Klar Schiff zum Gefecht
er ohne Zögern seine Breitseiten auf uns abfeuern.«
Er spähte zu den Rahen hinauf, wo einige Toppsgasten die letzten Reste der Laubtarnung über Bord warfen. Über ihren Köpfen deutete die Spitze des Standers auf das Ufer zu, und die Bucht enthüllte im fahlen Licht wieder ihre Formen. Bolitho sah die vielen Fußstapfen, die kleinen Erdhügel, wo einige Soldaten, die Rettung bereits vor Augen, gestorben waren und begraben lagen. Rettung! Er rieb sich das Kinn und versuchte, folgerichtig zu denken.
Waren sie erst draußen in der Delaware Bay, konnten sie Segel setzen und zur Ausfahrt in die offene See hinauskreuzen. Anderseits lag der Franzose günstiger zur Windrichtung. Er konnte, wenn er wollte, sogar ankern und die Sparrow, die hilflos in der kleinen Bucht lag, zu einem Wrack zusammenschießen. Wenn sie sank, würden ihre Masten über die Wasseroberfläche ragen. Eine grausige Vorstellung!
Bolitho kam zu einem Entschluß. »Mr. Tyrell, lassen Sie den Warpanker ausbrechen und alle Boote an Bord hieven.«
Er blickte auf die Laschings mit den langen Riemen. »Wir werden sehen, was wir heute damit ausrichten können.«
Sobald das Schiff vom Warpanker frei war, schwoite es achteraus auf die Küste zu. Die Strömung wirbelte um seinen Bug, als ob es schon in Fahrt wäre Auf dem Geschützdeck drängten sich viele Männer, und Bolitho wußte, daß unter Deck jeder freie Platz von erschöpften Soldaten belegt war. Er sah, wie die Gig über das Schanzkleid gehievt und dann sauber auf ihre Bettung zwischen den Kuttern gesetzt wurde. Die Seeleute arbeiteten ungewöhnlich schwe igsam und blickten gelegentlich zu ihm herauf, als ob sie seine Pläne erraten wollten. Im wachsenden Tageslicht konnte er bereits die Gesichter erkennen, und er stellte fest, daß er nun die meisten Männer mit ihren Namen kannte. Die Zuverlässigen und die Faulen, die Unzufriedenen und jene, deren Pflichtbewußtsein zwischen verschiedenen Graden hin- und herpendelte. Er erinnerte sich an jenen Tag, da ihm alle fremd waren und Graves die Abwesenheit Tyrells entschuldigte. Es schien ihm schon eine Ewigkeit seitdem vergangen zu sein.
»Die Boote sind festgezurrt, Sir«, meldete Tyrell.
Bolitho lehnte sich über die Reling. Das Holz war feucht und klamm, aber in ein paar Stunden würde es heiß wie ein Schürhaken sein – falls es noch über Wasser war.
»Leute, ihr alle wi ßt von dieser Fregatte«, begann Bolitho. »Sie liegt dort flußaufwärts und läßt sich eine Menge Zeit, wie es die Franzosen am frühen Morgen gewöhnt sind.«
Er machte eine kleine Pause und bemerkte, daß sich einige ältere Leute zunickten und über seinen matten Scherz grinsten.
»Ihr könnt auch leicht sehen, daß wir die Segel nicht setzen können, ohne auf die Küste getrieben zu werden. Aber wenn Soldaten den weiten Weg über Land bis zu uns marschieren können, dann meine ich, bringen wir es auch fertig, sie nach Hause zu fahren. Was meint ihr dazu?«
Einen endlos langen Augenblick sprach und bewegte sich niemand, und er fühlte, wie Verzweiflung in ihm aufstieg. Warum auch sollten sie sich einsetzen? Nach seiner abweisenden Haltung nach dem Gefecht mit der Brigg mochten sie seine Worte nur wieder als eine neue Abfuhr betrachten.
Überraschenderweise war es der Bootsmann, der als erster das Schweigen brach. Er sprang auf das Backbordschanzkleid und brüllte mit einem Gesicht, das grotesk wie eine erhitzte Kanonenkugel glühte: »Auf was wartet ihr noch, meine Lieblinge? Ein Hurra für den Käptn und ein Hurra für die Sparrow !«
Das Hurragebrüll breitete sich über das Deck und bis zu den Toppsgasten auf den Rahen aus. Es pflanzte sich fort zu den verwirrten Soldaten unter Deck, die auf jedem Fußbreit in den überfüllten Räumen zusammengepfercht lagen.
Tilby grölte weiter: »Und zum Teufel mit diesen Scheißfranzosen!« Er schnitt bereits die Laschen vom nächstbesten Riemen, stieß die Männer an die Arbeit, jagte andere das Schanzkleid entlang, um die Pforten zu öffnen. Als sich Bolitho umdrehte, sah er das breite Grinsen Tyrells und Buckle, der über das ganze Gesicht strahlte, als ob sie bereits auf hoher See unter vollen Segeln dahinrauschten. Sogar Graves lächelte.
»Klar bei Ankerspill«, sagte Bolitho. Er wünschte, daß sie jetzt mit ihrem Hurragebrüll aufhörten, daß Tyrell seinen Befehl weitergeben würde und ihn seinen Gedanken überließ. »Lassen Sie bitte die Riemen auslegen.«
Tyrell rief die Befehle aufs Geschützdeck
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