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Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Regen.

happy when it rains (1)
    Es ist so ein Regen, der in der Dunkelheit flimmert wie Silber. Er geht durch alles durch wie ein fein gesprühter Nebel und sickert direkt in dich rein, bis auf die Knochen. Ich
möchte
es ja schön finden. Ich wäre wirklich gern glücklich, wenn es regnet – glücklich auf so eine dunkle/romantische/Jesus-und-Mary-Chain-hafte Weise –, aber ich bin es nicht. Ich fühl mich bloß kalt und nass und scheußlich. Jesus und Mary mögen den Regen auch nicht. Und als ich zurück in den Schutz der Ladenpassage husche, bleiben sie alle paar Schritte stehen und schütteln sich. Ich weiß nicht, wieso sie sich die Mühe machen, denn die beiden waren noch nie die tollsten Schüttler der Welt. Dazu sind schon ihre Beine viel zu kurz. Ich meine, ist ja echt nicht leicht, dich so richtig mit Schmackes zu schütteln, wenn deine Beine kaum länger sind als der Finger von irgendeinem Fettwanst. Und selbst wenn sie sich richtig ansehnlich schütteln könnten – sie haben ja nicht mal Fell, das sich zum Schütteln eignet. Deshalb ist das Ganze ziemlich sinnlos. Aber sie tun es trotzdem. Watschel, watschel … schüttel, schüttel … watschel, watschel … schüttel, schüttel …
    »Jetzt kommt schon«, sag ich immer wieder. »Beeilt euch. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Was natürlich gelogen ist.
    Ich hab sogar
mehr
als den ganzen Tag Zeit. Ich hab den ganzen Tag Zeit, den ganzen Abend, die ganze Nacht, den ganzen nächsten Tag …

    Menschenfreunde hab ich eigentlich keine. Meine einzigen wirklichen Freunde sind Jesus und Mary. Und das sind eben Hunde. Natürlich soll das nicht heißen, dass ich keine andern Menschen
kenne
, denn das stimmt nicht. In der Schule kenn ich die meisten Leute aus meiner Jahrgangsstufe und sogar viele, die nicht in meinem Jahrgang sind, und dazu noch ein paar, die bei mir in der Straße wohnen. Ich kenn ihre Namen und weiß, wie sie aussehen und was sie für Typen sind … und manchmal red ich auch mit dem einen oder andern. Aber sie sind nicht das, was ich Freunde nennen würde.
    Ich glaub, die meisten halten mich für eine Loserin. Und wahrscheinlich haben sie damit sogar recht. Aber das kümmert mich nicht. Ich meine, ja, okay, ich bin eine Loserin – aber ich bin eine total zufriedene Loserin. Ich
will
gar nicht zu den wichtigen Leuten gehören und ich kümmer mich auch nicht drum, was andere über mich denken oder reden. Klar, deshalb (und auch weil ich klüger bin als die ganzen Durchschnittshirnis) werfen sie mir manchmal gemeine Blicke zu oder versuchen mich zu ärgern, indem sie mir Schimpfwörter hinterherrufen.
Lesbe
scheint besonders beliebt zu sein. Obwohl, wenn ich drüber nachdenk, rufen sie längst nicht mehr so oft
Lesbe
wie früher. Genau genommen bin ich schon seiteiner Ewigkeit nicht mehr
Lesbe
genannt worden. Was vielleicht damit zu tun hat, dass die, die es rufen, inzwischen gemerkt haben, ich mach mir nichts draus, wie sie mich nennen. Kann aber auch sein, dass Lesben auf einmal cool sind, dann passt das Wort als Beleidigung einfach nicht mehr.
    Egal, der langen Rede kurzer Sinn: Ich gehör nicht dazu, aber ich
will
auch gar nicht dazugehören, deshalb lassen mich alle ziemlich in Ruhe.
    Aus dem Grund bin ich auch total überrascht, dass mich Mel Monroe und Taylor Harding, die beiden fiesesten Mädchen an unserer Schule, auf meinem Weg in die Ladenpassage plötzlich halbwegs interessiert anglotzen, als sie aus dem
Accessorize -Laden
kommen.
    Natürlich bleib ich nicht stehen.
    Ich halt wie immer den Kopf gesenkt und geh weiter. Geh weiter, geh weiter, hör auf die Musik, tu so, als ob ich gar nicht mitkrieg, wie Mel und Taylor hinter mir herrufen: »Dawn! Hey, Dawn! Wart doch mal einen Moment. DAWN!«
    Aber man kann eben bloß bis zu einem bestimmten Punkt so tun, als ob. Und als Mel und Taylor plötzlich direkt vor mir auf dem Gehweg aufkreuzen, herumspringen und mit den Händen wedeln, um meine ge-ipoddete Aufmerksamkeit zu kriegen, hab ich ja wohl keine große Wahl mehr, oder? Ich muss stehen bleiben und so tun, als ob ich total überrascht wäre. Ich muss wohl oder übel meinen iPod abstellen, die Ohrstöpsel rausziehen und hören, was sie sagen.
    »Hey, Dawn«, sagt Taylor. »Wo willst du hin? Wo warst du?«
    Sie ist total aufgestylt, Lippenstift, schwarze Augenlider,Klimperwimpern und trotz Kälte und Regen trägt sie nur einen kurzen Jeansrock und so eine leuchtend weiße kurze Bauschejacke.
    »Ähm … nirgendwohin«, murmel ich

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