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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Liebe.«
    »Glauben Sie wirklich?«
    »Nein. Das war ironisch gemeint«, erwiderte ich. »Also haben Sie hier in der Stadt keine Freunde?«
    »Nur Onni, die Frau, mit der ich zusammengearbeitet habe. Ich habe sie vorhin angerufen, weil ich gehofft habe, wir könnten uns heute Nachmittag treffen, aber sie hat keine Zeit.«
    »Hat sie nicht Ihren alten Job übernommen?«
    »Genau. Sie hat ein schlechtes Gewissen deswegen, aber ich habe gesagt, sie soll nicht albern sein. Früher hat sie am Empfang gearbeitet, und das war eine Gelegenheit, die sie sich nicht entgehen lassen konnte. Warum soll ich ihr das übel nehmen? Sie hat gesagt, sie hätte mich heute gern herumgefahren, wenn sie nicht ins Büro müsste.«
    Ich bog auf den Parkplatz der Führerscheinstelle ein. »Wenn Sie wollen, können Sie sich erst ein Info-Heftchen holen und es im Auto durchlesen, bevor Sie den Test machen.«
    »Nee. Ich bin jahrelang gefahren, also kann es nicht so schwer sein, oder?«
    »Ist Ihre Entscheidung. Ich bereite mich immer gern vor. Erspart einem den Angstschweiß.«
    »Ich liebe Angst. Die hält mich wach.«
    Ich wartete im Wagen. Reba blieb vierzig Minuten lang weg, eine Zeitspanne, die ich zum Teil damit verbrachte, mich über den Sitz zu hängen und das ganze Gerümpel aufzuräumen, das sich auf dem Rücksitz türmte. Meistens habe ich eine kleine Reisetasche mit Toilettenartikeln und sauberer Wäsche im Auto, für den Fall, dass ich unvermittelt in die Lage komme, ein Flug-Zeug besteigen zu müssen. Außerdem habe ich verschiedene Kleidungsstücke bei mir, die ich anziehen kann, wenn ich mich als Mitarbeiterin irgendwelcher offiziellen Stellen ausgebe. Ich kann ziemlich gut Postangestellte und Gas- oder Stromableser von den Stadtwerken nachmachen. Es zahlt sich aus, so zu tun, als sei ich in offizieller Mission unterwegs, wenn ich bei jeman dem vor der Haustür stehe und beiläufig seine Post durchse he. Auch habe ich mehrere Nachschlagewerke auf dem Rücksitz liegen — ein Handbuch über Spurensicherung, das kalifornische Strafgesetzbuch und ein Spanisch-Wörterbuch, das von einem Kurs übrig geblieben ist, den ich vor Jahren besucht habe. Dazu gesellten sich eine leere Sodadose, ein Flaschenöffner, ein Paar alte Joggingschuhe, eine total verfusselte Strumpfhose und eine leichte Jacke. Obwohl in meiner Wohnung Ordnung herrscht, bin ich ausgesprochen schlampig, was mein Auto betrifft.
    Ich blickte genau in dem Moment auf, als Reba aus der Führerscheinstelle kam. Sie hüpfte fast über den Parkplatz und schwenkte einen Zettel, der sich als ihr vorläufiger Führerschein entpuppte. »Geschafft«, sagte sie beim Einsteigen.
    »Glückwunsch«, erwiderte ich. Ich drehte den Zündschlüssel um, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr aus dem Parkplatz. »Wohin jetzt?«
    »Es ist zwar erst Viertel vor elf, aber ich könnte mal wieder einen doppelten Cheeseburger vertragen.«
    Wir bestellten am Drive-in-Schalter, suchten uns eine Lücke auf dem Parkplatz daneben und aßen im Auto. Wir hatten uns zwei großes Cokes, zwei doppelte Cheeseburger pro Nase und eine große Portion Pommes geben lassen, die wir in Ketchup ersäuften und in Rekordtempo verputzten. »Ein Freund von mir ist wieder gesund geworden, indem er solchen Schrott gegessen hat«, sagte ich.
    »Wundert mich gar nicht. Ich mag es, wie flach die Gurken sind, so richtig eingematscht. Pop hat eine private Köchin, die echt super ist, aber das hier hat sie nie hingekriegt. Ich komme einfach nicht dahinter, wie sie das machen. Ganz egal, wo man ist, ein Cheeseburger schmeckt immer genau gleich, und alles andere auch — der Big Mäc, die Pommes.«
    »Schön, wenn man etwas hat, worauf man sich verlassen kann«, erwiderte ich.
    Nach dem Essen fuhren wir zum La-Cuesta-Einkaufszentrum, wo sich Reba von Laden zu Laden durcharbeitete, die Kreditkarte ihres Vaters schwenkte und Sachen anprobierte. Genau wie andere Frauen, die mir begegnet waren, schien sie ein angeborenes Gefühl dafür zu haben, was ihr stand. In den meisten Läden suchte ich mir als Erstes den nächstgelegenen Stuhl, von dem aus ich ihr wie eine liebevolle Mutter zusah, während sie die Kleiderständer durchforstete. Immer wieder nahm sie ein Kleidungsstück heraus, musterte es kritisch und hängte es wieder weg. Manchmal legte sie ein Teil auf die anderen, die sie sich bereits über den Arm gehängt hatte. In regelmäßigen Abständen suchte sie die Umkleidekabine auf und kehrte zwanzig Minuten später zurück,

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