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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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mir die Hand vor den Mund, weil ich plötzlich davon überzeugt war, ich müsste mich übergeben.
    »Können Sie sich das nicht denken?«
    Wer blieb denn noch? In wessen Wohnung stand ich gerade? Ich brachte zwischen den Fingern nur ein Krächzen heraus.
    »Karren.«
    »Ja. Das ist sie. Objekt Ihrer verworrenen Begierde und so weiter und so fort. Ich hab sie heute Nachmittag in ihrem Büro angerufen und ihr gesagt, ich sei eine gute Freundin, und Sie seien in Schwierigkeiten. Sie kam gerannt. Das Miststück war ziemlich kräftig, hat sich ganz schön gewehrt, als sie merkte, dass sie mir auf den Leim gegangen war. Hat mich übel zerkratzt.«
    »Aber … wieso haben Sie Karren ermordet?«
    »Ich? Ich hab niemanden ermordet.«
    Ihr Ton war spröde, falsch. Sie trat von der Tür zurück und machte mir Zeichen, ihr zu folgen. »Wollen Sie sehen, wer es war?«
    Die Tür zum Hauptschlafzimmer stand offen. Auf dem Boden lag eine blutverschmierte Plastikplane. Darauf lag fleckiges Werkzeug verstreut.
    Ein Mann war nackt ans Bett gefesselt. Er schien zu registrieren, dass jemand zur Tür hereingekommen war. Erschöpft hob er den Kopf etwas an und blickte mir schließlich in die Augen. Ich konnte nicht sagen, was ich darin sah, wenn überhaupt etwas.
    »David Warner«, sagte Cass. »Da lernen Sie sich ja doch noch kennen. Obwohl er, zugegeben, nicht gerade in bester Verfassung ist.«
    Die Wände waren blutverspritzt, und das in einem Zimmer, in dem Karren Abend für Abend schlafen gegangen war. In dem sie die Bücher auf den Regalen dort drüben gelesen, vor dem Zubettgehen ein letztes Mal ihre E-Mails eingesehen hatte.
    Und gestorben war.
    Ich hörte, wie Cassandra ins Wohnzimmer zurückging. Ich folgte ihr. »Und Karren hatte nichts mit alledem zu tun?«
    »Womit?«
    »Mit dem Spiel, das die Thompsons sich ausgeheckt hatten.«
    »Nee.«
    »Und mit dem anderen?«
    »Es gibt kein anderes. Dieser ganze leidige Schlamassel war ein Zeitvertreib alter Leute mit Langeweile und zu viel Geld. Ein idiotisches Psychospiel zu Brandys und Margaritas, das aus dem Ruder gelaufen ist, als ein altes Opfer zurückkam, um den Punktestand auszugleichen.«
    »Blödsinn. Ich hab mit den Thompsons gesprochen, kurz bevor Hunter zu ihnen kam. Sie hatten panische Angst. Sie wussten, dass da noch was anderes im Gange war. Tony hat mir erzählt, Warner hätte Elemente in das Szenario eingebaut, von denen sie nichts wussten, aus Rache für irgendein Baugeschäft, bei dem sie ihn ausgebootet hatten.«
    Cassandra zuckte die Achseln. »Na schön, dann wissen Sie offenbar mehr, als ich dachte. Möglicherweise hat es tatsächlich etwas in der Art gegeben. Aber, nein, Ms. White war auf keiner Ebene darin involviert. Tatsächlich glaube ich sogar, dass sie heimlich etwas für Sie geschwärmt hat. In der Schublade hier hab ich ein paar Bilder gefunden. Nichts übertrieben Aufdringliches – einfach nur Schnappschüsse von dem gutaussehenden Makler bei Partys oder anderen Anlässen und ein oder zwei, auf denen Sie zusammen auf dem Tennisplatz stehen. Süß, nicht wahr?«
    »Aber
wieso
haben Sie zugelassen, dass er sie
umbringt?
«
    »Schadensbegrenzung. Ich wusste nicht, was Sie ihr erzählt hatten oder ob sie bezeugen konnte, dass Sie zur rechten Zeit am falschen Ort gewesen sind, oder ob sie sonst irgendwie Ärger machen und uns daran hindern könnte, diese ganze Chose hier zu Ende abzuwickeln. Ehrlich gesagt, es war nicht meine Idee, sie als Staffage für Ihren Pool zu benutzen.«
    »Wessen Idee war es dann?«
    Wieder zuckte sie die Achseln und setzte ein unverfrorenes Grinsen auf – ein böswilliges, hämisches Kind, das seinen Machtrausch auskostet, während es einem Erwachsenen den Teppich unter den Füßen wegzieht.
    Ich kam zu dem Schluss, dass ich nicht zu verstehen brauchte, was hier vor sich ging. Ich war drauf und dran, auf sie loszugehen.
    »Lassen Sie das«, sagte sie. Das Emo-Kid war so plötzlich verschwunden, wie man das Licht ausknipst, und Cassandra alterte vor meinen Augen um zehn Jahre. Jetzt hatte sie eine Waffe in der Hand.
    Mir wurde bewusst, dass ich selbst eine in den Fingern hielt. Ich starrte darauf.
    »Tun Sie doch nicht«, sagte sie.
    »Sie sind nicht die Erste, die mir das sagt«, brachte ich heiser heraus. »Früher oder später wird sich einer von euch täuschen.«
    »Ach was. Nach allem, was ich gehört habe, hatten Sie heute schon mal die Chance, jemanden zu erschießen, jemanden, der Ihnen großen Schaden zugefügt hatte.

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