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Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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machen.«
    Die beiden Frauen sehen mich mit großen Augen an.
    Und ich kann nicht glauben, was ich da erzähle.
    »Also«, sage ich, »wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich den nächsten Flug nach Südamerika nehmen. Oder das nächste Schiff. Guten Abend, die Damen.«
    Dann drehe ich mich um, verlasse die Küche so, wie ich gekommen bin, gehe durch den Hinterhof, durch die Tür an den Toiletten vorbei, durchs Restaurant, zum Faller an den Tisch und setze mich.
    Er hat sein Essen nicht angerührt.
    »Chas, Sie sehen aus, als wären Sie dem Leibhaftigen begegnet. Alles in Ordnung?«
    »Ja«, sage ich, »alles okay.« Und es stimmt: Vielleicht bin ich dem Leibhaftigen begegnet, vielleicht habe ich gerade meine Seele verkauft, aber es fühlt sich an, als wäre es in Ordnung so.
    »Dann können wir jetzt essen?«, fragt der Faller.
    »Nein«, sage ich. »Wir sollten das nicht essen.«
    »Was soll das, Chastity? Ich hab einen Mordshunger, und diese Buletten hier sehen echt gut aus.«
    »Ich spendier Ihnen später ’ne Currywurst«, sage ich. »Jetzt gehen wir erst mal vor die Tür, rauchen eine Zigarette, und dann rufen wir den Calabretta an.«
    Der Faller schüttelt den Kopf, legt seine Serviette auf den Tisch und steht auf.
    »Was bin ich froh«, sagt er, »dass ich nicht mehr im Dienst bin. Nicht mal in Ruhe essen kann man. So ein Blödsinn. Aber wenn Sie meinen, bitte schön.«
    Der Faller kennt mich. Er weiß, dass ich nicht lockerlasse. Ich trinke meinen Wein in einem Zug aus, rufe Bengt und drücke ihm einen Hunderter in die Hand. Er soll keine blöden Fragen stellen.
    Draußen vor der Tür zünde ich zwei Zigaretten an und gebe eine dem Faller. Wir rauchen. Er schiebt seinen Hut ein bisschen nach hinten. Der Hut ist hellgrau und sieht sehr sauber aus. Ich habe am Faller noch nie einen so sauberen Hut gesehen. Er bläst Rauchwolken in die Dämmerung und beobachtet mich aus dem Augenwinkel. Er ist misstrauisch. Ich denke, er hat geschnallt, dass ich hier was durchziehe.
    »Chastity?«
    »Ja.«
    »Wollten Sie nicht den Calabretta anrufen?«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Wenn ich mit Rauchen fertig bin«, sage ich.
    »Aha«, sagt der Faller.
    Er dreht sich zu mir und stützt die Hände in der Taille auf. Seine Zigarette lässt er im Mundwinkel hängen. Er sieht aus wie eine sehr stattliche Opa-Version von Robert Mitchums Philip Marlowe.
    »Hören Sie, mein Mädchen«, sagt er. »Ich weiß nicht, was hier vor sich geht, aber ich weiß, dass etwas vor sich geht. Sie sollten jetzt wirklich den Calabretta anrufen.«
    Ich antworte nicht.
    »Das ist nicht okay, was Sie hier machen«, sagt er.
    »Ich weiß«, sage ich. »Es geht nicht gegen den Calabretta. Ich mein das nicht persönlich. Okay?«
    »Gut«, sagt er. »Dann ist ja gut.«
    »Und?«, frage ich.
    »Nichts und«, sagt er.
    Er holt ein Päckchen Roth-Händle aus seiner Hosentasche und zündet sich noch eine zweite Zigarette an, aber eine von seinen eigenen. Der Faller. Hält er tatsächlich die Schnauze und lässt mich machen? Er hat immer nach einer Möglichkeit gesucht, sich zu bedanken. Es wiedergutzumachen. Das, was ich vor Jahren für ihn getan habe. All die Lügen, die ich erzählen musste. Die schmutzigen kleinen Deals und Geheimnisse, die wir aufrechterhalten mussten. All die Folgen davon, dass er knietief in die Scheiße gerutscht war. Jetzt ist es so weit. Er zahlt es zurück. Ich rücke ein Stück näher an ihn ran und hänge mich bei ihm ein.
    »Schöner Hut«, sage ich. »Ist der neu?«
    »Ja«, sagt er, »hab ich mir gestern gekauft.«
    Ich ziehe an meiner Zigarette und blase ihm den Rauch an die Hutkrempe.

London – Buenos Aires – Glasgow
    E s war Klatsches Idee. Er sagt, er hätte das früher immer gemacht, mit seinen Kumpels, als sie so vierzehn, fünfzehn waren. Ein paar Dosen Bier für jeden, eine Schachtel Zigaretten für alle, und dann ab zum Flughafen und rumspinnen.
    Wir sitzen auf der Besucherterrasse. Die machen ein bisschen auf Bistro hier, mit ihren runden weißen Tischen und den verschnörkelten Stühlen. Wir sind nicht gern gesehen mit unseren Blechdosen, aber das juckt uns nicht. Wir trinken Bier und rauchen Zigaretten und verabschieden Flugzeuge in den grauen Hamburger Himmel. Die Wolken hängen in Schichten, und sie ziehen schnell. Es ist noch nicht mal August, aber man kann den Herbst schon riechen.
    »Das war’s mit dem Sommer«, sage ich.
    »Macht nichts«, sagt Klatsche und verschränkt die Hände hinterm Kopf. »Das muss

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