König 01 - Königsmörder
»Ich hoffe es für dich, Asher«, sagte Matt leise. »Ich denke, es gibt schlimmere Arten zu sterben.« Dann schüttelte er das Gefühl der Melancholie ab. »Also. Da wir gerade von Seiner Hoheit sprechen, weißt du, wo er ist? Wir wollten uns treffen, aber ich kann ihn nicht finden.«
»Hast du in seinem Arbeitsraum nachgesehen? In seiner Bibliothek?« Matt schnaubte verärgert. »Ich habe überall nachgesehen.«
»Frag Darran. Wenn es um Gar geht, hat der alte Knacker Augen im Hinterkopf.« »Darran ist nicht da. Aber Willer ist hier, das selbstgefällige kleine Wiesel, und er hat Seine Hoheit ebenfalls nicht gesehen. Er hat etwas von einem Picknick gesagt.«
Asher setzte sich auf den Fenstersims und blickte hinaus. Das Sonnenlicht des späten Nachmittags schimmerte auf den herbstgoldenen Blättern und den Dächern der Ställe. »Das ist jetzt Stunden her. Sie können nicht immer noch beim Horst sein. Sie hatten nicht viel zu essen dabei, und es dauert nur fünf Minuten, den Ausblick zu bewundern. Danach können sie nur herumgesessen und geredet haben und so tun, als würde Fane Gar nicht bis aufs Blut hassen, nicht wahr? Wahrscheinlich sind sie auf direktem Weg in den Palast zurückgekehrt, und er hat sich mit Durm in dem magischen Raum eingeschlossen und dich völlig vergessen.«
»Nein, ich fürchte, das hat er nicht getan.« Darran. Bleich und reserviert, stand er in der offenen Tür. Von seiner Miene war nichts abzulesen.
Asher spürte einen Nadelstich der Furcht zwischen den Rippen. Er tauschte einen Blick mit Matt und ließ sich von dem Fenstersims gleiten. »Was?«, fragte er rau. »Was faselt Ihr da?«
»Ich fasele nicht«, erwiderte Darran. »Ich hatte im Palast zu tun und bin gerade erst zurückgekommen. Die Königliche Familie und der Meistermagier sind nicht dort. Ihre Kutsche ist noch nicht zurückgekehrt.«
Wieder schaute Asher aus dem Fenster. »Seid Ihr Euch sicher?«
Darrans Lippen wurden schmal. »Absolut.«
Ein weiterer Nadelstich, schärfer diesmal. »Also, was wollt Ihr sagen? Wollt Ihr sagen, sie seien irgendwo zwischen hier und Salberts Horst verloren?« Darran hatte die Hände hinterm Rücken verschränkt. Etwas in der starren Haltung seiner Schultern ließ vermuten, dass er sie fest ineinander gekrampft hatte. »Ich sage gar nichts. Ich frage, ob Ihr Euch einen Grund vorstellen könnt, warum sich die Rückkehr der Kutsche so sehr verspätet hat. Seine Majestät wurde vor einer Stunde bei einer Versammlung erwartet, bei der über die Anlage eines öffentlichen Parks entschieden werden sollte. Seine Abwesenheit ist mit einer gewissen… Überraschung… aufgenommen worden.«
Asher unterdrückte einen Fluch. »Sagt mir nicht, dass Ihr umhergelaufen seid und über die Verspätung der Kutsche lamentiert habt! Ihr wisst doch, wie diese alten Klatschtanten sind, Darran, sie werden…«
»Natürlich habe ich nichts dergleichen getan. Ich bin alt, aber noch nicht verwirrt«, entgegnete Darran. »Ich habe den Ausschuss darüber in Kenntnis gesetzt, dass Seine Majestät aufgehalten worden sei, weil er sich mit Prinz Gar und dem Meistermagier um eine Angelegenheit von magischer Natur habe kümmern müssen. Sie waren mit dieser Erklärung äußerst zufrieden, die Versammlung ist ohne weitere Störung fortgesetzt worden, und ich bin unverzüglich hierher zurückgekehrt.«
Asher nickte mit widerstrebender Anerkennung. »Gut.«
»Und ich werde Euch noch einmal fragen«, sagte Darran, den Ashers Anerkennung wenig beeindruckte, »könnt Ihr Euch irgendeinen Grund denken, warum die Kutsche noch nicht zurückgekehrt ist?«
Die Nadelstiche kamen jetzt immer schneller und heftiger, im gleichen Rhythmus wie das Hämmern seines Herzens. »Vielleicht hat der Wagen ein Rad verloren, und sie sind deshalb aufgehalten worden.«
Darran schnaubte. »Jeder von ihnen könnte so etwas mit einem Zauber binnen weniger Augenblicke in Ordnung bringen.« »Er hat Recht«, sagte Matt. »Dann ist es eben ein lahmes Pferd. Ein Stein im Huf oder eine verrenkte Fessel.« Matt schüttelte den Kopf. »In diesem Falle wäre Seine Hoheit mit dem anderen Pferd zurückgekommen, um einen Ersatz zu holen.«
»Ihr macht Euch lächerlich, Asher«, erklärte Darran. »Ihr klammert Euch an äußerst dürftige Strohhalme. Ich werde also laut aussprechen, was wir alle gedacht haben. Es hat einen Unfall gegeben.«
»Ein Unfall, dass ich nicht lache!«, fuhr er auf. »Ihr stellt Vermutungen an, und Ihr irrt Euch, da gehe ich jede
Weitere Kostenlose Bücher