt war.
    In einem Café am Weißenburger Platz suchte sie sich einen Tisch am Fenster und bestellte Milchkaffee und Croissants. Sie nahm sich eine der Zeitungen von der Auslage und studierte die Tagesnachrichten. Es war später Vormittag, und das Café war nicht besonders voll. Carmen mochte die Gegend. Haidhausen war ein historisch gewachsenes Viertel mit gut erhaltenen Bürgerhäusern aus der Jahrhundertwende. Vor vielen Jahren hatte sie hier in einer WG gewohnt, Pariser Straße, zusammen mit zwei Psychologie-Studenten.
    Aber das war lange her, ein anderes Leben. Sie hielt sich erst seit wenigen Tagen wieder in München auf. Barbara Niedermeyer arbeitete als freie Journalistin für eine Tourismuszeitschrift. Ausgedehnte Reisen waren Teil ihres Berufes, so dass die Nachbarn es nicht verwunderlich fanden, wenn ihre Wohnung immer wieder für Monate leer stand. Auf ihren Visitenkarten war die Nummer ihrer Verlagsredaktion aufgedruckt. Wenn jemand sie wählte, erreichte er eine Dame, die ihm erklärte, dass Frau Niedermeyer derzeit auf Dienstreise sei, man ihr den Anruf aber ausrichten würde.
    Der letzte Job in Berlin hatte sich viel länger hingezogen als geplant. Es war eine unangenehme Aufgabe gewesen, eine Affäre mit einem Familienvater anzufangen, um ihn anschließend erpressen zu können. Sie trank ihren Kaffee aus und faltete die Zeitung zusammen. Sie wollte sich nicht beklagen. Es gab schlimmere Jobs. Mit einem Wink bedeutete sie der Kellnerin, ihr die Rechnung zu bringen.
     
    Als sie ihre Wohnung betrat, blinkte das Lämpchen des Anrufbeantworters. Sie zog Mantel und Schuhe aus und drückte auf Play.
    „Hallo Süße“, sagte eine Männerstimme, „wenn du zu Hause bist, ruf doch mal an.“
    Sie löschte die Aufnahme, lehnte sich gegen die Wand und schloss die Augen.
    Es gab komplette Protokolle darüber, wie man Nachrichten aller Art in harmloser Alltagskommunikation versteckte. Alles wurde in komplizierte Rituale verschlüsselt. Eine Vorgehensweise, die sie ihrem Naturell entsprechend eher als paranoid denn als notwendig empfand. Schließlich zog sie ihren Mantel wieder an. Das Protokoll sah vor, dass sie den Rückruf von einer Telefonzelle tätigen musste, und zwar nie zweimal hintereinander von der gleichen.

5
     
    A
    ls Rafiq auf dem Internationalen Flughafen in Beirut ankam, holte ihn Lev Katzenbaum persönlich ab. Er wartete in der Ankunftshalle, ein hagerer Mann in einer verschrammten Lederjacke mit dunklen Schatten unter den Augen. Zuviel Kaffee, zu viele durchgearbeitete Nächte, dachte Rafiq. Lev war ein Katsa , ein Agentenführer beim Mossad. Vielleicht war es einfach so, dass man eines Tages müde wurde und sich nicht wieder erholte.
    Rafiq stellte seine Tasche auf den Boden und schüttelte ihm die Hand. „Du siehst schlecht aus.“
    „Ist das so?“ Levs Lächeln wirkte

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