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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Glücksgefühl bei den Betrachtern auslöst? Das muss Ihnen doch etwas bedeuten?“
    „Ich male nur zu meinem eigenen Vergnügen.“ Nikolaj sah dem Pater ins Gesicht. „Tatsächlich bedeutet mir meine Privatsphäre sehr viel. Deshalb wollte ich Sie auch um etwas bitten.“
    „Alles was Sie möchten.“
    „Ich hätte gern, dass Sie meinen Namen im Zusammenhang mit den Bildern nicht mehr preisgeben.“
    „Das tut mir leid.“ Unbehagen glitt über die hageren Züge. „Sie meinen sicher die junge Studentin, die sich nach Ihnen erkundigt hat. Es tut mir wirklich leid“, wiederholte der Pater, „wenn sie Sie belästigt hat. Sie war so begeistert und ich dachte mir nichts dabei.“
    „Ich mache Ihnen keinen Vorwurf. Ich möchte nur, dass Sie mich in Zukunft nicht mehr erwähnen. Erzählen Sie den Leuten eine Legende. Sagen Sie, dass einer Ihrer Ordensbrüder die Bilder malt oder ein Künstler aus Europa, der ein paar Jahre in Ihrer Abtei verbracht hat.“ Nikolaj lächelte ein wenig. „Die Leute mögen romantische Geschichten. Da ist eine kleine Notlüge verzeihlich.“
    „Wie Sie meinen.“ Pater Georg sah hinüber zum Hof, wo Bewegung entstanden war. Nikolaj folgte seinem Blick. Die Besuchergruppe verließ das Hauptgebäude.
    „Touristen?“
    Der Abt nickte. „Aus der Schweiz. Sie sind gestern angekommen und werden einige Tage bleiben.“
    „Seit wann beherbergen Sie Gäste?“
    „Ach, ich hatte schon länger darüber nachgedacht. Dann hat mich diese Dame angerufen und gefragt, ob wir Interesse hätten, Besuchergruppen aufzunehmen. Sie kennen ja unser Gästehaus. Leider steht es fast das ganze Jahr über leer, was eine Schande ist.“
    Diffuses Unbehagen ballte sich in Nikolajs Brust. Er musterte die Dahlien, die den Kreuzgang säumten. Plötzliche Veränderungen. Zufälle. Er glaubte nicht an Zufälle.
    Ein hochfrequentes Summen schreckte ihn auf. Ein Blitz erhellte das Gewölbe. Er fuhr herum und sah zwei Frauen, von denen eine sich mit ihrer Kamera drehte, um auch die andere Seite des Gartens zu fotografieren.
    Das Unbehagen schwoll zu einem eisigen Klumpen. Schon vor Berlin war er empfindlich gewesen, was Kameras anging. Aber er war nicht länger Nico Delani, der exzentrische Künstler, der wie selbstverständlich einem Journalisten die Kamera aus der Hand schlagen durfte. Er konnte diese Touristin nicht zwingen, ihm den Fotoapparat mit dem Film auszuhändigen, das würde Aufsehen erregen. Und das wäre noch schlimmer als ein zufälliges Bild in einem privaten Fotoalbum.
    „Was haben Sie denn?“, fragte der Abt besorgt.
    „Ich – was?“ Nikolaj drehte sich zurück, so dass er der Kamera vollständig den Rücken zuwandte. „Mir ist gerade gar nicht gut. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich mich gern verabschieden.“
    „Das wird die Hitze sein. Möchten Sie sich vielleicht hinlegen?“
    „Nein“, wiederholte er. „Nein, vielen Dank. Ich fahre besser nach Hause.“
    „Wie Sie meinen.“ Der Geistliche verbarg sein Befremden nicht.
     
    Zurück in seinem Haus, suchte Nikolaj alle Zimmer nach Wanzen ab. Er wusste selbst, wie paranoid das war. Andererseits hatte seine Paranoia ihm mehr als einmal den Hals gerettet, zuletzt auf seiner Flucht aus Berlin.
    Er fand nichts. Das Haus war unberührt. Das Telefon, der Computer, die Wände und Decken, alles war sauber. Beinahe gewaltsam musste er sich versichern, dass der Auslöser für seine plötzliche Panik lächerlich war. Eine Touristin, die ihn vielleicht auf einem ihrer Bilder aufgenommen hatte. Er dachte an die Kiste hinter dem Badschrank und fragte sich, ob er eine Zeitlang verreisen sollte.
    Wenn jemand seine Spur aufgenommen hatte, war es das Beste, in Bewegung zu bleiben.

4
     
    „D
    as erste Foto zeigte einen Mann im Halbprofil vor einer Mauer. Auf dem zweiten Bild war der Mann mit einem Priester zu sehen, diesmal von der anderen Seite.
    „Das ist alles?“, fragte Shalev.
    „Nur fürs Erste.“ Katzenbaum zog die beiden Fotos zu sich heran. „Und es ist mehr, als du glaubst. Wir hatten Glück. Es hätte auch drei Wochen dauern können. Oder drei Monate.“
    „Ja, schon gut. Hast du die Fotos den Jungs von der Analyse gezeigt?“
    „Habe ich.“ Katzenbaum lächelte verkniffen. „Es gibt gewisse Ähnlichkeiten mit dem Archivfoto von Fabio, soweit man das bei der ungünstigen Perspektive und der Qualität des Bildmaterials sagen kann. Die Analystin denkt, sie hat eine Übereinstimmung von siebzig Prozent. Aber ich habe etwas

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