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Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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dicke, fette Aktion, Baby. Du musst ohne mich weitertrinken.«
    Er fasst mir zum Abschied doch tatsächlich an den Busen. Ich glaube, er ist ganz schön angeknallt. Ich bin es auf jeden Fall.
    »Willst du noch mit dem Volvo fahren?«
    »Selbstverständlich«, sagt er. »Aber verpfeif mich nicht bei den Bullen, okay?«
    »Du kleines Arschloch«, sage ich.
    »Ich dich auch«, sagt er.
    Ich bestelle mir noch einen doppelten Wodka und ein großes Glas Wasser.
    Wie gut, dass ich all die Jahre, bevor Klatsche kam, gelernt habe, alleine zu trinken.
    Ich trinke das Wasser aus und schiebe meinen Barhocker von der Theke weg an die Wand. Ich setze mich, lehne mich zurück und halte mich am Wodka fest. Ich sehe mir die Discokugel an. Wie sie glitzernde kleine Quadrate an die dunkelrote Seidentapete wirft. Ich mache die Augen zu und höre die Musik. Screamin’ Jay Hawkins. So was spielen die auch nur hier.
    »Guten Abend.«
    Ich mache die Augen auf und brauche einen Moment, um die Frau einzuordnen.
    »Jules Thomsen«, sagt sie, »erinnern Sie sich?«
    »O ja. Klar«, sage ich. »Tut mir leid.«
    »Ist ja auch schon spät«, sagt sie und schickt mir ein verständnisvolles Lächeln rüber. Sie hat sofort kapiert, dass ich nicht mehr so richtig auf Sendung bin.
    »Ich bestelle mir mal eben was, und dann trinken wir zusammen«, sagt sie.
    Puh. Jetzt hab ich grade so schön mit mir selbst im Kreis gesessen.
    »Mich holen Sie heute nicht mehr ein«, sage ich.
    »Sie wissen nicht, wen Sie vor sich haben«, sagt sie, dann bestellt sie, und ich staune. Sie nimmt ein Bier, einen Korn und einen doppelten Gin Tonic.
    »Nicht schlecht«, sage ich.
    »Prost«, sagt sie, und da ist der Korn auch schon weg. Dann, eins, zwei, drei, das Bier. Für den Gin lässt sie sich ein bisschen mehr Zeit. Sie schiebt sich einen Barhocker zu mir an die Wand, lehnt sich zurück, lässt das Waschmittel ein bisschen ins Gehirn einwirken und sagt dann:
    »Ich hasse meinen Job.«
    »Sie machen den Menschen was zu essen«, sage ich. »Das ist doch ein großartiger Job.«
    »Ja, das könnte wunderbar sein«, sagt sie, »wenn ich es richtig machen würde, in einem echten Restaurant, mit echten Gästen. Leuten, die ich mag.«
    Ich nippe an meinem Wodka. Ich zünde mir eine Zigarette an und gebe ihr auch eine.
    »Danke«, sagt sie. »Wissen Sie, ich habe gerade wieder zehn Stunden in dieser Küche hinter mir. In meiner eigenen Küche, in meinem eigenen Restaurant. Und es kotzt mich an. Das ist Show-Küche, was wir da machen. Das ist alles Fake. Das ist Chichi. Das ist viel zu teuer und blöd wie die Nacht. Das braucht kein Mensch. Das ist Arschgesichter-Food für Arschgesichter. Ich verschwende mein Talent. Ich hasse es, für diese Leute zu kochen.«
    »Warum machen Sie’s dann?«, frage ich.
    Und warum erzählt sie mir das alles?
    »Hat sich so ergeben«, sagt sie. »Irgendwie hat sich das so ergeben. Pardon, ich will Sie nicht vollsabbeln.«
    »Ist schon okay«, sage ich. »Was keine Miete zahlt, muss raus.«
    Sie leert ihr Glas und bestellt sich einen neuen Gin.
    »Was trinken Sie da?«
    »Wodka«, sage ich.
    »Dann bitte auch noch einen Wodka«, sagt sie zum Barmann.
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich noch mehr trinken sollte.
    »Im Grunde müsste ich den Laden einfach verkaufen und die Fliege machen«, sagt sie.
    »Aber?«, frage ich.
    »Ich hab die Zeit nicht dafür«, sagt sie. »Ich arbeite so viel, dass ich nicht mal die Zeit habe, damit aufzuhören.«
    Unsere Getränke kommen.
    »Prost.«
    »Prost«, sage ich.
    »Und was ist mit Ihnen?«, fragt sie.
    »Was soll mit mir sein?«, frage ich. Es dauert nicht mehr lang, und ich sehe zwei Köchinnen vor mir.
    »Mögen Sie Ihren Job?«
    »Meistens schon«, sage ich. »Heute nicht.«
    Ich trinke meinen Wodka aus und drehe das nächste Glas zwischen den Fingern.
    »Warum nicht?«
    »Weil ich mir nicht mehr sicher bin«, sage ich, »ob ich noch auf der richtigen Seite stehe.«
    »Dann wechseln Sie doch die Seite«, sagt sie.
    »Dann verkaufen Sie doch Ihr Restaurant«, sage ich.
    Sie sieht mich an, und ich sehe sie an, und dann hält sie mir ihr Glas hin, und wir stoßen noch mal an, und dann hören wir Screamin’ Jay Hawkins, soviel wir können, und dann verliert mein Kopf den Faden.

Sie ist erstaunt, dass es so einfach ist. Dass es so leicht geht. Dass das bisschen Training so schnell Wirkung zeigt. Vor drei Wochen noch hat sie sich vor jedem Mann gefürchtet, der ihr entgegenkam. Aber eben hat sie einfach diesen

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