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Kishons beste Familiengeschichten.

Kishons beste Familiengeschichten.

Titel: Kishons beste Familiengeschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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unvergleichlichen Regine Popper zurückgeblieben. Er liegt mit offenen Augen im Bettchen und kann nicht einschlafen. Die Straßenbeleuchtung wirft unheimliche Licht- und Schattengebilde in die Ecken des Zimmers. Draußen stürmt es. Der Wüstenwind trägt ab und zu das Geheul von Schakalen heran. Manchmal wird auch der klagende Ruf eines Uhus hörbar.
    Frau Popper: Schlaf, Rafilein! Schlaf doch endlich!
    Rafi: Will nicht.
    Frau Popper: Alle braven Kinder schlafen jetzt.
    Rafi: Du bist häßlich.
    Frau Popper: Möchtest du etwas zum Trinken haben?
    Rafi: Eiscreme.
    Frau Popper: Wenn du brav einschläfst, bekommst du Eiscreme. Soll ich dir wieder so eine schöne Geschichte erzählen wie gestern?
    Rafi: Nein! Nein!
    Frau Popper: Es ist aber eine sehr schöne Geschichte. Die Geschichte von Rotkäppchen und dem bösen Wolf.
    Rafi (wehrt sich verzweifelt): Will kein Rotkäppchen! Will keinen bösen Wolf!
    Frau Popper (vereitelt seinen Fluchtversuch): So. Und jetzt sind wir hübsch ruhig und hören brav zu. Es war einmal ein kleines Mädchen, das hieß Rotkäppchen.
    Rafi: Warum?
    Frau Popper: Weil sie auf ihrem kleinen Köpfchen immer ein kleines rotes Käppchen trug.
    Rafi: Eiscreme!
    Frau Popper: Morgen. Und was tat das kleine Rotkäppchen? Es ging seine Großmutter besuchen, die mitten im Wald in einer kleinen Hütte lebte. Der Wald war fürchterlich groß, und wenn man einmal drin war, fand man nie wieder heraus. Die Bäume reichten bis in den Himmel. Es war ganz finster in diesem Wald.
    Rafi: Will nicht zuhören!
    Frau Popper: Jeder kleine Junge kennt die Geschichte vom Rotkäppchen. Was werden Rafis Freunde sagen, wenn sie erfahren, daß Rafi die Geschichte nicht kennt?
    Rafi: Weiß nicht.
    Frau Popper: Siehst du? Rotkäppchen ging durch den Wald, durch den schrecklich großen, finstern Wald. Sie war ganz allein und hatte solche Angst, daß sie an allen Gliedern zitterte und bebte…
    Rafi: Gut, ich schlaf jetzt ein.
    Frau Popper: Du darfst Tante Regine nicht unterbrechen. Das kleine Rotkäppchen ging immer weiter, ganz allein, immer weiter, ganz allein. Ihr kleines Herzchen klopfte zum Zerspringen, und sie bemerkte gar nicht, daß hinter einem Baum ein großer Schatten lauerte. Es war der Wolf.
    Rafi: Welcher Wolf? Warum der Wolf? Will keinen Wolf!
    Frau Popper: Es ist ja nur ein Märchen, du kleiner Dummkopf. Und der Wolf hatte so große Augen und so gelbe Zähne (sie demonstriert es) – hrr, hrr!
    Rafi: Wann kommt Mami zurück?
    Frau Popper: Und der große, böse Wolf lief zu der Hütte, wo die Großmutter schlief – öffnete leise die Türe – schlich bis zum Bett – und – hamm, hamm – fraß die Großmutter auf.
    Rafi (stößt einen Schrei aus, springt aus dem Bett und versucht zu fliehen).
    Frau Popper (in wilder Jagd rund um den Tisch): Rafi! Rafael! Geh sofort ins Bett zurück, sonst erzähl ich dir die Geschichte nicht weiter! Komm, Liebling, komm… Weißt du, was das kleine Rotkäppchen tat, als es den Wolf in Großmutters Bett liegen sah? Es fragte: »Großmutter, warum hast du so große Augen? Und warum hast du so große Ohren? Und warum hast du so schreckliche Krallen an den Händen?« Und -
    Rafi (springt aufs Fensterbrett, stößt das Fenster auf): Hilfe! Hilfe!
    Frau Popper (reißt ihn zurück, gibt ihm einen Klaps auf den Popo, schließt das Fenster): Und plötzlich sprang der Wolf aus dem Bett und – hamm, hamm –
    Rafi: Mami, Mami!
    Frau Popper: – fraß das kleine Rotkäppchen auf, mit Haut und Haar und Käppchen – hamm, hamm, hrr, krr!
    Rafi (kriecht heulend unters Bett, drückt sich gegen die Wand).
    Frau Popper (legt sich vor das Bett): Hrr, krr, hamm, hamm… Aber auf einmal kam der Onkel Jäger mit seinem großen Schießgewehr und – puff, bumm – schoß den bösen Wolf tot. Großmutter und Rotkäppchen aber sprangen fröhlich aus dem bösen Bauch des bösen Wolfs.
    Rafi (steckt den Kopf hervor): Ist es schon aus?
    Frau Popper: Noch nicht. Sie füllten den Bauch des bösen Wolfs mit großen Steinen, mit vielen, entsetzlich großen Steinen, und – plop, plumps – warfen ihn in den Bach.
    Rafi (oben auf dem Schrank): Aus?
    Frau Popper: Aus, mein kleiner Liebling. Eine schöne Geschichte, nicht wahr?
    Mami (soeben nach Hause gekommen, tritt ein): Rafi, komm sofort herunter! Was ist denn los, Frau Popper?
    Frau Popper: Das Kind ist heute ein wenig unruhig. Ich habe ihm zur Beruhigung eine Geschichte erzählt.
    Mami (indem sie Rafis schweißverklebtes Haar streichelt): Danke, Frau

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