James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs
1
Als Bomb die Tür zu M’s Vorzimmer aufstieß, fiel sein Blick auf Miß Pimpermoney, die, neben ihrem Schreibtisch stehend, die Röcke hob und sich die Nylons festmachte.
Er sah hochhackige Ferrogano-Pumps, schlanke Fesseln, sanft geschwungene Waden, entzückende Knie und prachtvolle Schenkel. Über dem dunkleren Saum der Strümpfe endlich lag die nackte, rosig schimmernde Haut, eingebettet in den aufreizenden Rahmen der Strumpfbänder.
Obwohl Bomb die Nacht mit einer caramelfarbenen Schlangentänzerin verbracht — er hatte das langbeinige Geschöpf mit dem tiefen Nabelkelch in einem Variete am Piccadilly Circus aufgelesen, es mit Krimsekt in seine Wohnung gelockt und mit erbsengroßem Kaviar mürbe geschossen — und sich noch vor wenigen Minuten wie eine leergeschlürfte Auster gefühlt hatte, spürte er jetzt erneut Erregung in seine Lenden steigen.
Diese verflixte Pimpermoney, dachte er. Es wird höchste Zeit, daß ich die mal näher befasse. Er wußte eigentlich verdammt wenig über sie. Ein Verhältnis mit M hatte sie bestimmt nicht. Vielleicht hatte sie irgendeinen Kerl, mit dem sie sich am Wochenende auf den Rücksitzen eines Sportwagens oder in einem quietschenden Bett eines Motels vergnügte.
Miß Pimpermoney bemerkte, wie ein sinnlicher Zug die schmalen, grausamen Lippen Bombs zu umspielen begann und errötete. Eine dunkle Woge breitete sich langsam vom Ansatz ihres honigblonden Haares bis zu den herausfordernden Halbkugeln ihrer Brüste im Ausschnitt der leichten Chiffonbluse aus. Noch immer stand sie erstarrt im Banne von Bombs Schlangenblick, in der gleichen intimen Haltung wie bei seinem überraschenden Eintritt.
„Einen Penny für unsere Gedanken“, sagte Bomb grinsend.
„Das Geld wäre zum Fenster rausgeschmissen“, erwiderte Miß Pimpermoney. „Meine Gedanken kenne ich, und Ihre kann ich wie in einem aufgeschlagenen Buch lesen.“
„Ich wußte gar nicht, daß Sie schmutzige Bücher lesen“, sagte Bomb. „Sie überraschen mich, Pimpy.“
Miß Pimpermoney seufzte. „Wann werden Sie endlich vernünftig, James?“
„Solange Sie ihre Blöße nicht bedecken, habe ich keine Chance“, sagte Bomb. „Und wenn Sie das nicht bald tun, werde ich Ihren Schreibtisch zu einem Zweck entfremden, für den ihn das Ministerium bestimmt nicht vorgesehen hat.“
Mit einem Aufschrei schlug M’s Sekretärin die Röcke herunter.
„O James“, sagte sie verzweifelt, „manchmal hasse ich Sie!“
„Hassen?“ erwiderte Bomb, wobei sich das Satyrlächeln seiner grausamen Lippen verstärkte. Er trat nahe an Miß Pimpermoney heran, so nahe, daß sein Oberkörper fast die schwellenden Hügel in ihrer Bluse berührte. „Das müssen Sie mir zeigen, Pimpy, wie Sie mich hassen. Vielleicht heute abend — oder haben Sie schon etwas vor?“
Über M’s Tür begann das grüne Licht zu blinken, das anzeigte, daß der angemeldete Besucher eintreten solle.
„Ich nicht“, sagte Miß Pimpermoney, indem sie tief einatmete, so daß die von Bomb erwünschte Berührung zustande kam. „Im Gegensatz zu Ihnen, James, fürchte ich. M hat etwas Eiliges für Sie. Gehen Sie hinein!“
Unwillig löste sich Bomb von Miß Pimpermoney. Aufgeschoben ist schon halb reingeschoben, dachte er und eilte durch die Tür zum Allerheiligsten.
2
„Setzen Sie sich, 006“, sagte M.
Bomb ließ sich vorsichtig auf dem wackligen Besucherstuhl vor dem Schreibtisch nieder.
Wieder einmal saß er diesem Mann mit den blaugrauen kalten Augen gegenüber, dem er schier bedingungslos gehorchte; wieder einmal blickte er in das wettergegerbte hagere Seemannsgesicht mit den vielen Falten und Winkeln, das er so gut kannte. Und wieder einmal richtete Bomb seinen treuherzigen Dackelblick — der sich im jahrelangen Staatsdienst als vorteilhaft erwiesen hatte — erwartungsvoll auf den Mund seines Herrn und harrte auf dessen Befehl.
„Sie sehen mitgenommen aus, James“, sagte M tadelnd.
Bomb erschrak. Sah man ihm diese Nacht so an? M billigte seine Weibergeschichten zwar nicht, aber er ging meistens darüber hinweg, ohne sie zu erwähnen.
Bomb hatte heute morgen wie immer seine zwei Tassen extra starken Kaffee von De Bry getrunken, schwarz und ohne Zucker, das frische braunschalige Ei in dem dunkelblauen Minton-Eierbecher mit dem goldenen Rand war genau drei Minuten gekocht gewesen. Das alles hatte also nicht geholfen, ihn wieder aufzumöbeln. Er würde es mal mit Maxwell probieren müssen oder die Eiersorte wechseln und das Ei nur
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