Killing time
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1
L ieber Gott, bitte, lass ihn mich umbringen, betete Stephanie Preston.
Sie lag auf der schmalen Pritsche und lauschte ihrem schnellen Herzschlag. Während sie an die Decke des kleinen, dunklen Raums starrte, versuchte sie sich vorzustellen, sie wäre an einem anderen Ort. Zu Hause bei Kyle. Oder bei der Arbeit, umgeben von Menschen, die sie kannte und denen sie vertraute. Oder vielleicht in der Kirche, wo sie im Chor sang. Überall, nur nicht hier. Bei jedem, nur nicht bei ihm.
Sosehr sie sich auch bemühte, sich in Gedanken aus der Wirklichkeit des Augenblicks herauszumanövrieren, weit weg von ihrer Umgebung und dem, was ihr geschah, sie schaffte es nicht, gänzlich in ihre Phantasie zu fliehen.
Streng dich an. Denk an letzte Weihnachten. Daran, wie überrascht du warst, als Kyle dir einen Antrag machte, auf den Knien, vor deinen Eltern und deinen Schwestern.
Als gerade das Bild ihrer lächelnden Eltern vor ihrem inneren Auge erschien, rammte der Mann auf ihr wieder in sie hinein, diesmal stärker und wütender. Seine Finger bohrten sich in ihre Hüften, während er sie nach oben zog, um seine wilden Stoßbewegungen zu vertiefen. Er steigerte die Härte und Tiefe seiner Stöße und forderte von ihr, was er jedes Mal verlangte, wenn er sie vergewaltigte.
»Sag es.« Er knurrte die Worte beinahe. »Sag es. Du weißt, was ich hören will.«
Nein, ich werde es nicht sagen. Diesmal nicht. Ich kann es nicht. Ich kann es nicht.
Sie lag stumm und regungslos unter ihm, sehnte sich nach dem Tod und wusste zugleich genau, was als Nächstes kam.
Er wurde langsamer, dann hielt er inne und stützte sich weit genug auf, um ihr ins Gesicht zu sehen. Sie schloss die Augen, weil sie ihn nicht ansehen wollte. Sie verschloss sie vor der Fratze des Schreckens.
Er packte sie, klemmte ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger ein, so dass die Spitzen seiner Finger schmerzhaft in ihre Wangen stachen. »Mach die Augen auf, Schlampe. Mach die Augen auf und sieh mich an.«
Ihre Lider flatterten. Hör nicht auf ihn. Diesmal nicht. Sei stark.
»Warum bist du so ungezogen?«, fragte er mit einem Unterton echter Verwunderung in der Stimme. »Du weißt, dass ich dich zwingen kann, alles zu tun, was ich will. Warum machst du es dir so schwer? Dir ist doch klar, dass du mir am Ende sowieso gehorchst.«
»Bitte …« Sie öffnete die Augen und sah ihn durch einen Tränenschleier hindurch an.
»Bitte was?«
Obwohl sie sich fest vornahm, nicht zu weinen, stiegen ihr die Tränen in die Augen. Es gefiel ihm, wenn sie weinte. »Beende es einfach.«
»Wenn du willst, dass es ein Ende hat, dann sag mir, was ich hören will. Sonst muss ich dich bestrafen. Und ich werde es sehr lange dauern lassen.« Er neigte den Kopf über ihre Brust, öffnete den Mund und bleckte seine Zähne. Bevor sie reagieren konnte, senkte er seinen Mund über ihre Brustwarze und biss zu.
Sie schrie auf vor Schmerz, während er mehrmals in sie hineinstieß und jedes Mal etwas härter.
Als er sich mit dem Mund ihrer anderen Brust näherte, stöhnte sie und rief hastig: »Ich liebe dich. Ich will dich mehr, als ich jemals einen Mann gewollt habe. Bitte, Darling, liebe mich.«N
Er lächelte. Gott, wie sie dieses Lächeln hasste.
»Du bist ein braves Mädchen. Und weil du mich so nett bittest, gebe ich dir, was du willst.«
Sie lag unter ihm und ließ die Vergewaltigung über sich ergehen. Jede Sekunde davon war ihr zuwider. Sie verachtete ihn und sich selbst dafür, dass sie ihm schon wieder nachgegeben hatte.
Das kann nicht ewig so weitergehen. Früher oder später wird er mich töten.
Ich hoffe, er tut es bald. Ich hoffe, er tut es sehr bald.
Er stand auf der anderen Straßenseite an der Ecke und beobachtete, wie sie aus dem Wagen stieg und den Gehweg zu ihrer Vorderveranda entlangging. Wie reizend sie war. Es würde ihm Freude machen, sie zu zeichnen, doch ehe er damit beginnen konnte, musste er sie aus der Nähe sehen. Wenn er ein Bild von ihr schuf, wollte er jedes Detail richtig hinbekommen. Die Schrägstellung ihrer Augen. Die Wölbung ihrer Nase. Den vollen Schwung ihrer Lippen. Ihr Hals war lang und schmal, ihr Körper war genau richtig.
Als Erstes würde er sie anrufen. Einfach mal hallo sagen, um Kontakt herzustellen. Der Klang ihrer Stimme konnte ihm verraten, ob sie für seine Schmeicheleien empfänglich war. Auf das, was sie sagte, würde er gar nicht hören. Frauen logen so oft – es sei denn, man zwang sie, die Wahrheit zu sagen.
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