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Knochenerbe

Knochenerbe

Titel: Knochenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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senken würde.
    „Sie sprachen vom Girokonto“, hakte ich nach, nachdem ich einen Moment nachgedacht hatte. „Gibt es denn noch ein anderes?“
    „Gewiss!“ Sewell war wieder ganz Jovialität: „Und ob es das gibt, Madam! Jane Engle hatte Ersparnisse, die sie kaum angerührt hat. Ich habe ein paarmal versucht, sie für Investitionen zu interessieren oder sie zumindest zum Ankauf von Staatsanleihen zu bewegen, aber sie mochte ihr Geld lieber als Guthaben auf der Bank liegen haben.“ Traurig schüttelte Sewell das sich schon merklich lichtende Haupt und ließ sich in seinem Sessel zurücksinken.
    Einen kurzen, gemeinen Moment lang hoffte ich, der Stuhl würde sich mit ihm nach hinten senken.
    „Könnten Sie mir vielleicht auch verraten, welcher Betrag sich auf diesem Sparkonto befindet?“, fragte ich durch halb zusammengebissene Zähne hindurch.
    Endlich hatte ich die richtige Frage gestellt. Sewell strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Er beugte sich vor, was sein Sessel mit heftigem Quietschen kommentierte, stürzte sich auf Janes Akte und entnahm ihr einen zweiten Kontoauszug.
    „Nun jaaaa …“ Mit großer Geste hielt er sich den aufgeschlitzten Briefumschlag vor den Mund, in dem sich der Auszug befand, blies hinein, und zog das entscheidende Stück Papier heraus. „Im letzten Monat wies dieses Konto einen Betrag von … wollen wir doch mal sehen … richtig, hier steht es ja! Es handelt sich um rund fünfhundertfünfzigtausend Dollar.“
    Vielleicht entwickelte sich dieses Jahr ja doch nicht zum schrecklichsten in meinem Leben.

Kapitel Zwei
     
    Ich schwebte förmlich aus Sewells Büro, versuchte allerdings, mir nicht anmerken zu lassen, wie wunderbar ich mich fühlte. Der Jurist geleitete mich noch bis an den Fahrstuhl, wobei er mich die ganze Zeit von oben herab musterte, als würde er nicht ganz schlau aus mir. Na ja, das beruhte auf Gegenseitigkeit! Aber im Augenblick machte mir das nichts aus. Nein, Sir, es machte mir nichts aus!
    „Sie hatte das Geld von ihrer Mutter geerbt“, erläuterte Sewell. „Das meiste jedenfalls, und als die Mutter starb, konnte Miss Engle deren Haus verkaufen, das sehr groß war, und erzielte einen sehr guten Preis. Den Erlös teilte sie mit ihrem Bruder, aber als dieser starb, hinterließ er Jane seinen Anteil fast unangetastet und dazu noch seinen eigenen Besitz, den sie auch in Bargeld umwandelte. Der Bruder war Bankangestellter in Atlanta.“
    Ich hatte Geld. Ich hatte sehr viel Geld.
    „Ich schlage vor, wir treffen uns morgen in Janes Haus. Wir gehen das Inventar durch, und ich habe auch noch ein paar Papiere, die Sie unterzeichnen müssten. Passt Ihnen halb zehn?“
    Ich nickte, die Lippen fest zusammengepresst, um ihn nicht anzugrinsen.
    „Sie wissen, wo das Haus ist?“
    „Ja“, hauchte ich, dankbar, dass der Lift inzwischen eingetroffen war und seine Türen sich öffneten.
    „Dann bis morgen, Miss Teagarden.“ Der Anwalt schob sich die schwarze Brille auf der Nase zurecht und wandte sich zum Gehen, als sich die Türen des Fahrstuhls hinter mir schlossen.
    Jeder Freudenschrei, den ich jetzt ausstieß, würde den Fahrstuhlschacht hinauf hallen. Also beschränkte ich mich auf dem Weg nach unten darauf, leise, aber ekstatisch vor mich hinzukichern, begleitet von einem kleinen Freudentanz. Sobald sich die Fahrstuhltüren öffneten, um mich in die marmorgeflieste Eingangshalle zu entlassen, riss ich mich allerdings wieder zusammen.
     

     
    Irgendwie schaffte ich den Weg bis in mein kleines Reihenhaus in der Parson Road, ohne mit einem anderen Fahrzeug zu kollidieren, und bog schwungvoll auf meinen Parkplatz ein, im Kopf nur noch die Frage, wie ich angemessen feiern könnte. Das frisch verheiratete junge Paar, das Robins Haus links von meinem übernommen hatte, winkte zögerlich zurück, als ich es von Weitem mit einem munteren Hallo begrüßte. Der Parkplatz, der zum Haus der Crandalls rechts von mir gehörte, war leer, die beiden besuchten einen ihrer verheirateten Söhne, der mit seiner Familie in einer anderen Stadt lebte. Bankston Waites Haus hatte lange leergestanden. Die Frau, die es letztlich gemietet hatte, war wie immer bei der Arbeit. Ein mir unbekanntes Auto stand auf dem zweiten mir zugewiesenen Parkplatz, aber ich sah niemanden, also gehörte es wohl einem Gast eines anderen Mieters, der einfach nicht lesen konnte.
    Leise vor mich hin singend öffnete ich mein Gartenpförtchen und tanzte den Gartenpfad hinauf, wobei ich gestehen muss, dass ich

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