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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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Löwenkopf und zwei
Engeln verzierten Knauf sofort das kunsthistorische Interesse des Detektivs fesselte,
zu seinem Sessel. Indem er sich mit einer Hand auf dem Schreibtisch abstützte, setzte
sich der Alte, Engelhart blieb wie ein Diener hinter ihm stehen. Aus kleinen, harten,
grauen Augen sah der Mann sie an.
    »Verena Talbot«, sagte er schließlich
nur. Dann wandte er sich zu Marius. »Sie sind dieser«, er zögerte kurz vor dem nächsten
Wort, »Detektiv, dem man das Büro in die Luft gejagt hat?«
    Marius bejahte. Verena wollte etwas
sagen, mit einer knappen Handbewegung ließ der Mann sie verstummen. »Wissen Sie
mittlerweile, wer sie hochgehen lassen wollte?«
    »Zumindest weiß ich, wer diese Art
von Bomben bauen lernt.«
    »KSK?« Den Mann schien seine eigene
Antwort zu überzeugen, er nickte nämlich. »Dann war es dieser Bronckhorst?«
    »Ich würde darauf wetten.«
    »Und jetzt wollen Sie ihn hochgehen
lassen?«
    »Ihn und den gesamten Laden um ihn
herum«, antwortete Verena Talbot.
    »Darf ich einmal sehen?«, fragte
der alte Mann und hielt eine vom Alter leicht zitternde Hand hoch. Verena gab ihm
ihre Unterlagen, er blätterte sie ein paar Minuten stumm durch und gab sie ihr zurück.
    »Als ich jung war«, sagte er nach
einer langen Pause, »habe ich immer davon geträumt, einmal eine Story mit einer
solchen Brisanz zu haben. Wahrscheinlich hätte ich meine Seele dafür verkauft.«
Er machte eine kurze Pause, in der er Verena musterte. »So wie Sie!« Die Journalistin
zeigte keinerlei Reaktion. »Jetzt bin ich alt. Im kommenden Jahr werde ich 90 und
eigentlich habe ich mit all dem nichts mehr zu tun. Ich züchte Fische, wussten Sie
das?« Die beiden verneinten höflich. »Paradiesfische. Durch schlechte Auswahl und
Überzüchtung sind die Farben dieser ursprünglich wunderschönen Fische verblasst.
Erstaunlich, nicht wahr? Eigentlich glauben wir, wir könnten immer alles verbessern,
aber das stimmt nicht. Oft machen wir es nur noch schlechter. Jetzt jedenfalls versuche
ich, den Fischen ihre ursprüngliche Farbe zurückzugeben. Ein hübsches Hobby für
einen alten Mann – eine Aufgabe ohne Aufregung.« Der Mann erhob sich schwerfällig,
von Engelhart eilte herbei, um ihn zu stützen.
    Marius wartete, dass Verena Talbot
etwas sagte. Schließlich war das hier ihr Job. Aber sie saß völlig starr in ihrem
Sessel. Der alte Mann hatte gerade die Story ihres Lebens ruiniert. Marius war wie
ihr klar, dass es zu lange dauern würde, eine andere Tageszeitung davon zu überzeugen,
die Story zu bringen. In Köln gab es nur diese eine Chance, und auf dem Weg nach
Frankfurt, München oder Berlin waren sie für Bronckhorst leichte Ziele. Vermutlich
würden sie es nicht einmal aus der Stadt heraus schaffen. Ein paar neue ›Informationen‹
über den Terroristen Marius Sandmann und er wäre schneller in Gewahrsam, als Verena
einen neuen Zeugen auftreiben konnte, und solange sie nicht wussten, wer außer Bronckhorst
noch in die Angelegenheit verwickelt war, erschien es ihnen keine gute Idee, zur
Polizei oder zum BKA zu gehen. Nein, die Öffentlichkeit bot den besten Schutz.
    Der alte Mann war schon fast an
der Tür, als Marius die Initiative ergriff. »Ist es nicht ein wenig spät, um jetzt
noch seine Seele zu verkaufen?«
    Langsam drehte der Mann sich um.
»Was meinen Sie?«, fragte er mit einer beachtlichen Schärfe in der Stimme.
    »Zeit Ihres Lebens träumen Sie von
einer Story, für die Sie Ihre Seele verkaufen würden und jetzt möchten Sie sie verkaufen,
um die Story nicht bringen zu müssen.« Er machte eine Pause. »Um Ihre Ruhe zu haben.«
    »Ruhe ist wichtig in meinem Alter«,
sagte der Mann und wandte sich wieder zur Tür. Der silberne Knauf blitzte kurz im
Licht der Neonröhren auf.
    »Sie sind blass geworden wie Ihre
Fische«, gab ihm Marius als Letztes mit auf den Weg. Hätte sich der alte Mann in
diesem Augenblick umgedreht, hätte er gesehen, dass Verena Talbot Marius’ Hand gepackt
hatte und fest umklammert hielt.
    »Und Sie leuchten, Sandmann?« Statt
auf eine Antwort zu warten, wechselte er ein paar Worte mit den Redakteuren in der
Tür. Die Männer folgten ihm, nur von Engelhart kehrte an seinen Platz zurück. Er
schaute die beiden vor ihm mit undurchdringlicher Miene an, dann nahm er den Hörer
von seiner Telefonanlage, drückte eine Kurzwahl und wartete, bis sich am anderen
Ende der Leitung jemand meldete.
    »Stoppen Sie den gesamten Druck,
Meier!« Der Mann am anderen Ende der Leitung sagte

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