Klar Schiff zum Gefecht
Gegensätze miteinander in Verbindung zu bringen. Blundell war ein rundlicher, doch kraftvoll gebauter Mann. Von etwas Schmutz an seinen Stiefeln abgesehen, sah seine Uniform sauber und wie frisch gebügelt aus. Sein eisengraues Haar war ordentlich gekämmt, und sein wuchtiges, rosiges Gesicht mußte noch am selben Tag rasiert worden sein.
Bis jetzt hatte er für Bolitho kaum mehr als einen nachlässigen Blick übrig gehabt und sich damit begnügt, seine Ansprüche durch Foley ausrichten zu lassen.
Er versuchte den Wein auf der Zunge und schnitt eine Grimasse. »Ich nehme an, daß man auf einem so kleinen Schiff nicht allzuviel erwarten kann, was?«
Foley blickte Bolitho an. Sein verzweifelter Gesichtsausdruck verriet fast physischen Schmerz.
An Deck und tief im Rumpf drinnen wimmelte es auf dem Schiff voll Leben. Stiefel trampelten, rauhe Befehle erklangen, und über den Booten knarrten und quietschten die Taljen.
»Sie hätten die Männer zur Arbeit einteilen sollen, Foley. Es ist widersinnig, sie wie Gutsherren herumlungern zu lassen.«
»Meine Leute können mit dem Laden allein fertig werden, Sir«, meinte Bolitho.
»Hm.« Der General schien ihn zum erstenmal zu bemerken.
»Schön, vergewissern Sie sich, daß jedes Maultier genau überprüft wird. Irgendeinem blödsinnigen oder habgierigen Trottel könnte es einfallen, etwas aus den Lasten zu stehlen. In diesen Packtaschen steckt eine Riesensumme. Bedenken Sie das alles, bevor Sie mir melden, daß Sie klar zum Absegeln sind.«
Graves erschien in der Tür. »Alle Soldaten an Bord, Sir. Einigen geht es ziemlich schlecht.«
Bolitho riß seine Augen von dem General los, auf dessen Lippen einige Weintropfen glänzten.
»Der Koch soll die Kombüsenfeuer anzünden, Mr. Graves. Die französische Fregatte wird es selbst dann, wenn Wind aufkommt, nicht wagen, in der Dunkelheit Anker zu lichten. Ich möchte, daß diese Leute etwas Warmes zu essen bekommen. Während sie warten, sollen sie auch etwas Rum haben. Sagen Sie Mr. Lock, er soll alles bereitstellen.«
Er dachte an die taumelnden Männer, an die zusammengesunkenen Rotröcke am Ufer. Und dies war die Abteilung der »gesunden« Leute!
Foley fragte ruhig: »Wann werden Sie Anker lichten, Kapitän?«
Bolitho fiel die Qual in seinen Augen auf und das Zögern, mit dem er die Frage widerwillig hindehnte.
»Wie mir mitgeteilt wurde, stehen Tide und Strömung eine Stunde nach der Morgendämmerung günstig für uns.«
Der General machte mit dem erhobenen Weinglas eine plötzliche Bewegung, so daß der Bursche den Wein aus der Karaffe über die Planken goß.
»Zum Teufel, von was reden Sie eigentlich?« Er rappelte sich im Stuhl hoch. »Sie können sofort segeln. Ich hörte, wie Ihre Leute sagten, die Zeit sei jetzt ebensogut zum Auslaufen.«
Bolitho blickte ihm kalt ins Gesicht. »Das ist nur teilweise richtig, Sir. Aber wenn ich zu warten habe, bis die Verwundeten und Kranken die Bucht erreichen, so muß ich mich auf die nächste Tide einstellen.« Seine Stimme wurde härter. »Ich habe meinen Ersten Leutnant mit vierzig Mann losgeschickt, um ihnen auf dem Marsch hierher zu helfen. Ich bete zu Gott, daß wir ihnen noch mehr Leiden ersparen können.«
Der General kam wankend auf seine Füße, seine Augen blitzten zornig. »Foley, sagen Sie diesem jungen Emporkömmling folgendes: Weiter oben im Fahrwasser liegt ein feindliches Schiff, und es darf keine Zeit vertan werden. Ich habe in den letzten paar Tagen genug mitgemacht, und ich befehle Ihnen, daß Sie ...«
Bolitho fiel ihm ins Wort: »Meine Befehle, Sir, lauten, daß ich bei diesem Unternehmen das Kommando über den Transport habe. Diese Befehle machen keinen Unterschied zwischen Goldbarren und Menschen.«
Der Zorn rumorte ihm im Magen wie Brandy. »Das bezieht sich auch auf die Leute, die zu schwach und krank sind, um für sich selbst zu sorgen. Ist es nicht so, Oberst?«
Foley starrte ihn an. Seine Augen lagen im Schatten. Als er zu sprechen anfing, war seine Stimme verändert, heiser.
»Es ist wahr, Kapitän. Sie haben das Kommando.« Er fuhr herum und wandte sich gegen seinen erstaunten Vorgesetzten. »Wir, Sir James, sind ebenso Fracht.«
Bolitho drehte sich um und verließ die Kajüte. An Deck schien ihm die Luft reiner zu sein, und er blieb an der Reling über einen Zwölfpfünder gelehnt einige Minuten regungslos stehen.
Unten auf dem Geschützdeck bewegten sich überall Leute, und von der Kombüse wehte der Geruch geschmorten Fleisches
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