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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Darunter trug sie ein weißseidenes Trägertop, das mehr wie ein Unterrock aussah als jedes andere Oberteil, das ich je gesehen hatte. Wenn man ihre Züge einzeln musterte, war sie eigentlich nicht hübsch, doch sie hatte es geschafft, ihre Vorzüge bestmöglich zur Geltung zu bringen. Ihr Make-up war gekonnt, und ihre Brüste wirkten so hart wie Golfbälle, die auf unerklärlichen Wegen unter das magere Fleisch auf ihrer Brust geraten waren. Trotzdem präsentierte sie sich, als wäre sie eine Schönheit, und das war der Eindruck, der vorherrschte.
    Reba ging mit vorgetäuschter Freude auf sie zu. »Onni! Ist ja traumhaft. Ich hatte gehofft, dass du hier bist.«
    »Hallo, Reba.« Onni zeigte sich kühl, doch Reba schien dies nicht zu bemerken und setzte sich auf einen Stuhl. Auch ich nahm Platz, während mir sonnenklar war, dass sich Onni überhaupt nicht freute, uns zu sehen. Neben ihr wirkte Reba kindlich, lebhaft und zierlich, mit ihren dunklen, zerzausten Haaren, den großen dunklen Augen, der perfekt geschnittenen Nase und dem zart gerundeten Kinn, während Onni ein leicht fliehendes Kinn hatte. Was Reba fehlte, war diese Pose der Selbstbeherrschung, die unter Heuchlern aus der Mittelschicht als gute Kinderstube gilt.
    »Das ist meine Freundin Kinsey«, erklärte sie. »Ich habe ihr von dir erzählt.« Ihr Blick fiel auf die zwei Champagnerflöten, als hätte sie sie gerade erst bemerkt. »Ich hoffe, wir stören dich nicht beim Tête-à-tête. Tolles Date?«
    »Es ist gar kein Date. Beck und ich mussten Überstunden machen, und da hat er vorgeschlagen, hier noch einen Schluck zu trinken. Ich glaube nicht, dass wir lange bleiben werden.«
    »Beck ist hier? Ist ja toll. Ich sehe ihn aber nirgends.«
    »Er spricht gerade mit einem Freund. Schade, dass du unser Essen abgesagt hast. Als du erzählt hast, dass dir etwas dazwischengekommen ist, habe ich auf AA getippt.«
    »Ich war bereits bei einem Treffen. Ich muss nur einmal die Woche hin.« Reba nahm sich eine von Onnis Zigaretten und ließ sie zwischen den Zähnen auf und ab wackeln. »Hast du Feuer?«
    »Aber sicher.« Onni fasste in ein kleines Täschchen und zog ein Streichholzheft heraus. Reba nahm es, riss ein Streichholz an und wölbte die Hand um die Flamme. Sie inhalierte zufrieden und gab die Streichhölzer mit einem verschlagenen Lächeln zurück, das Onni offenbar entging. Mittlerweile kannte ich Reba gut genug, um zu erkennen, dass in ihren Augen eiskalte Wut blitzte. Sie zog den Aschenbecher näher heran, stellte einen Ellbogen auf den Tisch und stützte das Kinn in die Hand. »Also. Wie läuft’s denn so bei dir? Du hast gesagt, du schreibst, aber ich habe nie etwas von dir gehört.«
    »Ich habe geschrieben. Ich habe dir eine Karte geschickt. Hast du die nicht gekriegt?«
    Reba zog an ihrer Zigarette, ohne das Lächeln abzulegen. »Stimmt. Du hast geschrieben. Es waren Häschen auf der Karte, wenn ich mich recht entsinne. Eine mickrige Karte in zweiundzwanzig Monaten. Ja, ja, bloß überanstrengen.«
    »Tut mir Leid, wenn dich das stört, aber ich hatte zu tun. Du hast das Büro in schlechtem Zustand hinterlassen. Ich habe Monate gebraucht, um alles in Ordnung zu bringen.«
    »Tja nun, die Strafvollzugsbehörde hatte Vorrang. Die schleppen einen einfach ins Gefängnis, und man darf nicht mal vorher noch an seinem Arbeitsplatz vorbeifahren und den Schreibtisch aufräumen. Aber bestimmt hast du alles gut im Griff.«
    »Mittlerweile. Was ich nicht dir verdanke.« Onnis Blick schweifte leicht ab.
    Reba wandte den Kopf rechtzeitig, um Beck von der Bar her näher kommen zu sehen. Als er sie entdeckte, stoppte seine Vorwärtsbewegung für den Bruchteil einer Sekunde, wie wenn in einem Film mehrere Einzelbilder fehlen. Rebas Gesicht leuchtete auf. Sie erhob sich von ihrem Stuhl und ging auf Beck zu. Bei ihm angelangt, schlang sie die Arme um seinen Hals, als wollte sie ihn auf den Mund küssen.
    Er machte sich sanft von ihr los. »Hey, hey, hey, Schönste. Wir sind hier in der Öffentlichkeit. Schon vergessen?«
    »Ich weiß, aber du hast mir gefehlt.«
    »Tja, du hast mir auch gefehlt, aber stell dir mal vor, eine von Tracys Freundinnen wäre hier.« Er manövrierte sie zu ihrem Stuhl zurück und warf mir dabei ein Lächeln zu. »Schön, Sie wiederzusehen.«
    »Freut mich auch«, sagte ich, obwohl es mich ganz und gar nicht freute. Aus nahe liegenden Gründen hatte sich meine Meinung über ihn radikal gewandelt. Als ich ihn bei Rosie getroffen hatte,

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