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0197 - Im Jenseits verurteilt

0197 - Im Jenseits verurteilt

Titel: 0197 - Im Jenseits verurteilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Er stand vor dem Gebilde, hatte die Arme ausgestreckt und seine Finger gespreizt. Aus den Kuppen stießen zehn blasse Strahlen, die an der Wand die bizarre Form des Schattens genau nachzeichneten und der dadurch heller wirkte, als er in Wirklichkeit war. Der Schatten kam nicht weg. Myxins magische Kraft hatte ihn gebannt. Die Frau mit dem Schwert trat näher. Wieder blinkte das Restlicht auf der Klinge und ließ erkennen, wie wertvoll diese Waffe war. Leicht gebogen präsentierte sich das edle Metall, dessen Alter fast unschätzbar war, denn schon in vorchristlicher Zeit hatte dieses Schwert existiert.
    Die Frau mit den langen schwarzen Haaren, dem schmalen Gesicht und den großen Augen war nur der Erbe des Schwerts. Ihr Vater hatte es ihr vermacht. Sie hieß Kara, war die Schöne aus dem Totenreich und immer auf der Suche nach dem Trank des Vergessens, den sie irgendwann zu finden hoffte, wobei ihr Myxin, der kleine Magier, half, mit dem sie vor 10000 Jahren verfeindet gewesen war.
    »Du hast ihn sicher, nicht?« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, und Myxin bewegte den Kopf.
    »Soll ich ihn lassen?«
    »Nein«, erwiderte Kara und trat noch näher, damit die Spitze des goldenen Schwerts den Schatten berühren konnte, wenn sie den Arm ausstreckte. Der Schatten war ein Wesen aus dem Reich des Spuks.
    Es kam nicht oft vor, daß der Spuk einen seiner Diener entließ. Wenn dies eintrat, mußte es einen besonderen Grund haben. Den wollten Kara und Myxin erfahren! Der Schatten oder vielmehr beide waren in ihre magische Falle gelaufen.
    Es gab auf der Welt gewisse Punkte, wo sich die Dimensionen überlappten. Und an solchen Punkten hatten Kara und Myxin ihre Fallen aufgestellt. Manche Dämonen umgingen sie, doch die Schatten waren unvorsichtig gewesen und voll hineingetappt.
    Einer existierte nicht mehr. Kara hatte ihn bewußt vor den Augen des anderen getötet, damit dieser merkte, was ihm bevorstand, wenn er sich weigerte zu reden. Und er würde reden, dessen waren sich Kara und Myxin sicher. Denn Dämonen sind im Grunde ihres höllischen Daseins feige und hinterlistig. Wenn Stärkere kamen, zogen sie sich meist zurück, wimmerten um Gnade und taten alles, was man von ihnen wollte.
    Schatten können nicht sprechen, und Schatten konnte man auch nicht töten. Im Normalfall nicht, doch wer eine Waffe wie Kara besaß, der schaffte auch dies.
    Ein penetranter Schwefelgeruch durchzog das schmale Verlies. Er stammte von dem erledigten Schatten, der sich aufgelöst hatte und nicht mehr dazu gekommen war, seine Zweitgestalt anzunehmen, die eines echsenköpfigen Wesens.
    Nur wenn die Schatten Gestalt angenommen hatten, dann konnte man auch mit ihnen reden. Das wusste Kara. Deshalb wollte sie ihren Gegner zwingen, sich zu verwandeln.
    »Du siehst mein Schwert«, sagte sie. »Du kannst es dir genau anschauen. Es riecht noch nach dem Tod deines Artgenossen. Und dir wird es ebenso ergehen, falls du nicht genau das tust, was ich von dir verlange, Dämon!«
    Reden konnte der Schatten nicht, aber er vibrierte innerlich stärker. Ein Zeichen, dass er verstanden hatte.
    Kara drehte den Kopf und nickte Myxin zu. Der verstand. Seine Hände ballten sich zur Faust, und im selben Augenblick waren auch die Strahlen verschwunden. Natürlich trauten weder Kara noch Myxin dem Schatten. Damit er nicht in seine Dimension fliehen konnte, drehte die Schöne aus dem Totenreich die Klinge gedankenschnell herum, so dass die flache Seite den Schatten berührte und ihn weiterhin bannte.
    Kara zog die Klinge von oben nach unten. Dabei murmelte sie eine uralte Beschwörung, die ihr Vater sie gelehrt hatte. Sie hoffte, dass sie damit etwas erreichte, und hatte tatsächlich Erfolg.
    Der Schatten veränderte seine Gestalt. Zuerst plusterte er sich auf, nahm einen grünlichen Schimmer an, dann zog er sich zusammen und wurde wenig später in die Länge gezogen, als würden unsichtbare Hände an ihm reißen und ihm seine Form geben, die Kara wollte. Neue Dimensionen entstanden. Drei insgesamt. Länge, Breite und Höhe. Ja, der Schatten wurde dreidimensional, und er nahm die Gestalt eines echsenköpfigen Monsters an. Allerdings war der Schädel nicht so flach, er sah mehr nach einer Kreuzung zwischen Feuersalamander und dem Kopf eines Sauriers aus.
    Kara trat einen Schritt zurück. Sie und Myxin mussten die Köpfe in den Nacken legen, denn das echsenköpfige, grünlich schimmernde, schuppige Wesen überragte sie beide. Es hatte lange Beine und gleichfalls

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