Knall auf Fall
Wasserflasche auf, legte den Kopf in den Nacken und trank.
Bei jedem Schluck hüpfte sein Adamsapfel auf und ab, und zum ersten Mal wurde Suzanne bewusst, wie männlich so ein Kehlkopf aussehen konnte. Das hellblaue T-Shirt klebte ihm inzwischen wieder am Körper, und die Beine hatte er weit von sich gestreckt. Er sah entspannt und zufrieden aus.
Seufzend schraubte er die Flasche wieder zu und wischte sich kurz den Mund mit dem Handrücken ab. “Das tut richtig gut.”
Dein Anblick tut gut, dachte sie und hätte ihm am liebsten die letzten Wassertropfen von den Lippen geleckt. “Bist du für heute mit der Arbeit fertig?”
“Ja, Madam. Wir sind ohnehin fast fertig. Nur noch ein paar Stunden morgen, das war’s dann.”
So ungefähr hatte sie es auch eingeschätzt. “Und was ist mit den Bäumen hinter dem Haus?”
“Wieso fragst du?” Er wandte ihr das Gesicht zu. “Wirst du mich vermissen?”
Jede Sekunde. “Natürlich nicht.”
“Natürlich nicht.” Er sah wieder nach vorn, und sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten. “Die Bäume hinter dem Haus habe ich übrigens schon gestutzt.”
“Oh! Du bist sehr gut, finde ich.” Wieder wandte er sich ihr zu, und erst der amüsierte Blick seiner Augen verriet ihr, wie er ihr Lob aufgefasst hatte. “Das mit den Bäumen meine ich”, erklärte sie schnell. “Das machst du sehr gut.”
Wortlos musterte er sie, und in diesem Moment sehnte sie sich so sehr nach ihm, dass sie sich beherrschen musste, um nicht die Hand nach ihm auszustrecken.
“Reine Routine.”
Sein resignierter Tonfall machte Suzanne stutzig. Obwohl es sie nichts anging, konnte sie nicht umhin, ihn zu fragen: “Stimmt etwas nicht?” An wen wandte er sich eigentlich, wenn er Probleme hatte?
“Ehrlich gesagt, bin ich das Geschäft mit der Baumpflege leid.” Jetzt lächelte er wieder und stützte sich mit den Ellenbogen auf der hinteren Stufe ab. “Immer nur Bäume. Ich mag sie kaum noch sehen und werde richtig erleichtert sein, wenn ich …”
Obwohl Suzanne ihn nicht unterbrochen hatte, beendete er den Satz nicht, sondern hob schweigend das Gesicht ins Licht der untergehenden Sonne.
“Du wirst erleichtert sein, wenn …?”
Es hupte, und sie zuckten beide zusammen. Ein roter kleiner Sportwagen stand am Straßenrand, und eine brünette Frau mit endlos langen Beinen stieg daraus aus.
Ryan betrachtete missbilligend die hohen, bleistiftdünnen Absätze ihrer Schuhe. Dazu trug sie einen Minirock aus schwarzem Leder mit einem so kurzen Oberteil, dass man einen kleinen Edelstein im Bauchnabel aufblitzen sah.
Ihn erstaunte, dass diese Frau zielsicher auf ihn zukam, und als sie ihn strahlend anlächelte, erstaunte es ihn noch mehr.
Meinte sie ihn womöglich gar nicht? Er verrenkte sich fast den Hals, während er sich suchend umblickte, aber hier waren nur Suzanne und er.
“Ryan?” Die Langbeinige blieb vor ihm stehen und reichte ihm eine Hand, die er nur zögernd ergriff. “Ich bin Allene.” Erwartungsvoll sah sie ihn an, als müsste bei ihm jetzt der Groschen fallen.
Allene? Wer, um Himmels willen, war diese Frau? Und wieso tat sie, als wären sie uralte Bekannte? Fragend blickte er zu Suzanne, die jedoch genauso verblüfft schien wie er.
“Ich weiß, dass wir eigentlich vereinbart hatten, dass Sie mich dieses Mal abholen, nachdem gestern Abend unsere Verabredung geplatzt ist. Aber man sagte mir, Sie würden hier arbeiten, und da ich sowieso jeden Tag hier vorbeifahre, dachte ich …” Sie verstummte und lächelte wieder erwartungsvoll. Ryan stand langsam auf.
Plötzlich fiel ihm wieder ein, was Angel ihm gestern Abend gesagt hatte, und alles fügte sich zusammen.
Das hier war also die “heiße Nummer”, die seine Brüder mit ihm verkuppeln wollten, ohne dass er überhaupt gefragt wurde. Heiß war diese Frau auf jeden Fall, aber dennoch war er nicht interessiert.
Zwei Augenpaare blickten ihn gespannt an.
Ryan beschloss, bei nächster Gelegenheit seinen kleinen Brüdern, die sich in alles einmischten, gehörig die Meinung zu sagen. “Tut mir leid, Lady, da muss ein Missverständnis vorliegen. Mein Bruder hat …”
“Um Himmels willen, so geh doch endlich mit ihr.” Suzanne sprang entnervt auf und klopfte sich den Staub vom Rock. “Geht und amüsiert euch.”
“Was soll das?”
“Einen wunderschönen Abend noch.” Damit drehte sie sich um, verschwand im Haus und zog die Tür hinter sich zu. Es knallte nicht, sondern klang sehr gesittet, dennoch war die Tür
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