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0791 - Blutzwang

0791 - Blutzwang

Titel: 0791 - Blutzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Es war noch keine zwei Stunden her, da schien dieser Abend einfach nur perfekt und locker zu verlaufen.
    Für Loretta war es nichts Außergewöhnliches, einmal allein um die Häuserblocks von Rom zu ziehen. Sie empfand es als entspannend, sich nicht ständig den Klatsch und Tratsch ihrer Freundinnen anhören zu müssen.
    Loretta war fünfundzwanzig Jahre alt und im Hauptberuf Tochter.
    Sie hatte sich ihren Vater nicht aussuchen können, also warum nicht die angenehmen Seiten eines reichen Elternhauses genießen? Den Neid anderer ignorierte sie schon lange. Wer auch immer Loretta ein schlechtes Gewissen einreden wollte, der stieß bei ihr auf Granit.
    Es war, wie es war - basta!
    Und schließlich hatte sie nicht vor, bis in alle Ewigkeiten am Scheckbuch ihres Daddys zu hängen. Zwei, höchstens drei Jahre durfte es noch dauern, dann wollte sie ihr Kunststudium abgeschlossen haben. Was danach kam, ließ sie noch ganz weit offen.
    Jedenfalls würde sie nicht als Lebenslängliche in Rom enden. Sie liebte diese Stadt über alles, doch in ihrem hübschen Kopf gab es die eine oder andere Idee, die mit Namen wie Sydney und New York betitelt waren.
    Jetzt genoss sie ihre Jugend.
    Und dazu gehörte es auch, sich einmal abends in irgendeine Disco zu stürzen, die nicht ausschließlich von Menschen besucht wurde, die zur Oberschicht der Millionenstadt gehörten. Der Mief des Reichtums störte Lorettas Geruchsempfinden ab und an.
    Es vergingen nur wenige Minuten in der Disco, bis Loretta bereits von mehreren jungen Männern umlagert wurde. Das war nun wirklich kein Wunder, denn ihre Figur war ganz einfach umwerfend. Und Roms jugendliche Helden hatten überaus gute Augen, wenn es um solche Dinge ging.
    Es waren durchweg nette Burschen, die sie zwar gnadenlos anflirteten, aber keinesfalls zu weit gingen. Wirklich -das konnte ein netter Abend werden.
    Der Eindruck endete in der Sekunde, als Loretta den ersten Schluck von dem Drink nahm, den ihr drei Galane spendiert hatten. Loretta war kein dummes Mädchen mehr, das man mit einem der ältesten und widerwärtigsten Tricks der Welt überrumpeln konnte.
    Es war nur eine winzige Geschmacksspur, die sie aufmerksam werden ließ. Nur eine feine Note von etwas, das in keinen Drink gehörte. Angewidert spuckte sie die Flüssigkeit ins Glas zurück.
    »Ihr verdammten Schweine!« Loretta sah in drei grinsende Gesichter. Offensichtlich schien es den Kerlen nichts auszumachen, dass ihr schmutziger Versuch aufgeflogen war. »Was habt ihr mir ins Glas gekippt? Haltet ihr mich für eine eurer blöden Girlies, die ihr mit KO-Tropfen außer Gefecht setzen könnt?«
    Der größte der drei baute sich direkt vor Loretta auf. »Die brauchen wir bei unseren Mädchen hier nicht, denn die machen freiwillig alles mit. Aber bei dir waren wir nicht so ganz sicher, ob du mit uns spielen willst.« Alle drei wollten sich vor Lachen ausschütten. »Uns schweben da ein paar ganz besonders feine Sachen vor, die wir mit dir versuchen möchten.« Er beugte sich weit zu Loretta vor. »Soll ich dir sagen, woran wir dabei im Einzelnen denken, Süße?«
    Lorettas rechtes Knie zuckte nach vorne und trieb dem Kerl augenblicklich das Wasser in seine Augen. Wie ein Volltrunkener stolperte er unkoordiniert nach hinten, direkt in die Arme seiner Kumpane. Es würden nur wenige Sekunden vergehen, bis das Trio wieder einsatzbereit war, doch die mussten Loretta ganz einfach ausreichen.
    So schnell es nur ging, schlängelte sie sich durch die Tanzenden hindurch in Richtung Ausgang. Niemand hielt sie auf. Und noch waren die drei offensichtlich mit sich selbst beschäftigt.
    Vielleicht hätte sie besser um Hilfe bitten sollen? Andererseits - sie konnte nicht abschätzen, ob nicht noch andere mit den drei Schweinen unter einer Decke steckten. Vielleicht war das hier die übliche Art, in der man mit fremden Gästen umging. Loretta wollte nur noch raus aus der Disco und möglichst schnell nach Hause.
    Die Kälte der Nacht ließ sie befreit aufatmen.
    Doch das Hochgefühl verschwand sofort wieder. Ein Taxi würde sie hier kaum vorfinden, denn die kurvten lieber vor den Tanzschuppen herum, in denen die Reichen und Schönen ihren Spaß suchten. Hier jedoch… die Kids in diesem Teil Roms waren eher auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen, denn teure Taxifahrten konnten sie sich nicht erlauben.
    Oder sie fuhren mit dem eigenen Wagen, auch wenn sie garantiert zu viel getrunken hatten.
    Hastig versuchte Loretta sich zu orientieren. Dieser

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