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Knight 07 - Im Bann der Sehnsucht

Knight 07 - Im Bann der Sehnsucht

Titel: Knight 07 - Im Bann der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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vorgeben, warum er in London war, wachsam bleiben und seinen Rekruten gegenüber weiter- hin betonen, wie wichtig die Geheimhaltung war.
    Trahern blieb etwa eine Stunde und besprach mit ihm ver- schiedene Dinge, die ihre Mission betrafen. Als er ging, sah Jack nach Eden, doch sie schlief bereits fest.
    Verdammt! Statt sein Glück zu erzwingen, ließ er sie schlafen und schloss mit einem bedauernden Lächeln die Tür.
    Am nächsten Tag kümmerte er sich um mehr Geschäfte und besuchte mit Peter Stockwell die Börse, um sich mit einigen sei- ner Investoren zu treffen. Zufrieden sah er, dass seine Aktien auf zwölf Prozent stiegen, als sich die Nachricht verbreitete, Knight Enterprises hätte Abraham Golds Firma übernommen. Er nahm Gebote für die seltenen tropischen Harthölzer entgegen, die er mitgebracht hatte, und nickte zustimmend bei den Preisen für Zucker, Indigo, Rum und anderen Gütern aus Westindien.
    Später kehrte er bedeutend wohlhabender ins Hotel zurück und führte seine Frau ins Theater aus.
    Robert besaß eine der besten Logen, und da Strathmore und Lizzie wegen ihres Neugeborenen zu Hause höflich abgesagt hatten, bot die Loge allen zwölf bequem Platz.
    Wie das Schicksal so spielte, stand Shakespeare auf dem Spielplan, und im Programmheft wurde der Schurke als „Ed- mund der Bastard“ bezeichnet.
    Jack seufzte tief, rutschte in seinem Sitz hin und her und ver- suchte zu verstehen, warum jemand eine Tragödie sehen wollte, wenn das Leben doch auch so schon tragisch genug war.
    Aber die Vorstellung war kaum der Grund, warum man einen Abend im Theater verbrachte. Es ging darum, zu sehen und ge- sehen zu werden.
    Die Damen der Familie Knight waren dafür natürlich ge- wappnet. Sie alle sahen hinreißend aus. Alec erklärte, dass sie, so wie sie nebeneinander an der Brüstung saßen, wie eine Reihe von Blumen in einem Blumenkasten aussahen.
    „Sehr komisch“, neckte ihn Damiens Frau Miranda, während ihre Schwester ihm einen leichten Tritt mit der Schuhspitze ver- setzte, damit er sich benahm.
    Während der albernen Pantomime auf der Bühne, die dazu ge- dacht war, das Publikum für das Hauptspiel zu erwärmen, wun- derte sich jeder darüber, warum es Eden so leicht fiel, die Zwil- linge auseinanderzuhalten.

„Ich habe ewig dafür gebraucht“, erklärte Bel. „Wie machst du das?“
    „Es ist ganz einfach“, erklärte Eden lächelnd. „Damien mar- schiert, Lucien gleitet.“
    Darüber lachten beide laut und herzlich.
    Es dauerte nicht lange, dann verließen die Pantomimen die Bühne, und es war Zeit für König Lear.
    Im Zuschauerraum wurde es etwas leiser, doch gedämpfte Ge- räusche und einiges Rascheln gab es trotzdem, weil die Damen ihre Fächer bewegten und die Männer in einem Ton über das Pferderennen sprachen, den sie für leise hielten.
    Unten in den Gängen boten Orangenverkäuferinnen ihre Wa- ren feil, sodass hin und wieder ein Stück Orangenschale durch die Luft flog und den einen oder anderen ahnungslosen Theater- besucher am Kopf traf, sehr zur Freude desjenigen, der geworfen hatte.
    Weiter oben, wo die Reichen ihre Logen hatten, bemerkte Jack, dass zahllose Operngläser auf die Loge der Knights ge- richtet waren. Oh ja, man beobachtete sie.
    Jack sah Eden an, die zur Bühne gewandt saß und auf reizende Weise ahnungslos schien, dass in diesem Augenblick die gesam- te ton sie beobachtete und beurteilte – und außerdem versuchte herauszufinden, was sie von ihm zu halten hatte.
    Er verdrängte die Beobachter aus seinen Gedanken und ge- noss stattdessen das Vergnügen, seine Frau anzusehen. Eine wahre Schönheit. In der dunkelblauen Seide mit der doppelrei- higen rosa Perlenkette, die er ihr heute geschenkt hatte, sah sie großartig aus. Er war froh, dass sie sich an diesem Abend besser fühlte, und fragte sich, wann sie wieder das Bett mit ihm teilen würde. Doch gerade in dem Moment sagte der Kerl auf der Büh- ne – zweifellos der Schurke – eine Zeile seines Textes auf, die Jacks Aufmerksamkeit erregte.
    „Warum Bastard?“, fragte der arme Edmund von der Mitte der Bühne her. „Weshalb unecht, wenn meiner Glieder Maß so stark gefügt, mein Sinn so kühn, so adlig meine Züge, als einer ehrbarn Gattin Frucht.“
    Jack und seine Brüder blickten einander an.
    Einige ihrer Damen sahen zu ihnen und unterdrückten ein Lachen, aber Eden wirkte erschrocken.
    „Warum mit unecht uns brandmarken? Bastard?“, rief Ed- mund aus, als könne er es nicht verstehen.

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