Knight 02 - Stuermisches Begehren
er, sie ein bisschen härter zu bedrängen. Er beendete den Kuss und schaute ihr in die Au- gen, die vor Lust ganz glasig waren. „Mein Liebling, du
weißt, ich bin verrückt nach dir“, murmelte er. Für einen Franzosen war es nicht ganz einfach, Englisch mit einem fal- schen deutschen Akzent zu sprechen.
„O Karl“, hauchte sie und ließ die Hände über seinen gan- zen Körper wandern. „Ich empfinde dasselbe für dich. Bei dir fühle ich mich so lebendig!“
„Du weißt, mir ist es ernst mit dir, Carolina“, erwiderte er und streichelte sie. Als sie vor Freude über das ganze Gesicht zu strahlen begann, hätte er beinahe Gewissensbisse bekom- men. Was für ein Dummkopf diese Frau doch war! „Aber wenn wir zusammen sein wollen“, fuhr er streng fort, „muss ich wissen, was hinter diesem schrecklichen Klatsch über dich steckt, der mir überall zu Ohren kommt. Ich will nicht als Witzfigur dastehen. Ich muss wissen, was zwischen dir und diesen verdammten Knight-Zwillingen wirklich gesche- hen ist.“
Sie senkte die Lider.
„Du hättest Damien Knight doch beinahe geheiratet, nicht wahr?“
„Für mich war es nur ein Flirt, Karl.“
„Hast du dem anderen deswegen erlaubt, dich zu benut- zen?“
„Lucien Knight hat mich doch nicht benutzt!“ entgegnete sie empört. „Zu deiner Information: Er war so verrückt nach mir, dass er seinen eigenen Bruder betrog, aber er langweil- te mich sehr bald. Das hat ihn schwer getroffen. Er ist immer noch zornig auf mich, aber was solls? Ich habe eben das In- teresse an ihm verloren.“
„Dann ist er in dich verliebt?“ fragte er, frustriert, weil er sich des Gefühls nicht erwehren konnte, dass sie ihn anlog. „Ich möchte nur wissen, ob ich deinetwegen vielleicht Schwierigkeiten mit ihm bekommen könnte, gegen die ich mich wappnen muss.“
Sie lächelte und schlang wieder die Arme um ihn. „Ach, Karl, wie süß! Würdest du mich wirklich vor den Avancen meines eifersüchtigen ehemaligen Geliebten beschützen?“ Und in diesem Augenblick glaubte er zu ahnen, was sich hinter ihrem zuckersüßen Lächeln verbarg. Natürlich. Hin- ter seinem Rücken traf sie sich immer noch mit Lucien Knight, ging vielleicht sogar noch in jenen Nächten mit ihm ins Bett, an denen Bardou nicht bei ihr war.
Das also verheimlicht sie vor mir, dachte er. Das Miststück hielt sich vermutlich für sehr schlau, zwei Männer gleichzei- tig an der Leine zu haben. Wenn Bardou wirklich von Dann- ecker gewesen wäre, hätte ihn ihr Verhalten natürlich er- zürnt, doch so lächelte er nur, hochbeglückt von seiner Theo- rie, dass sie immer noch mit dem Feind schlief. Für ihn hieß das, dass sein Plan funktionieren würde.
„Würdest du mich wirklich erretten, wenn ich eine Jung- frau in Nöten wäre?“ fragte sie und fuhr sich mit der Zunge einladend über die Lippen. „Würdest du mich beschützen, mein starker, starker Wikinger?“
„Mit Leib und Leben“, versicherte er, während er insge- heim über ihre Unwissenheit die Nase rümpfte. Die Wikin- ger waren Nordmänner, keine Deutschen.
„Mmmmm“, murmelte sie, presste sich an ihn und küsste ihn. Er wurde hart, als sie mit der Hand an seine Hose glitt, doch dann fiel ihm Sophia ein. Sie war immer noch nicht zu- rückgekehrt, und allmählich begann er sich zu fragen, ob sich seine russische Geliebte aus dem Staub gemacht hatte. Das würde sie nicht wagen, dachte er. Sie hatte ihm von unterwegs aus geschrieben, dass sie Rollo Greene zu Lucien Knights Landsitz verfolge, und das würde eine Frau, die da- vonlaufen wollte, nicht tun. Allerdings regte sich in dem Eckchen von Bardous Seele, in dem noch ein paar Gefühle für andere hausten, allmählich die Sorge, dass ihr etwas zu- gestoßen sein könnte. Es gab keine andere Frau, die wie So- phia war. Sie war die Einzige, die ihn und seine dunklen Be- dürfnisse je verstanden hatte. Dann aber tat er seine Be- fürchtungen ab. Sophia war schon immer in der Lage gewe- sen, sich selbst zu helfen. Er zweifelte nicht daran, dass sie den ekelhaften kleinen Amerikaner getötet hatte – Sophia bekam immer ihren Mann. Er konnte sich darauf verlassen, dass sie ihre Aufgabe erfüllt hatte – und das war schließlich alles, was zählte.
Damit schlug er sie sich aus dem Kopf und brachte Caro ins Pulteney-Hotel, wo er die Geliebte seines Feindes wie ei- ne Hure nahm und ihr zwischen seinen rachsüchtigen Stößen das Bekenntnis abrang, er sei ein besserer Liebhaber als Lu- cien Knight.
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