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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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können.«
    Die Scharen der Angarakaner kamen, mit Torak selbst an der Spitze, aber Riva hielt das Auge hoch, so daß der entstellte Gott und dessen Heerscharen seiner gewahr werden konnte. Das Auge kannte seinen Feind. Sein Haß entflammte erneut, und der Himmel erglühte vor seinem Zorn. Torak schrie auf und wandte sich ab. Die vordersten Reihen des Angarak-Heers wurden vom Feuer verzehrt, der Rest floh in Entsetzen.
    So entkamen Belgarath und seine Gefährten aus Mallorea, wanderten wiederum durch die Marschen des Nordens und brachten das Auge Aldurs wieder in die Königreiche des Westens.
    Nun hielten die Götter Rat, nachdem sie alles wußten, was geschehen war, und Aldur riet ihnen: »Wenn wir jetzt gegen unseren Bruder Torak Krieg führen, wird unser Kampf die Welt zerstören. Darum müssen wir uns von der Welt zurückziehen, auf daß uns unser Bruder nicht zu finden vermag. Nicht länger in Fleisch und Blut, nur noch im Geiste mögen wir bleiben, um unsere Völker zu leiten und zu schützen. Um der Welt willen muß es so sein. An dem Tag, an dem wir wieder Krieg führen, wird das Ende der Welt gekommen sein.«
    Die Götter weinten, weil sie scheiden mußten. Aber Chaldan, Stier-Gott der Arendier, fragte: »Wird Torak in unserer Abwesenheit nicht die Herrschaft übernehmen?«
    »Nein«, antwortete Aldur, »solange das Auge in den Händen von Riva Eisenfaust und seiner Nachkommen bleibt, soll Torak nicht obsiegen.«
    So war es, daß die Götter schieden, und nur Torak blieb. Aber das Wissen, daß das Auge in der Hand von Riva ihm die Herrschaft verwehrte, zerfraß seine Seele.
    Dann sprach Belgarath mit Cherek und seinen Söhnen. »Hier müssen wir uns trennen, um das Auge zu hüten und uns gegen Toraks Kommen zu wappnen. Jeder soll in die Richtung gehen, wie ich es euch befohlen und bereitet habe.«
    »Das werden wir, Belgarath«, schwor Cherek Bärenschulter. »Von diesem Tage an gibt es Aloria nicht mehr, aber die Alorner werden Torak die Herrschaft verwehren, solange es noch einen Alorner gibt.«
    Belgarath blickte nach oben. »Höre mich, Torak Einauge«, rief er. »Das lebende Auge ist sicher vor dir, und du sollst dich nicht gegen es erheben. An dem Tag, an dem du gegen uns ziehst, werde ich Krieg beginnen gegen dich. Ich will Wache halten gegen dich bei Tag und Nacht und werde dein Kommen ausharren, selbst bis ans Ende aller Tage.«
    In den Ödlanden von Mallorea hörte Torak die Stimme von Belgarath und schlug in wildem Zorn um sich, denn er wußte, das lebende Auge war nun für immer für ihn verloren.
    Dann umarmte Cherek seine Söhne und ging fort, um sie nie mehr zu sehen. Dras ging nach Norden und lebte in den Ländern, die von dem Fluß Mrin bewässert werden. Er baute eine Stadt in Boktor und nannte seine Länder Drasnien. Er und seine Nachkommen lebten in den nördlichen Marschen und verteidigten sie gegen den Feind. Algar ging mit seinem Volk nach Süden und fand Pferde auf den weiten Ebenen, die der Fluß Aldur bewässerte. Die Pferde zähmten sie und lernten reiten, und zum erstenmal in der Geschichte der Menschheit erschienen berittene Krieger. Ihr Land nannten sie Algarien, und sie wurden Nomaden und folgten ihren Herden. Cherek kehrte traurig nach Val Alorn zurück und nannte sein Land fortan Cherek, denn er war jetzt allein und ohne Söhne. Grimmig baute er große Kriegsschiffe, um das Meer zu durchstreifen und es gegen den Feind zu verteidigen.
    Auf den Bewahrer des Auges jedoch fiel die Last der längsten Reise. Riva führte sein Volk an die Westküste von Sendarien. Dort baute er Schiffe, und er und sein Volk segelten zur Insel der Stürme. Sie verbrannten ihre Schiffe und bauten eine Festung und eine bewehrte Stadt um sie herum. Die Stadt nannten sie Riva und die Feste Halle des Rivanischen Königs. Dann ließ Belar, Gott der Alorner, zwei eiserne Sterne vom Himmel fallen. Riva nahm die Sterne auf und schmiedete eine Klinge aus dem einen und ein Heft aus dem anderen und setzte das Auge als Schwertknauf darauf. So groß war das Schwert, daß niemand außer Riva es führen konnte. In der Öde von Mallorea fühlte Torak in seiner Seele, wie das Schwert geschmiedet wurde, und schmeckte zum erstenmal Furcht.
    Das Schwert wurde gegen den schwarzen Fels gelehnt, der sich hinter Rivas Thron erhob, mit dem Auge als höchsten Punkt, und das Schwert verband sich mit dem Felsen, so daß niemand anders als Riva es entfernen konnte. Das Auge brannte mit kaltem Feuer, wenn Riva auf dem Thron saß.

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