Klar Schiff zum Gefecht
abbrennen.«
Polternd und klappernd wurden unter dem Achterdeck Trennwände niedergerissen. Mit trampelnden Füßen schleppten die Matrosen Pulver für die Kanonen aus den Magazinen herbei. Bolitho zwang sich, die heransegelnden Schiffe in Ruhe zu beobachten. Er wußte, daß es viel zu lange dauerte, bis die Sparrow kampfbereit war. Wie nahe der Feind schon war! Wieder dröhnte Geschützfeuer. Rauch wölkte in dicken Schwaden zwischen den Schiffen, und er konnte nicht ausmachen, was sich dort abspielte.
Als der Qualm davontrieb, sah Bolitho die Rahen der Miranda herumschwingen. Er hielt den Atem an. Die Fregatte hatte eine Wende eingeleitet, um zu dem Kaperschiff parallel zu segeln.
Im wehenden Pulverdampf brüllten wieder die Kanonen. Wie orangefarbene Zungen blitzten ihre Mündungsfeuer über die aufgewühlte See. Manche der Geschosse peitschten über das Wasser davon. Gischtfontänen bezeichneten ihren Weg von Welle zu Welle, bis sie plötzlich hinter einer großen Woge verschwanden.
Das Wendemanöver der Miranda war quälend langsam. Ihre blatternarbigen Segel flappten schwach, als sie sich endlich vor den Wind legte. Wahrscheinlich wollte ihr Kapitän das stärkere Freibeuterschiff Seite an Seite bekämpfen, oder aber er versuchte, hinter seinem Heck vorbeizuscheren und ihn mit einer Breitseite zu bestreichen.
Bolitho hörte jemand aufstöhnen, als der Franzose wieder in den Qualm hineinfeuerte. Schuß auf Schuß schmetterte in die hinter Rauchschwaden verborgene Flanke der Miranda. Fast konnte man über die schäumenden Kronen der Wellen hinweg die Einschläge spüren.
Der Augenblick, über die Fregatte herzufallen, während sie über Stag ging, war hervorragend abgepaßt. Offensichtlich benützte der Feind Kettenkugeln, denn als die Breitseite in die Miranda hineinkrachte, sah Bolitho, wie ihr Fock- und Großmast taumelten und dann unter den Treffern aufzuckend seitwärts in den Rauch hinunterkippten. Von einem schnittigen, herrlichen Schiff war die Fregatte zu einem verkrüppelten Wrack zusammengeschossen, bevor sie auf neuen Kurs gehen konnte. Ihr Buggeschütz feuerte blindlings in Richtung des Feindes, und von ihrem Besanmast wehte immer noch das Scharlachrot der Flagge.
»Schiff ist klar zum Gefecht«, brüllte Tyrell mit wilder Stimme. Bolitho sah ihn an. »Lassen Sie bitte laden und ausrennen.«
Der Leutnant blickte ihm ins Gesicht. Seine Augen blitzten hell in der Sonne. »Wollen Sie's etwa mit beiden aufnehmen, Sir?«
»Wenn nötig, ja.«
Bolitho wandte sich um, als wieder Schüsse über die immer geringer werdende Entfernung hallten. Er sah, wie die Brigg sich von den beiden größeren Schiffen löste. Ihre Großstenge neigte sich in einem bedrohlichen Winkel. Die ersten Kugeln der Miranda hatten dort ihr Ziel gefunden. Unter seinen Schuhen zitterten die Decksplanken, als die Stückpforten sich öffneten und die achtzehn Kanonen ihre Mäuler quietschend und rumpelnd ins Sonnenlicht reckten. Halbnackte Seeleute rutschten auf dem sandbestreuten Deck aus, während sie versuchten, den Takt der Kommandos einzuhalten, die ihre Geschützführer ihnen zubrüllten. Bolitho starrte über sein Schiff hin. In seinen Gedanken stieg Verzweiflung auf. Ein paar Augenblicke später würde alles zu Ende sein. Sein Schiff, seine geliebte Sparrow, würde das Schicksal der Fregatte teilen.
Für den Feind war alles so lächerlich einfach gewesen. Zu oft war es schon geschehen, daß beim Anblick eines hilflosen Kauffahrers, der von einem gutbewaffneten Piraten angefallen wurde, nicht der geringste Verdacht entstanden war. Kein Wunder, daß die Segel der Brigg in diesem sorgfältig gespielten Manöver keinerlei Treffer aufwiesen. Wie mußten die beiden feindlichen Kapitäne gelacht haben, als die Miranda aus dem Verband ausscherte, um ihren eigenen Mörder zu verteidigen.
Er hörte Stockdale mächtig schnaufen, dann fühlte er, wie sich der Degengürtel um seine Hüften spannte.
»Bei Gott, Sir, schlechte Chancen«, zischte sein Bootsführer.
»Wahrschau an Deck!« Beim Anblick des Unheils war der Ausguck vergessen worden. »Miranda macht klar zum Entern!« Der Ausguck brüllte ein brüchiges Hurra. »Sie geht zum Nahkampf über!«
Bolitho rannte zur Reling. Die Fregatte war hinter den wuchtigeren Umrissen des Feindes fast versteckt, aber aus der Stellung ihres Besanmastes konnte er sehen, daß sie tatsächlich auf ihren Angreifer zutaumelte. Wieder wirbelte der Rauch einer Geschützsalve zwischen den Schiffen
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