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Kinder der Retorte

Kinder der Retorte

Titel: Kinder der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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sei.«
    Krugs unheimliche Ruhe verließ ihn nicht. »So also dankst du mir, Thor? Ich habe dir dein Leben geschenkt. Ich bin gewissermaßen dein Vater. Ich habe dir etwas verweigert, das du fordertest, und aus Trotz hast du meinen Turm zertrümmert. Sag mir, was für einen Sinn soll das haben, Thor?«
    »Für mich hatte es Sinn.«
    »Nicht für mich«, sagte Krug. Er lachte bitter. »Aber natürlich bin ich nur ein Gott. Götter verstehen nicht immer die Wege der Sterblichen.«
    »Götter können diejenigen, die an sie glauben, im Stich lassen«, sagte Watchman. »Sie haben uns im Stich gelassen.«
    »Es war auch dein Turm! Du hast ein Jahr deines Lebens für ihn geopfert, Thor! Ich weiß, wie du ihn geliebt hast. Du warst mit ihm verwachsen, erinnere dich! Und dennoch… und dennoch hast du…« Krug unterbrach sich, bewegte stumm die Lippen, hustete.
    Watchman nahm Liliths Hand. »Wir können jetzt gehen. Wir haben getan, wozu wir hergekommen waren. Wir werden nach Stockholm zurückkehren zu den anderen.«
    Zusammen gingen sie an dem schweigenden, regungslosen Krug vorbei auf die Transmatanlage zu. Watchman schaltete eine der Kabinen ein. Das Feld war grün, hatte den richtigen Farbton; es mußte wieder alles in Ordnung sein im Transmathauptquartier.
    Er streckte die Hand aus, um die Koordinaten einzustellen. Während er es tat, hörte er Krugs verzweifeltes Brüllen:
    »Watchman!«
    Der Androide wandte sich um. Krug stand wenige Meter von der Transmatkabine entfernt. Sein Gesicht war gerötet und verzerrt vor Wut. Seine Kinnbacken arbeiteten. Seine Hände ballten sich zur Faust, öffneten sich wieder. Plötzlich sprang er vor, packte Watchman am Arm und zog ihn von der Transmatkabine weg.
    Krug schien nach Worten zu suchen. Er fand keine. Und plötzlich holte er aus und schlug Watchman ins Gesicht. Es war ein mächtiger Schlag, doch Watchman machte keinen Versuch, ihn zu erwidern. Krug schlug wieder zu, diesmal mit geballter Faust. Watchman wich zurück in Richtung auf den Transmat.
    Aus tiefer Kehle gurgelnd stürzte Krug vorwärts. Er packte Watchman bei den Schultern und begann ihn wild zu schütteln. Watchman war erstaunt über die Wildheit seiner Bewegungen. Krug trat mit den Füßen nach ihm, spuckte ihn an, grub seine Nägel in sein Fleisch. Watchman versuchte sich von Krug freizumachen. Krug hämmerte mit seinem Kopf gegen Watchmans Brust. Watchman wußte, es würde nicht schwer sein, Krug beiseite zu schleudern. Aber er konnte es nicht tun.
    Er konnte seine Hand nicht gegen Krug erheben.
    In der Wut seines Ansturms hatte Krug Watchman fast an den Rand des Transmatfeldes gestoßen. Watchman schaute beunruhigt über seine Schulter nach hinten. Er hatte noch keine Koordinaten eingestellt; das Feld war offen, ein Weg ins Nichts. Wenn er oder Krug jetzt zufällig hineinfielen…
    »Thor!« rief Lilith. »Paß auf!«
    Der grüne Schein schien nach ihm zu greifen. Krug, um einen Meter kleiner als er, fuhr fort, ihn zu schlagen und zu stoßen. Es war Zeit, dem Kampf ein Ende zu machen, erkannte Watchman. Er legte seine Hände auf Krugs dicke Arme und verlagerte sein Gleichgewicht, um seinen Angreifer zu Boden zu schleudern.
    Aber es ist Krug, dachte er.
    Aber es ist Krug.
    Es ist Krug!
    Jetzt ließ Krug ab von ihm. Verblüfft atmete Watchman tief ein, versuchte seine Kräfte zu sammeln. Und jetzt stürzte Krug vorwärts, wild schreiend. Watchman ließ ihn gegen sich anrennen. Krugs Schulter krachte gegen Watchmans Brust. Wieder fühlte sich der Androide aus der Zeit geschleudert. Er schwebte rückwärts, wie von der Schwerkraft befreit, zeitlos mit unendlicher Langsamkeit. Das grüne Transmatfeld brandete hoch, um ihn zu verschlingen. Gedämpft hörte er Liliths Schrei, gedämpft hörte er Krugs Triumphgeheul. Gelassen, fast heiter taumelte Watchman in den grünen Schein, machte das Zeichen des Krug-bewahre-uns, bevor er verschwand.
37
    Krug steht dicht vor der Transmatkabine, schwer atmend, zitternd. Er hat seine Bewegung genau berechnet. Ein oder zwei Schritte mehr, und er wäre Thor Watchman in das Feld gefolgt. Er ringt nach Atem. Dann tritt er zurück, wendet sich um.
    Der Turm liegt in Trümmern. Tausende von Androiden stehen herum wie Statuen. Die Alphafrau Lilith Meson liegt, das Gesicht nach unten, im Schlamm und schluchzt. Ein Dutzend Meter entfernt kniet Manuel, eine traurige Gestalt, blutbefleckt, mit Schlamm bespritzt, seine Kleider in Fetzen, seine Augen leer, sein Gesicht kreidebleich und

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