Kishons beste Familiengeschichten.
Wort »Kindergärtnerin« heraushören konnte.
»Hörst du mir zu?« fragte ich abermals.
»Frag mich nicht ununterbrochen, ob ich dir zuhöre. Natürlich höre ich dir zu. Was bleibt mir schon übrig. Du sprichst ja laut genug.«
»So. Und wovon habe ich jetzt gesprochen?«
»Von der Beschäftigung mit einem Vakuum, das du intellektuell ausfüllen willst.«
Sie hat tatsächlich jedes Wort behalten. Ich nahm den Faden wieder auf.
»Vielleicht sollte ich’s mit der Malerei versuchen? Oder mit der Musik? Nur für den Anfang. Gewissermaßen als Übergang.«
»Ja, meinetwegen.«
»Ich könnte natürlich auch auf die Wasserbüffel-Jagd gehen oder Reißnägel sammeln.«
»Warum nicht.«
Ein Löschpapier über die ziegelrote Creme, künstliche Wimpern unter die Augenbrauen, und dann ihre Stimme:
»Man muß sich das genau überlegen.«
Darauf wußte ich nichts zu sagen.
»Warum sagst du nichts, Ephraim?«
»Meiner Meinung nach ist es höchste Zeit, die Leiche unserer Waschfrau auszugraben und sie in den grünen Koffer zu sperren… Hast du mir zugehört?«
»Die Leiche der Waschfrau in den Koffer sperren.«
So leicht ist meine kleine Frau nicht zu beeindrucken. Jetzt bürstet sie mit einem winzigen, selbstverständlich aus dem Ausland importierten Bürstchen ihre Augenlider. Ich unternehme einen letzten Versuch.
»Wenn sie kinderliebend ist, die Tiergärtnerin, dann könnten wir ihr ein Zebrapony schenken.«
Auch das ging ins Leere. Meine Gesprächspartnerin stellte das Radio an und sagte:
»Keine schlechte Idee.«
»In diesem Fall«, schloß ich ab, »laufe ich jetzt rasch hinüber zu meiner Lieblingskonkubine und bleibe über Nacht bei ihr.«
»Ja, ich höre. Du bleibst über Nacht.«
»Also?«
»Wenn ich’s mir richtig überlege, kaufen wir ihr doch besser eine Vase als eine Bonbonniere. Kindergärtnerinnen lieben Blumen.«
Damit verfügte sich die beste Ehefrau von allen ins Badezimmer, um sich von der Gesichtspflege zu reinigen.
Ich werde wohl noch eine Zeitlang schreiben müssen.
Toto-Experten
Die im allgemeinen nicht sehr glückliche Finanzpolitik unseres Landes hat endlich einen Erfolg zu verzeichnen: das Fußballtoto, das fast ebenso große Umsätze erzielt wie die staatliche Lotterie. Natürlich besteht zwischen den beiden Einrichtungen ein fundamentaler Unterschied. Die Lotterie basiert auf purem Glück, das Toto hingegen erfordert vom Spieler eine überdurchschnittliche Vertrautheit mit den Geheimnissen der Fußball-Nationalliga.
Der Vorgang als solcher ist denkbar einfach. Man erwirbt in einer der zahlreichen Toto-Verkaufsstellen einen Schein, schließt die Augen, wartet auf eine prophetische Erleuchtung und schreibt die Resultate der kommenden Wochenendspiele in die passende Rubrik. »1« bedeutet den Sieg der erstgenannten Mannschaft, »2« den Sieg der zweiten. »X« bedeutet Unentschieden, und das Ganze bedeutet, daß man am Wochenende ständig das Radio laufenläßt, um nach Schluß der Übertragungen festzustellen, daß man 12 Resultate richtig erraten und 2530000 Pfund gewonnen hat.
»Geh hin«, sagte die beste Ehefrau von allen, »und mach einen Totozwölfer.«
Das ist, was mich betrifft, leichter gesagt als getan, denn ich für meine Person bin kein Fußballexperte. Zwar hatte ich mehrmals versucht, mich mit diesem Sport anzufreunden, aber mein teuer bezahlter Tribünensitz war immer schon von einem vierschrötigen Gesellen besetzt, der meinen höflichen Hinweis, daß dies mein Platz sei, mit einem monotonen »Verschwind!« abtat.
Unter diesen Umständen wandte ich mich an Uri. Uri verfügt als regelmäßiger Matchbesucher über enorme Sachkenntnis und gab mir eine tiefschürfende Analyse der augenblicklichen Fußballsituation, ehe er sich an die Ausfüllung meines Totoscheins machte.
»Der Mittelstürmer von Hapoël-Sodom hat sich letzten Sonntag in Haifa einen Knöchelbruch zugezogen und kann gegen Makkabi-Jaffa nicht antreten, so daß seine Mannschaft bestenfalls für ein Unentschieden gut ist. Hingegen wird die technisch hervorragende Hakoah-Beer-Schewa unter den schlechten Bodenverhältnissen in Ramat Gan weniger leiden als die Hausherren und folglich gegen den dortigen Makkabi gewinnen.«
Mit gleich verheißungsvoller Detailkenntnis äußerte er sich über alle Spiele. Ich schrieb eifrig mit, trug das ausgefüllte Formular zur Totostelle und wartete geduldig auf den Sonntag.
Wie sich zeigte, war von meinen sämtlichen Tips nur ein einziger richtig,
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