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Klassenfahrt zur Hexenburg

Klassenfahrt zur Hexenburg

Titel: Klassenfahrt zur Hexenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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fünf nach neun! Unmöglich! Er
rieb sich die Augen und sprang auf den Bettvorleger. Wieder eingeschlafen? Ja,
er war wieder eingeschlafen — vor einer Stunde, als ihn Gabys Klopfen geweckt
hatte.
    Gibt’s denn das?, überlegte er,
während er hastig seine Schwimmshorts anzog. Noch nie ist das passiert! Noch
nie! Werde ich alt? Na ja, bald 15. Das ist nicht mehr wie 13. Aber fit kann
man ja heutzutage noch mit 90 sein. Er grinste, nahm seinen dünnen Bademantel,
den für Flugreisen, stürzte aus dem Zimmer und war auch schon im Hallenbad,
nachdem er an Gabys Zimmertür vergeblich geklopft hatte.
    Olga Voigt und Eva Zimpe
stiegen soeben aus dem Becken. Olga war etwas speckig in der unteren Hälfte und
Eva hatte Sonnenbrand auf den Schultern. Außerdem trugen beide Damen Badeanzüge
von 1950 — oder waren die schon wieder modern? Von Gaby entdeckte er keine Spur.
    „Hallo, guten Morgen! Haben Sie
Gaby gesehen?“
    „Hier nicht, Tim.“ Olga begann
sich abzutrocknen. „Vielleicht ist sie hinten im Fitness-Raum.“
    Ein Gang führte in diese
Abteilung. Der Gang war unbeleuchtet. Aber Tim fand den Lichtschalter. Die Tür
zum Fitnessraum war unverschlossen. Er lag sozusagen im Souterrain, hatte also
keine Fenster, sondern nur eine flüsternde Belüftungsanlage. Auch hier kein
Licht und Tim wollte schon kehrtmachen. Doch dann hörte er das Stöhnen.
    „...oooooouuuuuuhhhh…“
    Gabys Stimme! Licht! Er blickte
auf eine Ansammlung chromglänzender Geräte/Maschinen/Heimtrainer — mit denen
man fast jeden Muskel stählen kann.
    Gaby saß auf einer sogenannten
Fitness-Station, die ein bisschen wie der Patientenstuhl beim Zahnarzt aussah,
saß dort, war geknebelt mit ihrem Badehandtuch, das sich als dicker
orangeblauer Wulst um Mund und Nacken schlang — und war mit mindestens fünf
Springseilen an Rückenlehne, Arm- und Beinholme gefesselt.
    Eisiger Schreck! Mit wenigen
Sprüngen war Tim bei seiner Freundin. Rasch nahm er ihr das Handtuch ab.
    „Nennst du das Frühsport,
Pfote?“
    „Bind mich los, damit ich dir
eine reinhauen kann.“
    „Hm.“ Er bemühte sich an den
Knoten.
    „Seit einer Dreiviertelstunde
sitze ich hier. Und du hast gepennt, wie? Ossinsky hat mich überwältigt. Ja,
Ossinsky. Reinbold ist Ossinsky. Als er schwimm-nackt ins Hallenbad kam, habe
ich ihn an der Tätowierung erkannt. Und er hat gemerkt, dass ich ihn erkenne.“
    „Reinbold?“ Tim hatte alle
Seile gelöst.
    „Ja, Reinbold. Er isses. Habe
ich dir gesagt, dass er feine Narben an den Schläfen und am Haaransatz hat?
Sein Kosmetikchirurg hat zwar einen neuen Typ erschaffen, aber Spuren
hinterlassen. Los, wir müssen suchen.“
    „Verdammt! Die Zugbrücke ist runtergelassen.
Das habe ich im Vorbeirennen gesehen. Wahrscheinlich ist der Kerl schon
getürmt.“
    Die meisten Clubler schliefen
noch. Wenige frühstückten. Hubert von Zachwang war nicht an der Rezeption,
sondern stand am Portal und spähte über den Burghof zum Tor, wobei er nervös
die Hände knetete.
    „Dort ist ja alles offen“, rief
Gaby. „Wollen Sie die Verbrecher reinlassen?“
    Zachwang lächelte
schuldbewusst. „Herr Reinbold hat darauf bestanden. Er hat — ganz allein und
auf eigene Faust — einen neuen Ausbruchsversuch unternommen. Mit seinem Wagen —
ich glaube, es ist ein Mietwagen — ist er raus, hat mir aber eingeschärft,
offen zu lassen, falls er nicht durchkommt und zurück muss. Das war schon vor
einer halben Stunde. Ich hoffe, ihm ist nichts passiert.“
    „Nicht soviel“, erwiderte Tim
und schnippte mit den Fingern. „Er ist nämlich der Anführer der kriminellen
Belagerer. Aber Gaby hat ihn entlarvt — kurz nach acht im Hallenbad. Und jetzt
können wir wieder bei Null anfangen.“
     
    *
     
    Sie benutzten Dörings Rover.
Döring fuhr: mit den Insassen Sill, Pauschke, der Kommissarin Eva Zimpe und
Tim. Hinter ihnen wurde die Zugbrücke hochgeleiert, obwohl Tim überzeugt war,
dass keine Gefahr mehr drohte.
    Sie fuhren ins Tal hinunter.
Niemand schoss. Niemand griff an. Niemand war zu sehen. Keine Belagerer.
Lediglich die Krähenfüße mussten eingesammelt werden.
    Nach Niedersteupen! Dort gab’s
zwar keinen Polizeiposten, aber genügend Telefone — und Eva Zimpe legte sich
ins Zeug.
    Inzwischen fuhren die anderen
zu einer Kfz-Werkstatt, wo man den Rover auf die Hebebühne stellte. Jetzt
konnte er von unten untersucht werden — und die Enttäuschung war riesig. Denn
der angeschweißte Behälter war an der Rückseite offen und —

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