Killing time
sich daran erinnern, dass sie kein schwärmendes Schulmädchen mehr war, das sich in einen Mann verknallte, dem es nie von Angesicht zu Angesicht begegnet war, und Jim Norton war seit fast zwanzig Jahren kein Supersportler mehr. Na gut, er war immer noch ein ausgesprochen gut aussehender Mann. Genaugenommen hatte er seit damals sogar gewonnen. Er war immer noch groß, schlank und breitschultrig, und sie wollte wetten, dass sich unter seiner Kleidung ein durchtrainierter und muskulöser Körper befand. Bernie musste sogar offen gestehen, dass sie ihn sich für einen kurzen Moment, als sie ihn ansah, nackt vorgestellt hatte.
Nach allem, was sie von ihm gehört hatte, überraschte sie der ziemlich abgekämpfte Eindruck, den er machte, nicht sonderlich. Aber irgendwie machte ihn dieses leicht Verhärmte noch umso anziehender.
Meine Güte, nun hör schon auf damit. Du bist zweiunddreißig und nicht zwölf. Du warst verheiratet, bist geschieden, hast dir das Herz brechen lassen und auf die harte Tour gelernt, dass die wenigsten Männer sind, was sie scheinen. Ganz abgesehen davon bist du Jimmy Nortons Vorgesetzte.
Und falls diese Fakten noch nicht ausreichten, um ihren heißen Phantasien eine kalte Dusche zu verpassen, dann sollte sie wenigstens die Tatsache, dass sie keinerlei
Ich-finde-dich-auch-anziehend
-Schwingungen von ihm empfangen hatte, wieder auf den Boden der Tatsachen bringen. Dennoch war es seltsam, dass sie sich problemlos eingestehen konnte, Jim Norton attraktiv zu finden – sehr attraktiv sogar –, wo sie sich nicht einmal mehr erinnerte, wann sie das letzte Mal ein Mann in Erregung versetzt hatte. Es war so lange her, dass sie Sex gehabt hatte, dass sie praktisch als wiedergeborene Jungfrau durchgehen könnte.
Sie war tief in Gedanken versunken und schrak entsprechend auf, als Lisa sie anpiepste. »Sheriff Mays ist auf Leitung eins.«
Bernie zwang sich, ihre Teenager-Erinnerungen zu verdrängen, und drückte auf den Knopf mit der Eins auf ihrem Telefon. »Hallo, Ed.«
»Hallo, Bernie. Hast du schon was Neues über Stephanie?«
»Nein, tut mir leid, noch nichts.«
»Gott, bei mir zu Hause ist es furchtbar. Meine Frau tut alles, was in ihrer Macht steht, um ihre Schwester zu beruhigen. Judy sagt Emmy wieder und wieder, dass sie die Hoffnung nicht aufgeben darf, aber wir sind alle ganz krank vor Sorge um Stephanie. Seit zwei Wochen wird sie jetzt vermisst, und deine und meine Leute haben die Bezirke Jackson und Adams fast vollständig abgesucht.«
»Ed, bist du sicher, dass ihr Ehemann sie nicht umgebracht haben kann?« Normalerweise war Bernie nicht so plump, wenn sie mit Angehörigen sprach, aber Ed war nicht nur Stephanie Prestons angeheirateter Onkel, sondern auch der Sheriff von Jackson County. Er wusste, dass nicht selten ein Mord am Ehepartner hinter einem angeblichen Vermisstenfall steckte.
»Mein Gott, nein! Kyle ist völlig am Boden. Der Arzt hat ihn auf Beruhigungsmittel gesetzt, und wir sorgen dafür, dass rund um die Uhr jemand bei ihm ist. Sollte Stephanie tot sein, besteht die Gefahr, dass der Junge sich was antut.« Ed verstummte kurz. Seine Gefühle setzen ihm zu, dachte Bernie. »Die beiden sind erst seit fünf Monaten verheiratet. Er hat ihr letzte Weihnachten den Antrag gemacht, und am Valentinstag war die Hochzeit.«
»Ich wünschte, ich könnte mehr tun. Sag mir, wenn es irgendetwas gibt, was es auch sei, das ich für dich tun kann.«
»Ich begreife nicht, wie sie so verschwinden konnte, ohne den Hauch einer Spur. Als sie zuletzt gesehen wurde, kam sie aus dem Abendkurs und ging zu ihrem Wagen. Aber ihr habt ihren Wagen ja gefunden. Er stand verschlossen vor dem Junior College von Adams County.«
»Wir haben den Wagen ganz und gar auseinandergenommen«, sagte Bernie. »Da waren keine Anzeichen für ein Gewaltverbrechen – kein Blut, kein Samen und nichts, was auf einen Kampf hindeutet. Es scheint, dass sie nie bei ihrem Auto angekommen ist. Entweder wollte sie noch einmal zurück ins College oder jemand kam und entführte sie. Oder sie war schon im Wagen und stieg aus irgendeinem Grund wieder aus.«
»Wenn sie zu jemand anderem ins Auto gestiegen ist, warum hat dann niemand etwas gesehen? Da waren doch andere Studenten, die auch zu ihren Wagen gingen. Warum hat keiner von denen was bemerkt?«
»Stephanies Wagen stand weiter weg von der Sicherheitsbeleuchtung, und es war fast zehn Uhr abends, als sie zuletzt gesehen wurde. Im Dunkeln …«
»Ist der neue
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