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Klar Schiff zum Gefecht

Klar Schiff zum Gefecht

Titel: Klar Schiff zum Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Offiziere. Bolitho hatte schon mit Lock darüber gesprochen, und nach einigem Zögern hatte der Zahlmeister gemurmelt: »Eine kostspielige Angelegenheit, Sir.«
    »Es ist kostspieliger, wenn unsre Leute vor Schwäche und Krankheit umfallen, Mr. Lock. Ich habe gehört, daß sich ein ganzes Geschwader wegen solcher Knauserei hat kampflos ergeben müssen.«
    Dann stand da noch die Prozedur einer Auspeitschung bevor, die erste, seitdem er Kapitän war. Er hatte die unnötig harte Anwendung von Bestrafungen immer verabscheut, obwohl er wußte, daß sie gelegentlich notwendig wurde. In der Königlichen Flotte war die Disziplin rauh und unmittelbar, und wenn ein Schiff viele Meilen von zu Hause und den Behörden an Land entfernt war, bedeuteten harte Strafen die einzige Abschreckung vor Auflehnung und Verwilderung. Es gab Kapitäne, die bedenkenlos straften. Brutale, unmenschliche Auspeitschungen waren auf manchen Schiffen eine alltägliche Sache, und als Bolitho noch ein junger Fähnrich war, war er beim Anblick solch einer Tortur fast einmal ohnmächtig geworden. Andere Kapitäne wieder überließen, schwach und untüchtig, die Befehlsgewalt ihren Untergebenen und schlossen ihre Augen vor Mißbrauch.
    In den meisten Fällen aber kannte der englische Seemann die Maßstäbe seines Dienstes, und wenn er sie überschritt, war er auch bereit, die Folgen zu tragen. Und wenn jemand einen seiner Kameraden bestahl oder betrog, konnte er kein Mitleid erwarten. Die Rechtsprechung der unteren Decks war genauso gefürchtet wie die des Kapitäns.
    Aber mit diesem Fall auf der Sparrow stand es ganz anders. Ein Seemann hatte Leutnant Graves während einer Nachtwache den Gehorsam verweigert, als die Leute in einer plötzlichen Bö zum Segelreffen heraufgerufen wurden. Er hatte seinen wachhabenden Offizier angeschrien und ihn in Hörweite von zwanzig Männern einen herzlosen Lump genannt.
    Tyrell hatte Bolitho vertraulich gebeten, die Erklärung des Seemannes gelten zu lassen. Er war ein guter Toppgast, und Graves hatte ihn in einem plötzlichen Wutanfall gereizt, als er nicht zugleich mit seinen Kameraden seinen Posten auf der Großrah erreichte.
    »Sie dreckiger Yankeebastard«, hatte Graves gebrüllt, »zu faul, seine Pflicht zu tun, und zweifellos zu beschissen feige, zu kämpfen, wenn es an der Zeit ist.«
    Dies und Tyrells hitziger Angriff auf die Art und Weise, in der Graves die Angelegenheit behandelte, bewiesen die verborgene Spannung unter der Besatzung aufs neue.
    Graves war unnachgiebig geblieben. Der Seemann hatte ihn vor den Leuten seiner Wache beleidigt. Er mußte bestraft werden. In einer Hinsicht hatte er recht. Seine Autorität mußte aufrechterhalten werden, oder er würde sich niemals wieder auf seine Befehlsgewalt verlassen können.
    Bolitho machte sich selbst Vorwürfe. Hätte er mehr Zeit gehabt, diese ungewöhnliche Situation zu überdenken, oder wenn er sich in seiner neuen Stellung stärker für den Mann eingesetzt hätte, hätte er das Äußerste ve rhindern können. Durch sein eigenes Beispiel hätte er dem Offizier seinen Willen aufzwingen und ihm klarmachen können, daß er sein Verhalten nicht dulden würde. Aber nun war es zu spät. Er hatte die Sache zu lange treiben lassen.
    So hatte er sich zum Kompromiß entschlossen und den Rechtsspruch ausgesetzt. Doch wußte er, daß er damit das Unvermeidliche nur hinausgezögert hatte.
    Bolitho blickte zur hart angebraßten Großrah hinauf. Das Schiff segelte auf Backbordbug hoch am Wind und legte sich stark über. Er konnte jetzt den Mann sehen. Nackt bis auf einen Fetzen Segeltuch um die Hüften war er mit einigen Kameraden mit Spleißen und Reparaturen beschäftigt. Glaubte Tyrell wirklich, daß der Mann gereizt worden war? Bolitho wußte es nicht. Oder setzte sich Tyrell für ihn ein, weil er Graves im Verdacht hatte, er wolle ihn demütigen, indem er einen anderen Amerikaner bestrafen ließ?
    »Wahrschau an Deck!« Der Ruf des Ausgucks im Topp wurde durch den Wind und das ständige Knallen der Segel gedämpft.
    »Die Miranda gibt Signale!«
    Bolitho fuhr herum. »Vorwärts, Mr. Bethune, Sie schlafen heut noch.«
    Tyrell trat zur Seite, als der Fähnrich mit seinem Fernrohr zu den Leewanten sprang.
    »Der denkt schon wieder an die nächste Mahlzeit.« Er lächelte über die Verwirrung des jungen Burschen.
    »Anscheinend war der Ausguck der einzige Mann in dieser Wache, der an seine Pflicht gedacht hat, Mr. Tyrell!«
    Die Schärfe seiner Stimme ließ den Leutnant

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